
Landwirt Andreas Neyerlin (links), hier mit Stefan Weber, hätte die Biogas-Anlage allein bauen müssen, doch hätte bestenfalls eine schwarze Null rausgeschaut.
Christian Zufferey
Das Projekt war ambitioniert – und auch etwa zwei Dutzend Landwirte zeigten sich interessiert, als die Erdgas AG Laufental-Thierstein (Gasag) sie angefragt hatte, Gülle und Mist abzuliefern, um die Stadt Laufen BL und umliegende Gemeinden, teilweise im Kanton Solothurn gelegen, mit Biogas zu versorgen.
Die Gasag hätte 20 Prozent ihres Gasverbrauchs mit regionalem und umweltschonendem Biomethan abdecken wollen, um es für die Industrie und die Wärmeversorgung des Laufentals zu nutzen. Sie hätte damit auch dem noch relativ jungen, seit 1993 existierenden, derzeit aber nicht mehr genutzten Gasnetz, ein zweites Leben geben können. Doch daraus wird nun nichts. «Leider kam das Projekt nicht zustande», zeigt sich Gasag-Geschäftsführerin Linde Meneghin enttäuscht. Obgleich sie auch Verständnis für Landwirte zeigt, die das mit dem Bau einer Biogas- und Aufbereitungsanlage verbundene Risiko nicht eingehen können.
Hofdüngermenge von bis zu 32’000 Tonnen
Stefan Weber, der beim Zentrum Ebenrain in Sissach BL für erneuerbare Energie aus der Landwirtschaft zuständig ist und selbst auf einem Bauernhof in Laufen BL wohnt, mag nicht von Scheitern sprechen. Er bedauert zwar, dass das Projekt nicht zustande kommt, denn Potenzial sei nicht nur da, sondern sogar riesig. Im Laufenbecken hätte eine Anlage entstehen können, in die bis zu 25 Bauern in einem Umkreis von fünf Kilometern ihre Gülle und den Mist hätten liefern können – von bis zu 1’300 der insgesamt rund 3’600 Grossvieheinheiten im Einzugsgebiet, und eine Hofdüngermenge von 32’000 Tonnen.
«Wir haben viel gelernt, das uns bei weiteren Projekten hilfreich sein wird.»
Für die Transporte von Gülle und Mist wäre ein LKW zum Einsatz gekommen. Das Biogas hätte an einem existierenden und nahe gelegenen Einspeisepunkt ins Gasnetz geleitet werden können. Trotzdem meint er: «Wir haben viel gelernt, das uns bei weiteren Projekten hilfreich sein wird.»
Abgesichert nur mit Lieferverträgen
Als Hauptgrund für das Scheitern sieht Stefan Weber die Höhe der Investitionskosten. Für den Bau einer so grossen Biogasanlage wären drei Landwirte, deren Betriebe sich nah am Einspeisepunkt befinden und auch zentral liegen würden, prädestiniert gewesen. Einer von diesen hat bereits eine Kostenschätzung in Auftrag gegeben – rund 6 bis 7 Millionen Franken, abgesichert nur mit Lieferverträgen.
«Die Gasabnehmer müssten bereit sein, Risikokapital bereitzustellen.»
Andreas Neyerlin hätte sich zwar auch dafür noch begeistern können. Er bewirtschaftet in Wahlen BL einen 33-Hektaren-Betrieb mit Mutterkühen, ein paar Schafen und Weideschweinen sowie Getreidebau – er vermarktet alle seine Produkte direkt über seinen Hofladen. Er spricht sogar von einer gewissen Euphorie, die bei ihm herrschte, zumal ihn nicht nur die Produktion von umweltschonender Energie aus Rohstoffen der Landwirtschaft, sondern auch die dahintersteckende Technik fasziniert hätten.
Scheitern «aus Vernunft»
Doch er war es auch, der sich angesichts des hohen Investitionsbedarfs dagegen entschieden hat. «Aus Vernunft», wie er betont. Denn die Rechnung wäre bestenfalls mit einer schwarzen Null aufgegang en – unter Berücksichtigung der Amortisation innert 20 Jahren, den Lohnkosten von Personal mit mindestens 250 Stellenprozente und relativ hohen Unterhaltskosten.
Denn die Aufbereitungsanlage, die nötig ist, um Gas von guter Qualität einzuspeisen, darf nur von ausgewiesenen Fachpersonen gewartet werden. Nicht einkalkuliert ist das hohe Risiko, das Neyerlin hätte eingehen müssen, bei einem eher knapp berechneten Kostenvoranschlag. «Würde ich nur ein wenig bei den Löhnen für Personal schrauben, würde schon gar kein Gewinn mehr resultieren», sagt Neyerlin.
Deutlich billiger bauen
Für Stefan Weber ist klar: «Die Anlagen müssen deutlich billiger werden.» Im angrenzenden Elsass sei es etwa möglich, ähnliche Anlagen zu einem Zehntel des Preises, den man in der Schweiz zahlen müsste, zu bauen. Neyerlin sieht dabei allerdings auch die Gasabnehmer in der Pflicht. «Sie müssten bereit sein, Risikokapital bereitzustellen», so Neyerlin.
Dem pflichtet auch Stefan Weber bei: «Das Risiko können Bauern, für die am Ende nur wenig rausschaut, als Investoren nicht tragen.» Neyerlin ergänzt: «Ich hätte sonst kein gutes Gefühl und entlaste nun mit diesem Entscheid auch meine Familie.» Zumal nicht jedes Risiko berechenbar sei.
Die Gasag hätte laut Linde Meneghin «ein mehrfaches vom Preis geboten, den andere Gasabnehmer bieten». Sie spricht auch von Fördertöpfen, um mit öffentlichen Geldern die Installation von Wärmepumpen zu finanzieren, aber keine für Anlagen, die erneuerbares Biogas für die Wärmegewinnung produzieren. Ausserdem ergänzt sie: «Erneuerbare Energie kostet mehr als Erdgas, daher benötigt sie auch die Akzeptanz der Kunden.»
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