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Das Open Air auf dem Miststock

Oberhalb des Weilers Liesberg Riederwald findet ein unkommerzielles Open Air statt. Es wird von einem Biobauern organisiert.

 

Oberhalb des Weilers Liesberg Riederwald findet ein unkommerzielles Open Air statt. Es wird von einem Biobauern organisiert.

Der Weg zum Hof Spitzenbühl ist holperig. Er beginnt mit einer Bahnschranke, die an einem Wohnhaus befestigt ist und endet mit einer Schotterstrasse, die zum Schlagloch wird. Hier oben, auf 630 Metern über Meer, Bergzone 2, bauern die Buchwalders auf 40 Hektaren Land.

In sechster Generation und seit 1995 biologisch. Sie melken und käsen, mästen und wursten. Und sie organisieren ein Musikfestival, das das vielleicht abgelegenste der ganzen Schweiz sein könnte: das Spitzen Open Air.

Bauer von Beruf

Florian Buchwalder ist Bauer von Beruf, Musiker mit Leidenschaft. Hobbymusiker, wohlgemerkt. Vor über einer Dekade war es, als er mit seiner Band für den Auftritt in einem Lokal die Bühne selbst aufstellen sollte. Wenn das so sei, sagte er sich und seinen Kumpels, dann könne man das Konzert auch bei ihm auf dem Hof geben. «Und wenn wir die Infrastruktur schon hatten, dachten wir: Machen wir doch grad was Richtiges», sagt er. So kam es denn auch, und 2002 feierte das «Spitzen» Premiere. Bereits damals war es ein Zweitagesanlass, Zelten auf dem Gelände gehörte dazu.

Selbstredend, dass das Kulinarische vom Hof stammt. Jedenfalls alles, was möglich ist. Die Fleisch- und Käseplättli für die Künstler hinter der Bühne. Raclette, Käseschnitten und Grillwürste für die Besucher. Was die Buchwalders nicht selbst produzieren, besorgen sie bei befreundeten Landwirten aus der Umgebung oder von der Biofarm. Das Spitzen-Bier etwa lassen die Veranstalter eigens für ihren Event im nahen Laufen brauen. «Bier aus Holland oder Belgien: Das konnte es nun wirklich nicht sein», kommentiert Buchwalder.

Gute Plattform für eigene Produkte

Obschon eingeflogenes Bier womöglich keine schlechte Idee wäre, denn die holperige Strasse den Spitzenbühl hoch habe in der Vergangenheit schon manches Bier der Kohlensäure beraubt, grinst Buchwalder. Heute habe man das Problem aber im Griff.

«Für uns ist es eine hervorragende Plattform, unsere Produkte zu präsentieren, und die Leute schätzen das sehr», erzählt er weiter. Allerdings entspräche das Publikum am Open Air nicht ganz dem Kundensegment, das sich biologisch versorge. «Bio ist danach für viele zwei Wochen lang hip – und dann schnell wieder vergessen. Aber unseren Betrieb hat es sehr bekannt gemacht.»

Zusätzlicher Absatzkanal

Wirtschaftlich gesehen ist das Open Air also kein «Wahnsinnsgeschäft», wie Buchwalder betont, «aber es ist ein zusätzlicher Absatzkanal.» Und rechnete man die Einsatzstunden, träfe einen wohl der Schlag, sagt er schmunzelnd. Aber man könne jungen Leuten – denn das Open -Air-Publikum ist vornehmlich jung – den biologischen Gedanken weitergeben, und das sei doch ziemlich wertvoll.

Buchwalder erzählt vom letzten Jahr, als es in zwei Tagen 60 Liter je Quadratmeter geschüttet hatte. In solchen Jahren schrumpft die Gästeschar schnell auf 200 – von gut und gern 500 in guten Jahren. Auf so eins hoffen die Organisatoren. Florian Buchwalder steht nämlich nicht mehr allein hinter dem Event. Mittlerweile hat er die operative Führung an einen Trägerverein abgegeben. Den präsidiert er zwar, aber wer präsidiere, der könne auch delegieren, schmunzelt er und spricht von den vergangenen Jahren, als ihm der Aufwand fürs Festival über den Kopf zu wachsen drohte.

Kein Eintritt

Das «Spitzen» ist natürlich. Feuerfässer zieren das Areal, und während Buchwalder erzählt vom kultigen Status, den das Festival nach und nach erlangte, jagen zwei Rehe über die Wiese. Und auch vom allgegenwärtigen Kommerz wollen die Veranstalter nichts wissen. Darum hängt kein einziges Werbebanner im Gelände, ja das Gelände ist nicht einmal abgesperrt. Weil man den Gedanken der Natürlichkeit hochhält zum einen. Und weil man ohne Shuttle ab Liesberg eigentlich gar nicht auf das entlegene Gelände findet.

Und man geht noch einen Schritt weiter, denn eigentlich wird nicht einmal Eintritt verlangt. Zwar geht pro Wertkarte, die man für den Konsum von Essen und Getränken benötigt, ein «Kulturbatzen» indirekt für den Eintritt weg. Wer also lange bleibt und viel konsumiert, zahlt mehr als der, der sparsam feiert. Aber eine Abendkasse oder Ähnliches gibt es auf dem Spitzenbühl nicht. Dafür gibt es während zwei Abenden Musik. Die kommt aus der Region, hauptsächlich.

 

Das Spitzen Open Air findet am Freitag, 16. August, und Samstag, 17. August, statt.
www.spitzenopenair.ch

 

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