
Alle zwei Wochen fährt Olivier Bayard jeweils freitags und samstags mit seinem Milchtank-Lastwagen von Hof zu Hof, um Milch abzuholen
Christian Zuffery
Ihre Weiden liegen tief in einer Schlucht zwischen teils senkrecht abfallenden Felswänden. Ihre Getreideäcker sind auf viele terrassierte und sehr kleine Parzellen verteilt. Insgesamt bewirtschaften Olivier und Nadine Bayard eine Fläche von 36 Hektaren in den Bergzonen II und III.
Sie halten sechs Eringer und vierzehn Simmentaler Kühe, die sie melken und deren Milch sie an Mastkälber vertränken, sowie etwa ein Dutzend Schafe. «Mit den Schafen nutzen wir Flächen, die wir mit Rindvieh nicht bestossen können», erklärt Olivier Bayard. Er ist seit dem 1. Januar Gemeindepräsident von Inden mit etwa 130 Einwohnern.
Alpkäse und Butter
Den Betrieb hat er 2018 von seinem Vater übernommen. Dieser war ein bekannter Züchter von Eringer Kühen. Er hat an Ringkuhkämpfen viele Treicheln gewonnen, die in seinem Restaurant Rumeling in Inden aufgehängt sind. Olivier Bayard nimmt, obschon er immer noch ein paar Eringer Kühe hat, nicht mehr an Ringkuhkämpfen teil.
«Wir sehen Eringer nicht als Kampftiere, sondern als Nutztiere», erklärt Ehefrau Nadine, «weshalb uns Kühe, die Milch geben, lieber sind als Kühe, die im Kampf stark sind.» Nadine Bayard kümmert sich vor allem um die Direktvermarktung, die für die Familie, die an der viel befahrenen Hauptstrasse zwischen Leuk-Stadt und Leukerbad lebt, betriebswirtschaftlich von grosser Bedeutung ist. Neben Alpkäse verkaufen sie da auch Butter, die sie aus ihrer eigenen Milch selbst produzieren.
Alle zwei Wochen auf Milch-Tour
Bayards halten ihre Kühe daher nicht als Mutterkühe, obschon das Melken und das Vertränken der Milch aufwendiger ist. Olivier Bayard ist ausserdem als Milchcamion-Fahrer tätig. Das Einkommen trage zur finanziellen Stabilität des Betriebs bei. Das Milchtransportunternehmen, in das er bereits eingestiegen ist, während sein Betrieb noch von seinem Vater geleitet wurde, führt er zusammen mit der Bauernfamilie Soltermann in Raron in einer Kollektivgesellschaft.

Olivier Bayard hält in seinem Stall in Inden VS derzeit sechs Eringer- und 14 Simmentaler-Kühe, deren Milch er an Mastkälber vertränkt
Christian Zuffery
Heute fährt er noch alle zwei Wochen jeweils am Freitag und am Samstag von Hof zu Hof, um Milch abzuholen. Aufgrund der gesetzlichen Ruhezeitregelung für Berufschauffeure wechseln er und sein Partner sich ab, wenn ihr einziger Angestellter frei hat. Mehr würde für ihn, seit er den Betrieb übernommen hat, nicht mehr drinliegen.
Findet keine Fahrer
«Ich müsste zu Zeiten fahren, die sich mit der Arbeit auf dem Hof nicht vereinbaren lassen», erklärt Bayard. Schon die beiden Tage alle zwei Wochen seien für ihn eine Herausforderung. Denn es bedeutet, jeweils eine halbe Stunde früher aufzustehen als üblich, also schon um 3.30 Uhr mit der Stallarbeit zu beginnen.
«Wir haben schon mehrmals versucht, neue Chauffeure einzustellen, doch LKW-Fahrer, die auch an Wochenenden bereit sind zu arbeiten, weil Milch an 365 Tagen im Jahr abgeholt werden muss, sind rar.» Wenn Bayard fährt, schätzt er allerdings auch den Austausch mit anderen Bauern. «Das Gespräch mit Berufskollegen bewahrt mich davor, betriebsblind zu werden», ist Bayard überzeugt. Etwas ruhiger wird es im Sommer, wenn sich seine Kühe auf der Alp Larschy, oberhalb von Inden, befinden. Nach dem Heuen und der Getreideernte liegt selbst bei Familie Bayard mal eine Woche Ferien drin.
Nicht nur Ertrag zählt
Das Getreide, insbesondere Roggen für Walliser Roggenbrot AOP, baut Bayard im Rahmen eines vom Bund und vom Kanton Wallis finanzierten Förderprojekts an. Er nutzt Flächen bei der Satelliten-Bodenstation Brentjong oberhalb von Leuk, die ausgesprochen trocken und windexponiert sind, aber trotzdem nicht bewässert werden dürfen.

Die Direktvermarktung ist für Olivier und Nadine Bayard, die direkt an der Strasse nach Leukerbad wohnen, von betriebswirtschaftlich grosser Bedeutung.
Christian Zuffery
Doch hier zählt weniger der Ertrag, nicht mal die Fruchtfolge, sondern die Begleitflora. Darunter selten gewordene kornbegleitende Pflanzen wie der Feuerrote Adonis, auch Feuerrotes Blutströpfchen genannt, oder das Acker-Mannsschild. Die Bewirtschaftung dieser Äcker, mit Parzellen kaum grösser als 2’000 Quadratmeter, sei jedoch ausgesprochen aufwendig, betont Bayard.
Zumal kein Lohnunternehmer gewillt ist, auf diesen Flächen Getreide zu ernten, weshalb Bayard einen eigenen Mähdrescher anschaffen musste. Trotz einem bescheidenen Ertrag von 30 bis 35 Kilo Getreide pro Are – und das in guten Jahren, wie Olivier Bayard betont.