Kühe und Westernstadt: Das vielseitige Leben auf dem Erloohof

Auf dem Erloohof in Bürg lebt und arbeitet die Familie Müller mit Herzblut für die Landwirtschaft. Seit 1. Januar 2025 führt Jan Müller mit seiner Frau Melanie mit viel Engagement den Hof weiter, während er gleichzeitig ein Unternehmen aufbaut, eine Familie gründet und sich für die Junglandwirte engagiert.

Ramona Riedener |

Im Linth-Gebiet zwischen dem Zürich- und Walensee, eingebettet im Dorfkern des beschaulichen Weilers Bürg oberhalb Neuhaus in der Gemeinde Eschenbach liegt der traditionsreiche Erloohof der Familie Müller. Rund um den weitläufigen Innenhof gruppieren sich das Wohnhaus, der moderne Freilaufkuhstall, das Zuhause der Mastschweine sowie Werkstatt und Fahrzeughalle – ein harmonisches Zusammenspiel von Tradition und zeitgemässe Landwirtschaft vereint.

Gleich hinter dem Hof öffnet sich die malerische Landschaft, sanft durchbrochen von Obstbäumen. Noch liegt die Weide in winterlichem Braun und die majestätischen Berge am Horizont tragen ihr weisses Winterkleid.

Ein Hof mit Geschichte und Zukunft

Dieser idyllische Ort ist das Zuhause von Jan und Melanie Müller. Der heute 29-Jährige ist hier mit zwei Schwestern aufgewachsen. Schon früh stand für ihn fest, welchen Beruf er später ergreifen möchte – der Hof war für ihn nie nur ein Zuhause, sondern auch seine Zukunft. Bereits seine Grosseltern bewirtschafteten den Erloohof, bevor seine Eltern, Werner und Doris Müller, den Familienbetrieb im Jahr 1989 übernahmen. Im Laufe der Zeit hat sich jedoch einiges verändert.

So erhielten die Milchkühe im Jahr 2000 einen modernen Laufstall, der ihnen mehr Komfort und Bewegungsfreiheit bot und zugleich die Arbeit für die Bauern erleichterte. Auf ihrem Speiseplan stehen Heu, Gras, Mais und Luzerne vom eigenen Feld, ergänzt durch hochwertiges Zusatzfutter. Der Betrieb erstreckt sich über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 36 Hektaren und bietet rund 40 Milchkühen – vorwiegend Holstein und Red Holstein – aus eigener Aufzucht, sowie 76 Mastschweinen ein artgerechtes Zuhause. Ergänzt wird das Hofleben durch 25 Hühner als fleissige Eierlieferanten, vier Katzen, die sich um die Mäuse kümmern, und Hofhündin Debby, die stets für Streicheleinheiten bereit ist.

Jung, motiviert und voller Tatendrang

Jan und Melanie haben eine turbulente Zeit hinter sich. «Langweilig wurde es uns definitiv nicht», sagt Jan und lacht. Im Januar 2024 gründete der junge Agrotechniker seine eigene Firma. «Wir sind ein Team von fünf jungen, motivierten Fachleuten und mit modernen Spezialmaschinen im Einsatz. Unser Aufgabenbereich reicht von der Baum- und Grünflächenpflege bis hin zu Spezialarbeiten im Gartenbau und Naturschutz.» Mit viel Energie baute er das Unternehmen auf – während gleichzeitig ein weiteres grosses Ereignis bevorstand: Im August läuteten für das junge Paar die Hochzeitsglocken.

Kennengelernt hatten sich Jan und Melanie einst an einem Geburtstagsfest. Nachdem sie sich aus den Augen verloren hatten, führte sie das Schicksal, ganz nach dem Motto «Gut Ding braucht Weile» erneut zusammen. Melanie, eine Bauerntochter aus Brunnadern, ist gelernte Pflegefachfrau und arbeitet als Teamleiterin der Notfallstation in Uznach. «Ich liebe meinen Job, aber bald wartet eine ganz neue Herausforderung auf mich», sagt die 27-Jährige strahlend, denn im Juni erwarten sie ihr erstes Kind.

Eltern helfen noch mit

Am 1. Januar folgte ein weiterer Meilenstein im Leben der jungen Familie: Jan und Melanie übernahmen den Hof offiziell von Doris und Werner Müller. Während das junge Paar nun im Haus auf dem Hof lebt, haben die Seniorbauern nicht weit entfernt ein neues Zuhause gefunden. «Wir können aber immer auf die Unterstützung der Eltern zählen», betont Jan. «Ohne sie wäre es kaum möglich, all die Aufgaben unter einen Hut zu bringen.» Melanie nickt zustimmend: «Wir haben ein so harmonisches Verhältnis. Meine Schwiegereltern und die ganze Familie sind eine wertvolle Unterstützung für uns. echt super. Dafür sind wir ihnen sehr dankbar.»

Alle zwei Jahre verwandelt sich der Erloohof in eine Westernstadt. Countryfans aus nah und fern pilgern in den kleinen Weiler Bürg, wo drei Tage lang Westernsound und Winnetou-Feeling den Alltag vergessen lassen. Requisiten und liebevolle Dekorationen, meist von Werner Müllers Meisterhand gefertigt, tragen zum authentischen Ambiente bei.

Wenn der Erloohof zur Westernstadt wird

Über 200 freiwillige Helferinnen und Helfer sowie zahlreiche Sponsoren machen den Grossanlass, der seit 2003 stattfindet, überhaupt erst möglich. In diesem Jahr musste das Fest allerdings pausieren. Zu viel war los im Leben der Familie Müller. «Mit der Firmengründung, der Hochzeit und der Hofübernahme wäre es unmöglich gewesen, ein so grosses Fest auf die Beine zu stellen», erklärt Jan. Doch ein Abschied ist das nicht. «Sobald es bei uns wieder etwas ruhiger wird, folgt das Comeback», verspricht er.

Neben Beruf und Familie engagiert sich Jan Müller mit viel Herzblut in der Junglandwirtekommission des Kantons St. Gallen (JULA). Seit rund vier Jahren ist er Präsident der 2014 gegründeten Fachkommission. «Unser Ziel ist es, die Interessen der jungen Landwirte zu vertreten und ihnen eine starke Stimme zu geben», erklärt er. Die JULA St. Gallen setzt sich aus acht Mitgliedern zusammen, die verschiedene Regionen und Betriebstypen repräsentieren.

Für eine starke Landwirtschaft von morgen

Ein wichtiger Bestandteil der Kommissionsarbeit ist der regelmässige Austausch. «Wir organisieren in der Regel drei Treffen im Jahr, zu denen wir die jungen Landwirte einladen», erklärt Jan. «Eines widmet sich einem politischen Thema, zu dem wir jeweils eine Jungpartei einladen. Dann gibt es eine Veranstaltung zu einem landwirtschaftlichen Fachthema, und das dritte Treffen ist meist gesellschaftlicher Natur.»

Zudem ist die JULA SG mit einem Mitglied in der nationalen Junglandwirtekommission des Schweizer Bauernverbands vertreten. «Der Austausch mit der nationalen Ebene ist enorm wertvoll», sagt Jan. «So können wir mitgestalten und sicherstellen, dass die Anliegen der jungen Landwirte gehört werden.» Obwohl die Veranstaltungen gut besucht sind, wünscht sich Jan noch mehr Engagement von den Jungbauern. «Änderungen und Innovationen sind oft schwer durchzubringen. Doch wenn jeder seinen Beitrag leistet, trägt das langfristig garantiert Früchte.»

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