Holsteinzucht: Nach Kritik läuft Überarbeitung

Der Gesamtzuchtwert bildet das Zuchtziel einer Rasse ab. Dieser entspricht aber nicht den Bedürfnissen vieler Holsteinzüchter. Ist es an der Zeit, den ISET, der sogenannte Index Selektion Total, anders zu gewichten?

Adrian Haldimann |

«Roter Schweizer Beautyman ist Nr. 1» titelte der «Schweizer Bauer» den Artikel zu den April-Zuchtwerten der Holsteinstiere. Beautyman ist mit 1601 Punkten die Nr. 1 nach dem Gesamtzuchtwert ISET, dem wichtigsten Zuchtwert überhaupt. Viele Züchter können aber mit hohen Gesamtzuchtwertstieren nicht viel anfangen, wie die Reaktionen auf diesen Artikel zeigten.

Kühe mit bestem Exterieur gewünscht

Das erstaunt, denn der ISET, der sogenannte Index Selektion Total, sollte das Zuchtziel abbilden und somit der breiten Masse der Züchter als hilfreiches Instru­ment in der Stierwahl dienen. Der ISET besteht aus drei Hauptelementen. Die Leistungs(IPL)- und Fitnessmerkmale (IFF) erhalten dabei mit je 40 % deutlich mehr Gewicht als Merkmale des Exterieurzuchtwerts (ITP). Es werden nur die Euternote und die Fundamentnote mit 12 % resp. 8 % im ISET gewichtet.

Ausgerechnet die im ISET nur schwach gewichteten Exterieurmerkmale sind für viele Holsteinzüchter besonders wichtig. Der erfolgreiche Züchter Bernhard Gertsch aus Frutigen BE, der jährlich mehrere Zuchtkühe vermarktet, schenkt einem tadellosen Exterieur viel Beachtung. «Auf dem Markt ist vor allem entscheidend, wie sich eine Kuh präsentiert. Viele Kunden wünschen sich Kühe mit bestem Exterieur und insbesondere Topeutern», sagt Gertsch, für den der ISET kaum eine Rolle spielt.

Zuchtfortschritt anstossen

Der Fokus vieler Züchter aufs Exterieur kann so weit gehen, dass die KB-Organisationen Swissgenetics und Selectstar nicht mehr hohe ISET-Stiere züchten wollen, weil sie gar nicht nachgefragt werden. Ist das nicht problematisch für die Weiterentwicklung der Rasse?

Alex Barenco von Swissherdbook sagt dazu: «In der aktuellen Formel wird die Töchterfruchtbarkeit mit einer sehr hohen Gewichtung berücksichtigt – hier war die Meinung, einen gezielten Zuchtfortschritt anzustossen.» Es sei heute schon Praxis, dass Sire-Analysten nicht nur den ISET anschauten, sondern auch alle weiteren Merkmale berücksichtigten, sodass unter den hohen ISET-Stieren die kompletten und marktfähigsten ausgewählt würden.

Arbeitsgruppe gebildet

Etwa bei Swissgenetics sieht man aber gut, dass die populärsten Stiere weit von der ISET-Spitze entfernet sind. Der zurzeit meistverkaufte Stier bei Rot ist Londaly Jasper, der einen ISET von lediglich 1260 aufweist und mit einem IFF von 105 in den Fitnessmerkmalen nur guter Durchschnitt ist. Dafür brilliert er mit einem hohen Exterieurzuchtwert ITP von 127 und stammt aus einer schauerfahrenen Kuhfamilie.

Ist es an der Zeit, den ISET anders zu gewichten? Barenco: «Holstein Switzerland und Swissherdbook planen, den ISET ab April 2026 anzupassen.» Zu diesem Zweck sei eine Arbeitsgruppe gebildet worden. «Die konkreten Anpassungen wurden jedoch noch nicht festgelegt.»

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