
Jasmin Gäumann ist die Beste der Jahreswertung 2025.
René Nussbaumer
Am 24. August 2025 wurde Jasmin Gäumann aus Wichtrach zur Schwingerkönigin gekrönt. Den goldenen Kranz erhielt sie auf dem Oberbühl in Huttwil BE, genau an dem Ort, wo sie als 8-Jährige ihr allererstes Schwingfest bestritten hatte. Seit dem Sonntag im August hat sich einiges für die 25-Jährige verändert.
«Am Montag nach dem Schwingfest in Huttwil hatte ich glücklicherweise frei. Ich war fast den ganzen Morgen am Telefon.» Auch während des Gesprächs klingelt das Telefon, TeleBärn hätte gerne ein paar Informationen zum offiziellen Empfang in Zäziwil BE. Gäumann gibt Auskunft und verspricht, die zuständigen Personen zu informieren.
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Auftrittskompetenz
Sie hat nicht gezählt, wie viele Interviews sie in den ersten zehn Tagen bereits gegeben hat. «Es wird irgendetwas zwischen 5 und 10 gewesen sein», sagt Gäumann und lacht. Ein spezielles Training für den Umgang mit Medien hat die Athletin nicht bekommen. «Das lernt man mit der Zeit.» Da Gäumann bereits in jungen Jahren sehr erfolgreich war und seither immer zum Favoritenkreis gehört, sind Medienanfragen nicht ungewohnt. Ein Auftritt wie derjenige im Schweizer Fernsehen, eine Woche nach ihrem Titelgewinn, in der Sendung «Potzmusig» live vom Esaf war aber aussergewöhnlich. «Die Kamera macht mir nichts aus. Es war aber ungewohnt, dass ich mich durch die Lautsprecher im Publikum doppelt gehört habe.»

Schon im Sägemehl gab Jasmin Gäumann die ersten Interviews.
efsv
Als Inspiration für die Gespräche las sie auch Artikel über ihre Vorgängerinnen und andere Schwinger. «Ich versuche mich nicht zu oft zu wiederholen, damit die Interviews auch etwas abwechslungsreich werden.» Einige Dinge wiederholt sie aber mit Freude. «Ich mache gerne Werbung für den Sport und dafür, dass mehr Mädchen ins Sägemehl kommen.»
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Diese Medienkompetenz konnte sich Jasmin Gäumann bereits vor acht Jahren aneignen, als sie dem «Schweizer Bauer» Rede und Antwort stand.
Fördert Frauensport
Seit Corona ist das Interesse von Mädchen für diesen Sport gestiegen. Die Bernerinnen konnten eine eigene Mädchengruppe gründen. Das Training der Mädchen, das einmal in der Woche stattfindet, leitet Jasmin Gäumann. «Von sechs Uhr bis halb acht leite ich das Training, und anschliessend trainiere ich bis halb zehn mit den Aktiven», beschreibt sie ihren Montagabend.
Sie selbst ist durch ihre Brüder zum Schwingen gekommen. «Bei uns im Dorf haben fast alle einmal geschwungen.» Wie erfolgreich die Geschwister Gäumann dabei waren, ist im Haus der Familie Gäumann sehr präsent. Zweig an Zweig, Kranz an Kranz und Glocke an Glocke reihen sich die Trophäen aneinander. «Die grosse Glocke gehört meinem Bruder Stefan, die bekam er in Pratteln, als er den Eidgenossen machte.»

Die Geschwister Gäumann waren und sind erfolgreiche Schwinger.
Christine Bieri
Gaben und Ehren
Das Haus der Familie Gäumann in Häutligen, wo die Schwingerkönigin aufgewachsen ist, liegt mitten im Grünen mit Blick auf die Berner Alpen. In einer Ecke des grossen Gartens steht ein Ziegenstall. «Dort sind unsere Ziegen untergebracht, die im Moment auf der Alp sind.» Auch die Ziegen haben eine Verbindung zum Schwingen. «Als ich 2011 bei einem Mädchenschwingen im Muotathal eine Ziege gewann, habe ich sie behalten. Heute stehen ihre Nachkommen im Stall.»
Um die Ziegen kümmern sich die Eltern von Gäumann seit der Zeit, als sie im Alter von 19 Jahren in eine Wohngemeinschaft zog. «Ich hatte die Gelegenheit, und da damals auch meine beiden älteren Brüder gerade auszogen, dachte ich, wieso nicht.»

In ihrer Freizeit reitet Jasmin Gäumann gerne.
Christine Bieri
Heute wohnt sie allein in einer Wohnung im benachbarten Wichtrach. «Die Wohnung ist recht klein. Es fehlt etwas Platz. All die Ehrengaben sind schön verteilt. So begegne ich ihnen immer wieder und kann mich daran freuen. Für den Spiegel vom Schwingfest in Huttwil muss ich noch einen besonderen Ort finden.»
Schiedsrichterin an Hornusserwettkämpfen
In ihrer Freizeit geht sie neben dem Training gerne reiten. In Häutligen hat sie zwei Pferde in Reitbeteiligung. «Mit dem Reiten habe ich etwa gleichzeitig wie mit dem Schwingen begonnen.» Wenn sie an einem Wochenende kein Schwingfest hat, trifft man die kaufmännische Angestellte auch als Schiedsrichterin an Hornusserwettkämpfen.
«Ich bin bei denen, die die Zahlen notieren.» Selbst zu hornussen, hat sie aber nicht gereizt. Die Mitglieder des Hornusserklubs gehören zu ihrem Freundeskreis. «Ich habe ihnen gesagt, wenn sie mich zum Richterkurs anmelden, dann mache ich das.» Und so unterstützt sie die Hornusser seit 2020 bei ihren Wettkämpfen.

Jasmin Gäumann wird von ihren Teamkolleginnen mit Bier geduscht.
efsv
Eine Frage der Organisation
Unterstützung erhält Gäumann wiederum von ihrem Schwingklub und Freunden, die beispielsweise zur Feier ihres Titels noch am selben Abend ein Fest im Restaurant Bärli in Häutligen auf die Beine stellten. «Das können sie gut. So spontane Feiern organisieren. Auch die Treichler waren da», sagt sie und strahlt.
Aus eigener Erfahrung weiss Gäumann, wie aufwendig die Organisation eines Schwingfestes ist. 2024 hat sie das Frauen- und Meitlischwingen in Oberthal BE organisiert. «Allein der Gabentempel braucht ein halbes Jahr.» Die Doppelrolle als Athletin und Organisatorin an dem Fest sei nicht ideal gewesen. «In den letzten Jahren hatten wir sehr viel Glück betreffend die Anzahl Schwingfeste, aber für das nächste Jahr sind nur vier geplant. Es wäre schön, wenn uns der Verband der Männer dabei unterstützen würde. Sie könnten uns zum Beispiel sagen, wenn sie nur am Sonntag schwingen. Dann könnten wir vielleicht am Samstag ein Frauen- und Meitlischwingen am gleichen Ort veranstalten.»
Wenn es die Gesundheit zulasse, möchte Gäumann nächstes Jahr am liebsten da anknüpfen, wo sie heute ist, und sich weiter mit Freude fürs Frauenschwingen einsetzen.

