Hof Cuschnaus vereint Bauerntum mit Lebenskunst

Lebensgemeinschaft zu zweit, Arbeitsgemeinschaft zu dritt, mit Nebenerwerb im Postdienst. Auf dem Hof in Cumbel GR wird Bauerntum mit Lebenskunst vereint. Bauer Franz Solèr lässt sich dabei gerne von der Fröhlichkeit seiner Verlobten anstecken.

Elisabeth Bardill |

Franz Solèr lenkt das Postauto auf der Bergstrecke Safiental. Mit Ruhe und Sicherheit fährt er durch enge Passagen, Baustellen, Sturm, Nebel, Schneegestöber oder sommerliche Gluthitze. Ausflügler belegen die Plätze und auch Talbewohner auf ihren Alltagsfahrten. Die Gruppe von Chauffeuren, darunter drei Frauen, pflegen einen freundschaftlichen Kontakt untereinander. Als Stammgast kommt es bei Wartezeiten oft zu Gesprächen.

Vielseitige Arbeit

Franz Solèr ist eher still, erwähnt jedoch ab und zu seine Partnerin und seinen Vater, der im unentbehrlichen Einsatz auf dem Hof steht. Dass seine Mutter letztes Jahr im Alter von 63 Jahren an einer schweren Krankheit verstarb, ist ein grosser Verlust für ihn und alle Betroffenen. Verlust und Neuanfang prägten die vergangenen Jahre von Solèr. Auf der einen Seite die fortschreitende Krankheit seiner Mutter, auf der anderen das Zusammenleben mit seiner Partnerin Nadia Meier. Aus dieser Beziehung schöpfe er Kraft und Lebensenergie, sagt er.

Man spürt die Berufung zum Bauernleben bei Franz Solèr. Es sind keine leeren Worte, wenn er sagt, dass er gerne vielseitig arbeitet, sei es mit den Tieren, der Erde oder im Wald. Zurzeit sind alle Tiere auf Alpweiden. Die Stallungen sind sauber und leer, der Heustock wächst in die Höhe. Der Brunnen plätschert auf dem grossen Auslaufplatz, und die Maschinen sind an diesem Sonntagabend alle unter Dach. Auf dem Hof Cuschnaus gibt es Platz für alles.

Generationenbetrieb

Da es ein Generationenbetrieb ist, wurden die neueren Gebäude passend hinzugefügt, sodass es eine klare Ordnung von Stallungen, Futtervorrat, Magazin, Holzlager wie Remisen mit Ausfahrt auf die Meliorationsstrasse gibt. Viehtransporte zu den Weiden, Alpen und zur Schlachtung werden mit dem eigenen Transporter getätigt. Der Schlachthof befindet sich in Bazenheid, das Fleisch wird vom Grossverteiler Migros übernommen.

Franz Solèr konnte den Hof im Jahr 2018 von seinem Vater Teodor Solèr in vierter Generation übernehmen. Der Vater hat eine eigene Wohnung im Untergeschoss des umgebauten Wohnhauses. Er bleibt gerne selbstständig und kocht für sich selber. Mit seinen 67 Jahren fühlt er sich stark genug, um sich mit seinen Fähigkeiten und Erfahrungen in der Landwirtschaft der Jungen einzubringen. Er sammelt Kräuter, sorgt sich um die Biodiversität und ist aufmerksam in der Natur unterwegs. Waldarbeit und Waldrandpflege erfordern grossen Arbeitsaufwand von Vater und Sohn. Beide sprechen die romanische Sprache.

Die Frau mit Gestaltungstalent

«Schöner wohnen» könnte das Motto von Nadia Meier sein. Sie ist gelernte Ofenbauerin, arbeitete elf Jahre im Beruf und wechselte danach in andere Arbeitsfelder. Da die körperliche Arbeit zu anstrengend wurde, bekam sie die Möglichkeit, in den Verkauf von Öfen und Kaminen zu wechseln. Nachdem Meier vor einigen Jahren Franz Solèr an einem Unihockey-Turnier kennen gelernt hatte, begann für beide ein erfüllteres Leben. Mit Freude zeigt die junge Frau den Verlobungsring, das Hochzeitsfest ist in Planung.

Auf dem Hof Cuschnaus übernimmt sie Aufgaben mit Gestaltungsmöglichkeiten. Sie baute den Stubenofen sowie den Sitzplatz mit Steinplattenboden unter einem Baum mit Aussicht über Feld, Wiese, Wald und über das fruchtbare Val Lumnezia. Das Haus ist persönlich ausgestattet mit gerahmten Zeichnungen von ihr. Der neu angelegte Bauerngarten und die Blumenrabatte können sich zum kleinen Paradies entwickeln. Das Tomatenhaus fehlt nicht, und das Kartoffelfeld für den Eigenbedarf beginnt zu blühen.

Arbeit bei der Post

Nadia Meier ist in Russikon ZH aufgewachsen. Sie singt, zeichnet und gärtnert gerne und findet Gefallen an den Tieren und der Feldarbeit. Dass beide Partner das Bauerntum mit Lebenskunst vereinen können, basiert wohl auf dem Organisationstalent. Beide sind in Teilzeitpensen bei der Post in der Region Surselva angestellt. Er als Postautochauffeur und sie als Postbotin. Sie schätzen den Umgang mit Menschen. Meier spricht gerne mit den Leuten. Viele sind älter und oft einsam, und da ist die Postzustellung ein wichtiger Fixpunkt im Tagesablauf.

Franz Solèr lässt sich gerne von der Fröhlichkeit seiner Verlobten anstecken. Beide gehen auf das Alter von 40 Jahren zu, und sie verstehen es, kleine Freuden und Auszeiten einzubauen wie Feierabend auf dem Sitzplatz. Vor allem pflegen sie die Sonntagsruhe. Neben dem Versorgen der Tiere wird dann nicht gearbeitet. Während das Vieh auf der Alp ist, hat Solèr einen grösseren Einsatzplan beim Fahrdienst. Das Paar hat verantwortungsvolle Aufgaben übernommen. Haus und Hof bedeuten ihnen erholsamen Rückzug ins Eigene.

Betriebsspiegel

Biohof seit 1992, 1180 m. ü. M., Bergzone III, 26 ha Grünland, davon 25 ha eigenes Land, 60 a Wald, 60 Mutterkühe mit Kälbern und Jungvieh, 1 Stier aus eigener Zucht, Besamung mit Natursprung, Sömmerung der Herde auf der Alp, Maiensäss mit Weideland, 8 Hühner und 1 Hahn, 2 Katzen. eba

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