«Zentral ist die Schlagkraft»

Das Lohnunternehmen J-Reiff.lu hat Kunden in Luxemburg, Deutschland und Belgien. Um diese stets zufriedenzustellen, trifft der Betrieb vielseitige Massnahmen.

Tobias Strahm |

Schon bei der Anfahrt wird einem die Dimension des Betriebes Reiff, der rund 60 Schlepper täglich bewegt, bewusst. Im kleinen luxemburgischen Dorf Ulflingen,am Dreiländereck zu Belgien, Deutschland und Luxemburg, steht der Betrieb in einem Industriegebiet.

Der Betriebsstandort wurde ausgesiedelt und sieht einem herkömmlichen Landwirtschaftsbetrieb überhaupt nicht ähnlich. Das Unternehmen bietet seit der Post-Covid-Zeit täglich Führungen für grosse Reisegruppen aus ganz Europa an.

Bekannt wurde der Betrieb vor allem über die Präsenz auf Youtube, wo Landtechnikvideos gepostet werden. Ein Angestellter widmet sich fast ausschliesslich der Video­produktion.

Sprachgrenze ist ein wichtiger Faktor

Die Kunden des Betriebes befinden sich bis 80 Kilometer vom Betriebsstandort entfernt in Deutschland, Belgien und Luxemburg. Dabei sei die Sprachgrenze ein wichtiger Faktor. 10 Fahrminuten vom Betrieb entfernt wird in Luxemburg und Belgien Französisch gesprochen.

«In Französisch sprechenden Regionen haben wir trotz der geografischen Nähe kaum Kunden, hier macht sich der kulturelle Unterschied bemerkbar», so ein Mitarbeiter während des Betriebsrundgangs.

Automatisiertes Lager

Dafür ist das Unternehmen J-Reiff weiter östlich in Deutschland sehr beliebt. «Da wir mit unserem riesigen Maschinenpark eine Schlagkräftigkeit anbieten können, die über der Konkurrenz liegt, setzen vor allem tierintensive Betriebe auf uns», so der Mitarbeiter. «Die grossen Milchviehbetriebe in unserer Region haben die Zeit und die Schlagkraft nicht mehr, die Silageernte selbstständig und effizient durchzuführen, da kommen wir ins Spiel.»

Der optimale Arbeitsablauf beginnt bei der Disposition. Dafür wird das heute schon grosse Bürogebäude derzeit weiter ausgebaut. Zudem muss die stetige Einsatzfähigkeit gewährleistet werden. So hat der Betrieb mehrere Lagersilos mit Ersatzteilen angeschafft, wo über den Computer vollautomatisch mit einem Schubladensystem das gesuchte Teil in eine Art überdimensionierten Briefkasten gelegt wird.

Betriebsporträt J-Reiff

Der Familienbetrieb Reiff wird von Jeff Reiff in dritter Generation geführt und bewirtschaftet die eigene Fläche von 680 Hek­taren. Vorher war der Betrieb am Dorfrand klassisch aufgestellt: ein kleiner Milch- Ackerbau-Betrieb. In den 1970er-Jahren wurde schliesslich der erste Häcksler gekauft.

Der Betrieb und das Lohnunternehmen wuchsen ständig, und 2014 wurde schliesslich in ein Industriegebiet ausgesiedelt. Heute wird auf dem Betrieb kein Vieh mehr gehalten. Stattdessen steht ein beeindruckender Maschinenpark im Zentrum des Lohnunternehmens. Insgesamt sind 60 Traktoren der Marke Fendt im Einsatz, alle jünger als drei Jahre. Darüber hinaus verfügt der Betrieb unter anderem über 27 Ladewagen, 9 Feldhäcksler, 5 Drescher, 20 Güllefässer, 12 Sämaschinen und 7 Schmetterlings-Schwader.

J-Reiff.lu ist als B-Landmaschinen-Händler tätig. Dieses Geschäftsmodell funktioniert so, dass die Maschinen erst nach 1000 Arbeitsstunden verkauft werden dürfen. So werden alle Traktoren und Häcksler, bis sie die Stundenzahl erreicht haben, auf dem Betrieb eingesetzt, anschliessend in der eigenen Werkstatt aufbereitet und in ganz Europa weiterverkauft. So verfügt Reiff stets über die neuste Technik.

Das Unternehmen beschäftigt 74 fest angestellte Mitarbeitende. Davon sind 25 als Traktorfahrer tätig und weitere 25 arbeiten in der betriebseigenen Werkstatt. Eine Baukolonne mit 10 Mann führt Erdarbeiten, Abrissarbeiten sowie Baustellenvorbereitungen durch. Zusätzlich sind Lageristen und Disponenten sowie Buchhalter angestellt. Während der Hochsaison reicht das Stammpersonal jedoch nicht aus, um alle Maschinen gleichzeitig zu besetzen. Deshalb wird der Betrieb in dieser Zeit von zahlreichen externen Arbeitskräften unterstützt, die tage- oder wochenweise mithelfen. Die meisten arbeiten Vollzeit extern und nehmen für die Arbeitsspitzen frei.

Die genaue insgesamt bewirtschaftete Fläche kann der Betrieb nicht nennen, da bei der Silage beispielsweise 3- bis 7-mal gemäht wird. Jeder der 800 Kunden hat da individuelle Wünsche. Silomais sät Reiff eine Fläche von 2500 Hektaren, erntet im Herbst aber 4500 Hektaren. Mehr Infos gibt es hier.  t st

«Die Investition ist zwar teuer, bezahlt sich aber allemal aus. Wir kaufen zum Beispiel Zapfwellen im 50er-Pack und bekommen so Mengenrabatte.»

Und weiter: «Die Expresslieferung ist zudem teurer. Und wenn etwas auf dem Feld kaputtgeht, können wir es uns nicht leisten, einen halben Tag stillzustehen», erläutert der pensionierte belgische Bauer, der für Reiff die Führung hält. So fährt bei einem Defekt ein angestellter Mechaniker direkt auf das Feld und repariert kleinere Schäden vor Ort. In der betriebseigenen Werkstatt werden auch Reparaturen für Kunden ausgeführt, um die Mitarbeiter besser auszu­lasten.

«Mit dem GPS-Track wird einem möglichen Konflikt vorgebeugt»

Alle Reiff-Fahrzeuge sind mit Betriebsfunk ausgerüstet. Die einfache Kommunikation unter den Fahrern spare häufig unnötige Leerfahrten und somit auch kostbare Zeit. Zudem sind alle Fahrzeuge mit einem GPS-Sender ausgestattet. Dadurch ist die Position des Fahrzeugs ständig vom Büro aus sichtbar. Dies vereinfache die Disposition, gerade bei kurzfristigen Änderungen des Einsatzplanes.

Für die Disposition der Mitarbeiter und Maschinen sind Jeff Reiff sowie Mitarbeiter Sebastian Cremer verantwortlich. Moderne Software hilft dabei, den Überblick zu behalten. Die Software wird auch für die Abrechnung genutzt, damit diese exakt und zeitnah erfolgen kann.

«Mit dem GPS-Track auf jeder Maschine kann man transparent mit unseren Kunden abrechnen, so wird einem möglichen Konflikt vorgebeugt.»

Entscheidungen für Investitionen in neue Maschinen werden häufig in Absprache mit der Kundschaft und den Fahrern getroffen. Um die Wünsche und Ansprüche der Kundschaft möglichst genau zu kennen, seien Reiff der persönliche Kontakt und die Nähe zu den Kunden ein besonderes Anliegen.

Weltweit grösste Oldtimersammlung

Der Seniorchef Josy Reiff besitzt die weltweit grösste Sammlung von Oldtimer-Fendt-Traktoren. Beinahe jeder Typ, der einmal im Marktoberdorfer Traktorenwerk gebaut wurde, findet sich in seiner Sammlung wieder.

Vor etwas mehr als 20 Jahren entdeckte er die Leidenschaft für alte Fendt-Traktoren. Seitdem sammelt und sucht, kauft, und restauriert er die alten «Dieselrösser». Die Sammlung umfasst heute über 250 Traktoren. Vom motorisierten Grasmäher bis hin zum sogenannten «Nasenbär» Favorit 626 LS Baujahr 1985 sind sämtliche Baureihen zu bestaunen.

Die Sammlung zeigt eindrucksvoll die Entwicklungsschritte in der Traktorentechnik im Laufe der Jahrzehnte. So findet sich auch ein Fendt-Dieselross, das mit Brennholz angetrieben wird, in der Sammlung. Dieser Fendt stammt aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, als im Deutschen Reich der Diesel an der Front benötigt wurde. So waren die Traktorhersteller zur Innovation gezwungen und stellten auf alternative Antriebsmöglichkeiten um. tst

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