Über 100 Kartoffelsorten auf 1850 Meter

Fast vergessene Züchtungen und solche, die erst im Prüfprozess sind, wachsen an einem Grenzstandort im Bündnerland– das hat Gründe. Am Donnerstag, 10. Juli, findet dazu in Arosa GR eine Führung statt. 

Susanne Meier |

Auf 1850 Meter über Meer befindet sich in Maran ob Arosa GR eine Versuchsstation der Forschungsanstalt Agroscope. «Angelegt wurde sie 1933 auf Anregung von Friedrich Traugott Wahlen», erzählt Patrice de Werra von Agroscope aus der langen Geschichte.

Kurze Vegetationszeit

«Ein Kartoffelfeld im Alpengarten misst 6 Aren, insgesamt gibt es vier solche Felder, auf denen eine Fruchtfolge umgesetzt wird», erklärt er weiter. Dass Kartoffeln in dieser Höhe angebaut werden, hat einen Grund: Kartoffeln sind sehr virusanfällig. Mit dem Anbau in höheren Lagen ist die Ausbreitung der Viruskrankheiten wegen der geringen Blattlausbesiedlung weniger stark.

«In Maran ist die maximale Höhe für Kartoffeln allerdings erreicht, denn die Vegetationszeit ist kurz», so der Agroscope-Forscher. Im Auftrag von Pro Specie Rara werden rund 60 bis 70 alte Kultursorten vermehrt, alle Stauden sind mit Namen angeschrieben und können dieses Jahr im Rahmen von Führungen besichtigt werden (siehe Kasten). Das Pflanzgut der fast vergessenen Züchtungen, das auch andernorts in insektensicheren Tunneln angebaut wird, geht zur Organisation für die Erhaltung der Vielfalt.

Alte Sorten

«Im Fokus sind etwa ‹Erntestolz› oder ‹Ackersegen›», so Patrice de Werra. Ältere Kultursorten werden in der heutigen Zeit durch einige wenige neue Sorten, die von ausländischen Unternehmen stammen, aus dem Anbau verdrängt. In Zusammenarbeit mit Pro Specie Rara sollen die alten Sorten für zukünftige Generationen erhalten und das Sortenangebot bei den Speisekartoffeln bereichert werden. Zudem dienen sie der Suche nach Genen etwa für Krautfäuletoleranz.

Neben den fast verschwundenen Knollen und einem Versuchsfeld mit Futterpflanzen werden auch alle 43 Sorten auf der aktuellen Sortenliste auf den kleinen Feldern in alpinen Lagen angebaut – sowie einige Züchtungen, die im Prüfprozess sind. «Über diese 24 Sorten im Test wissen wir beim Anbau noch nicht viel. Das Pflanzgut stammt von ausländischen Züchtungsunternehmen. Unsere Vermehrung dient dem Pflanzmaterial fürs zweite Prüfjahr. Zudem wird die Virusanfälligkeit überwacht, indem Knollen aus Maran mit denen von Reckenholz ZH verglichen werden – auch wenn die Grösse unterschiedlich ausfällt.»

Krautfäule in der Höhe

Der Klimawandel mache sich aber auch in Maran bemerkbar, fügt er an. «Ich habe schon Virusübertragungen gefunden, und 2024 hatten wir auch Krautfäule. Dies, obschon die nächsten Kartoffelfelder weit weg sind. Immerhin gebe es keine Kartoffelkäfer», so Patrice de Werra. Viermal pro Saison müsse er vorbeugend ein Fungizid spritzen, das Pflanzen und das Setzen sei eine recht aufwendige Handarbeit. «Das Kraut wiederum wird chemisch vernichtet. Bewässern können wir hingegen nicht.»

Doch bei Versuchen stehe ja nicht der maximale Ertrag im Zentrum. Das wird deutlich, wenn er über die gegrabenen Mengen spricht: «Wir ernten je nach Jahr pro Staude sechs bis acht Knollen. Und pro Sorte wachsen 15 Pflanzen.» Von der Ernte in Arosa wird laut dem Experten keine einzige Knolle gegessen. «Unser Anbau dient allein der Vermehrung. Der alpine Standort wäre für die Produktion von Speise- oder Industriekartoffeln viel zu teuer.»

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