Das Hornlos-Gen erobert die Zucht

Das Niveau der PP- und Pp-Stiere bei Brown Swiss, Holstein und Red Holstein steigt. Teilweise haben sie die behornten Vererber bei Leistung und Exterieur eingeholt.

Susanne Meier |

Hans Aebischer, Präsident von Holstein Switzerland, führt die Betriebsgemeinschaft (BG) Aebischer mit seinem Bruder Wendelin, seinem Sohn Michael und seinem Neffen Ivo. Die genetische Hornlosigkeit hat bei der Zuchtherde der BG einen grossen Stellenwert.

Sie setzen seit 14 Jahren auf Hornloszucht

Hans Aebischer, Viehzüchter und Präsident von Holstein Switzerland, setzt in der Herde der BG Aebischer hornlose Stiere ein. Wenn ihre Qualität stimmt. -> Hier gehts zum Artikel

Genetik wird immer besser

Immer mehr Holstein-, Red-Holstein- und Brown-Swiss-Züchter tun es ihm gleich und wählen reinerbige und mischerbige Stiere. Erstere werden mit PP oder POS bezeichnet, letztere mit Pp oder POC. Urs Wichser von Select Star kann den Trend bestätigen: «Seit 2015 hat sich die Nachfrage nach Hornlos-Sperma bei Holstein, Red Holstein und Brown Swiss verdoppelt. Die Genetik wird immer besser, und bei den gefleckten Rassen gibt es zunehmend reinerbig hornlose Stiere. Topseller waren 2024 Bedrock-PP-ET im schwarzen, Maz-PP-ET Red im roten und Tamboy P im braunen Segment.»

René Bucher von Swissgenetics beobachtet die steigende Nachfrage nach Hornlosgenetik. Er macht mehrere Faktoren dafür verantwortlich: «In den ersten Jahren, also etwa ab 2005, war das Angebot auf die wenigen verfügbaren Linien konzentriert. Mit zunehmender Breite und Qualität stieg die Nachfrage in den letzten Jahren stetig an. Aktuell sind Vogue A2P2-ET PP bei den Holstein, TGD-Holstein Avamys-ET PP bei den Red Holstein und Wendel’s Tamboy Fanroy PP bei den Brown Swiss die meistverkauften PP-Stiere in unserem Angebot.»

Überzeugendes Profil

Zu den verkauften Samendosen aller PP- und Pp-Vererber kann René Bucher keine Zahlen angeben, es gibt keine entsprechende Statistik. Aber, so sein Blick voraus: «Bei Brown Swiss sind kürzlich zwei neue nachzuchtgeprüfte, reinerbig hornlose Stiere in den Zweiteinsatz gelangt. Es sind Loewenhof.ch Visor Lockdown PP und Biser’s Filomen Leon-ET PP, zwei Stiere mit überzeugendem Profil.» Alex Barenco von Swissherdbook kennt die Eigenschaften des roten Avamys und des schwarzen A2P2. Avamys sei mit 1403 ISET, 1000 kg Milch und guten 121 ITP einer der besten Stiere im roten Angebot.

«Er geht auf die bekannte Altitude zurück. Aufgrund seiner Abstammung, seiner Werte und zusätzlich dem PP-Gen ist es nicht verwunderlich, dass er stark eingesetzt wird.» A2P2 sei ein sehr populärer Vererber, der bereits als genomischer Jungstier intensiv genutzt wurde. «Dies auch dank seiner guten Zuchtwerte. Er vererbt knapp 900 kg Milch mit hervorragenden Inhaltsstoffen, gutem Exterieur und ordentlichen funktionellen Merkmalen.»

Skepsis verschwindet

Er brauche den Vergleich mit den «normalen» Stieren nicht zu scheuen. «A2P2 sorgt dafür, dass die letzte Skepsis gegenüber dem Polled-Gen verschwindet. Auch im Ausland geniesst er einen ausserordentlich guten Ruf, in Kanada herrscht ein grosser Hype um ihn.» Solche Stiere könnten locker mit den populärsten Vererbern mithalten, fasst er zusammen.

Laut Simon Schlebusch von Braunvieh Schweiz nimmt die Anzahl genetisch hornloser Tiere seit der breiten Einführung des Hornlosigkeitstests ab 2019 laufend zu: «Von jährlich rund 12’500 getesteten weiblichen Tieren sind rund 1’000 heterozygot und etwa 50 homozygot hornlos.» Für den Zeitraum vor 2019 seien keine aussagekräftigen Aussagen möglich. «Der Gesamtzuchtwert liegt bei behornten Stieren mit Jahrgang 2018 und älter bei 1’230,3, bei hornlosen bei 1’219,1. Das ist nahezu gleich stark. Beim Milchwert liegen behornte bei 503,4 und hornlose Vererber leicht tiefer bei 416,8. Dafür haben letztere beim Fitnesswert mit 111,3 gegenüber 109,1 die Nase vorn.

Nahezu gleich stark

Bei der Fruchtbarkeit sind sie mit 107,0 gegenüber 103,9 und bei der Nutzungsdauer mit 107,9 versus 105,4 sogar signifikant stärker. Timothée Neuenschwander von Holstein Switzerland hat die Ausbreitung des Polled-Gens in der weiblichen Population des Zuchtverbands ausgewertet. Er bezieht sich also nicht auf typisierte, sondern auf alle Tiere. «Wir hatten eine starke Zunahme seit 2017, die noch grösser wurde zwischen 2020 und 2022. Seitdem tragen etwa 20 Prozent der weiblichen Tiere mindestens ein Hornlosgen. Die starke Zunahme kommt vom damals breiten Einsatz starker Polled-Stiere wie Luster oder A2P2.»

Nach seiner Schätzung gab es 2024 etwa 1,3 Prozent weibliche POS- und 18,3  Prozent POC-Tiere beim Zuchtverband. «Bei 25’000 Geburten pro Jahr kommen rund 300 POS- und 4’400 POC-Kuhkälber zur Welt.» Unterschiede bezüglich Zuchtwerte verortet er vor allem bei der Milchleistung und in der Nutzungsdauer. «Der ISET behornter Tiere der Top 100 beträgt 1481, der Milchwert IPL 138 und der Fitnesswert IFF 122. Die POC- und POS-Tiere liegen bei 1’394 ISET, 130 IPL und 119 IFF. Beim Exterieur und bei den anderen Merkmalen ist das Niveau nahezu gleich.»

Das Wetter heute in

Lesershop

Hier gehts zum Lesershop

Umfrage

Setzt Ihr auf Natursprung?

32.2 % Ja, ausschliesslich
18.6 % Nein, nie
27.1 % Ja, je nach Kuh
13.6 % Ja, als letzte Chance (wenn KB mehrfach erfolglos)
8.5 % Manchmal

Teilnehmer insgesamt 59

Zur aktuellen Umfrage

Bekanntschaften

Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?