
Bisher gab es in den meisten Regionen der Schweiz aufgrund der Witterungsverhältnisse nur wenige und kurze Zeitfenster für die Ernte der Lagerrüebli.
Ueli Hauser
Rüebli sind das beliebteste Gemüse, das hierzulande im Freiland angebaut werden kann. In den letzten zehn Jahren wurde in der Schweiz die Anbaufläche von Karotten kontinuierlich ausgebaut, auf 2’070 Hektaren im Jahr 2024. Die Hauptanbaugebiete liegen im Mittelland in den Kantonen Freiburg, Bern und Solothurn sowie auf den leichten und sandigen Böden der Ostschweiz.
Jedes vierte Rüebli ist ein Biorüebli
Jährlich werden hierzulande zwischen 60’000 und 80’000 Tonnen Rüebli geerntet; das reicht in der Regel, um den Bedarf in der Schweiz zu decken. Der ProKopf-Verbrauch von Rüebli liegt bei rund acht Kilo pro Jahr. Jedes vierte Rüebli, das in der Schweiz gegessen wird, ist ein Biorüebli. Die Anbaufläche ist heuer im Vergleich zum Vorjahr etwa gleich geblieben; die Fläche für den Anbau von Biorüebli ist leicht gestiegen.
«Die Ertragsschätzungen, die gesamtschweizerisch Mitte Oktober gemacht wurden, und der Start der Lager-Rüebliernte lassen in den meisten Regionen eine gute Ernte erwarten», sagt Leo Teske vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten (VSGP). Man sei aber noch nicht weit. «Mit den derzeitigen Niederschlägen ist es schwierig, in das Feld zu fahren. Und wenn, gibt es meist nur kurze Zeitfenster», sagt Teske.
«20 Prozent der Rüebli in den Paloxen»
Wie bei den Kartoffeln verzögern die fehlenden Paloxen auch die Karottenernte. Einzig im Wallis sind die Rüebli bis auf wenige Hektaren unter Dach und Fach. Ebenfalls erst am Anfang steht die Lagerrüebliernte in der Ostschweiz. «Stand heute sind etwa 20 Prozent der Rüebli in den Paloxen», sagt Alexander Zogg von der Gemüseanbauorganisation Müller Azmoos AG in Weite SG. Zusammen mit rund 120 Vertragsproduzenten baut das Unternehmen auf etwa 300 Hektaren Karotten an, fast zwei Drittel davon als Lagerrüebli.
Nebst den schwierigen Erntebedingungen hebt Zogg noch ein anderes Problem hervor: «Weil es im Juni sehr heiss und trocken war, später noch Schlagregengüsse dazukamen und ein grosser Erdraupenbefall herrschte, mussten etwa 40 Prozent der Lagerrüebli relativ spät im Juli nachgesät werden. Damit diese Rüebli noch ihre Grösse erreichen, braucht es im November noch ein paar schöne Tage mit Temperaturen über 15 Grad.»
Im besten Fall eine durchschnittliche Ernte
Obwohl auf den leichten und sandigen Böden des St. Galler Rheintals die Rüebli auch im Dezember oder noch später geerntet werden können, rechnet Zogg im besten Fall mit einer durchschnittlichen Ernte 2025. Lange Tradition hat der Rüeblianbau auf dem Landwirtschaftsbetrieb der Justizvollzugsanstalt Wauwilermoos in Egolzwil LU. Seit über 50 Jahren werden auf den drainierten Böden im Wauwilermoos Karotten angebaut, seit 1996 in Bioqualität. «Bis jetzt war es ein gutes Rüeblijahr», sagt Markus Bienz, der für den Ackerbau des 150 ha grossen Biobetriebes zuständig ist.
Die Rüebli seien kerngesund; keine Anzeichen von Alternaria. Im Juni habe es zwar eine längere Hitzeperiode gegeben, wo vor allem die frisch gesäten Rüebli gelitten hätten und nur spärlich aufgelaufen seien, sagt Bienz. Dadurch hätten die einzelnen Rüebli mehr Platz zum Wachsen gehabt und seien zum Teil übergross geworden. Rüebli mit einem Gewicht von mehr als 200 Gramm, sogenannte «Hotelrüebli», seien aber in der Gastronomie und bei Marktfahrern gefragt.
Von den 8 ha Rüebli, die im Wauwilermoos angebaut wurden, sind 6 ha geerntet. Jetzt wartet Bienz noch auf 100 Paloxen, die ihm noch fehlen, und hofft auf ein paar sonnige und trockene Novembertage, auf den sogenannten Martinisommer, damit die restlichen 2 ha sauber geerntet und eingelagert werden können.