Dienstag, 28. März 2023
18.03.2023 18:22
Medien

«Es gibt Mut und macht Bauern stolz»

Share on print
Share on email
Share on facebook
Share on twitter
Von: Reto Blunier

«Schweizer Bauer» lanciert etwas Neues: das «Schweizer Bauer»-Magazin. Es gibt Einblicke in die Landwirtschaft. Die Redaktionsleiterinnen erklären, warum es das braucht, sowohl für Leute aus der Stadt als auch für Bäuerinnen und Bauern.

Wo fühlt ihr Euch zuhause?
Julia Spahr: Ich fühle mich in der Stadt zuhause. Ich bin in Biel aufgewachsen und lebe nun in Zürich.

Therese Krähenbühl: Meine Wurzeln liegen sehr auf dem Land, obwohl ich heute in Zollikon am Zürichsee wohne. Heimatgefühle stellen sich immer dann bei mir ein, wenn ich auf der Autobahn A6 bei Allmendingen die Alpenkette mit Niesen und Stockhorn erblicke. Die Region Thun ist meine Heimat.

Könntet ihr Euch vorstellen, auf das Land zu ziehen?
Therese: Klar, ich schätze die Annehmlichkeiten, die der Grossraum Zürich bietet. Ich erreiche in kurzer Zeit viele hippe Geschäfte. Und es gibt mehrere Wochenmärkte und den Bachsenmarkt, die ich zu Fuss besuchen kann. Aber ich habe eine grosse Landsehnsucht. Sie hat sich verstärkt, seit ich Mutter bin. Ich wünsche mir, meinem Kind das Landleben auch zu ermöglichen.

Julia: Ich habe bisher immer in der Stadt gelebt. Mir ist aber sehr wichtig, dass sich schnell in der Natur bin, sei es an einem See, einem Fluss oder im Wald. Aber die kulturelle Vielfalt schätze ich sehr. Deshalb kann ich mir derzeit nicht vorstellen, auf dem Land zu leben.

Was schätzt ihr am Leben auf dem Land?
Julia: Wenn ich in der Natur bin, verspüre ich eine andere Ruhe. Ich freue mich sehr, wenn ich eine grasende Kuh, einen John Deere oder Bührer auf dem Feld sehe. So wird mir wieder bewusst, von wo mein Essen kommt.

Therese: Das Landleben erdet mich. Ich bin in einem Bauerndorf aufgewachsen. Die Besuche bei meiner Lieblingsbäuerin sind mir noch heute präsent. Der Duft der frischen Brote war zauberhaft. Ich bin ein strukturierter Mensch. Die Landwirtschaft bringt die, bedingt durch die Jahreszeiten, mit sich. Deshalb gefällt mir das Leben auf dem Land so sehr.

Das neue Magazin ist seit dem 18. März 2023 erhältlich – Online und als Printversion.
Gestaltung: Studio Thom Pfister

Ihr kennt den urbanen und ländlichen Raum. Wo seht ihr die Unterschiede?
Therese: Ich erlebe den Unterschied sehr intensiv. Zollikon ist nicht nur urban, sondern auch die Bevölkerungszusammensetzung ist sehr international. Ich erachte die Situation eher als unpersönlich. Meiner Meinung nach ist Leben auf dem Land weniger kompliziert. Man hat vielleicht weniger Unterhaltung oder Luxus, dafür ist es entschleunigend.

Julia: Ich stimme den Ausführungen von Therese zu. Aber die Menschen, leben sie nun in der Stadt oder auf dem Land, haben wohl tief in sich drin dieselben Wünsche und Ängste. Die Unterschiede sind vermutlich gar nicht so gross.

Oft wird über die Sehnsucht nach dem Ursprünglichen gesprochen. Habt ihr das bei der städtischen Bevölkerung gespürt?
Therese: Ja. Und das war der Grund, das neue Magazin zu lancieren. Ich habe abermals beobachtet, wie städtische Konsumierende fast ausflippen, wenn sie ein Produkt von einem Bauern entdecken. Oft haben wir über die Produzenten im «Schweizer Bauer» berichtet. Die Landwirte wären sicher überrascht, wie positiv über ihre Produkte gesprochen wird.

Das Bild der Städter über die Landwirtschaft ist demnach positiv?
Julia: Bis zu einem gewissen Grad sicher. Es gibt ein Bedürfnis nach Erzeugnissen aus der Schweizer Landwirtschaft. Aber es gibt eine gewisse Entfremdung zwischen den beiden Welten. Deshalb braucht es das neue Magazin. Wir wollen einerseits aufzeigen, was alles hinter einem Produkt steckt. Andererseits wollen wir den Landwirtinnen und Landwirten vermitteln, wie gut ihre Erzeugnisse bei den Konsumenten ankommen.

Therese: Das stimmt, tolle Produkte der Bauern werden geschätzt. Mit dem Magazin wollen wir Vorurteile gegenüber der Landwirtschaft abbauen, auch was die Arbeit betrifft. Ich merke das auch, wenn ich mit Leuten aus meinem städtischen Umfeld ins Gespräch komme. Ich kläre dann auf. Das wollen wir in einem gewissen Sinn auch mit unserem neuen Magazin machen. Wir wollen die Landwirtschaft nicht verklärt darstellen, sondern die Arbeitsprozesse der Landwirte dem Lesenden näherbringen.

Julia: Ich stelle oft fest, dass die Landwirtschaft in zwei Blöcke eingeteilt wird. Einerseits in den Biolandbau, bei dem vermeintlich alles richtig gemacht wird. Andererseits in den konventionellen Bereich, der in der öffentlichen Meinung alles falsch macht. Ich erachte diese Unterteilung als nicht zielführend. Wir wollen aufzeigen, dass beispielsweise Pflanzenschutzmittel ganz gezielt ausgebracht werden. Es braucht beide Produktionsformen.

Das Magazin soll Produzenten und Konsumenten zusammenführen.
Gestaltung: Studio Thom Pfister

Wen wollt ihr mit dem neuen Magazin ansprechen?
Julia: Personen, die sich dafür interessieren, woher unser Essen kommt, aber noch nicht alle Details kennen.

Therese: Leute, die bewusst konsumieren und sich über das Produkt freuen.

Ihr sprecht Personen an, die Wert legen auf das Essen?
Therese: Ja, genau. Es sind Leute, die beispielsweise auf dem Markt oder im Hofladen einkaufen und auch gewillt sind, für die Ernährung einen fairen Preis zu bezahlen. Mit unserem Magazin geben wir ihnen Tipps dazu.

Julia: Das Heft soll Menschen, die über keine starke Verbindung zur Landwirtschaft verfügen, eine Diskussionsgrundlage geben. Wir sprechen Lesende an, die nicht vorgefertigte Meinungen wiedergeben wollen, sondern fundierte Informationen suchen.

Weshalb braucht es dieses Magazin?
Julia: Die zahlreichen Initiativen zeigen, dass das Interesse an der Landwirtschaft gross ist. Aber oft fehlt das Wissen. Diese Lücken wollen wir mit unserem Magazin schliessen. Wir sind aber nicht politisch, sondern stellen Themen aus neutraler Sicht vor.

Ihr leistet mit dem Magazin also auch Aufklärungsarbeit?
Therese: Ja, das ist auch Teil davon. Wir wollen aber nicht moralisieren. Ich beschreibe unser Magazin wie ein gelungenes Gericht: Es enthält Süsses, Saures, Salziges und Bitteres und ist bekömmlich. Es ist eben umami. Wir wollen Inputs geben, damit die Lesenden gut genährt sind. Das ist uns sehr wichtig.

Was unterscheidet euch von Magazinen wie beispielsweise der «Landliebe»?
Julia: Wir zeigen die Landwirtschaft ausgewogen und authentisch. In unserem Magazin wird sie nicht verklärt dargestellt. Es gibt auch ein geschlachtetes Huhn zu sehen. In der nächsten Ausgabe fokussieren wir auf Früchte vom Acker, also auf Ackerbauern.

Therese: Zudem haben wir mit dem «Schweizer Bauer» eine Fachredaktion im Hintergrund, die uns bei spezifischen Fragen wie beispielsweise zum Pflanzenbau oder der Viehzucht beraten kann. Uns ist zudem die Gestaltung und die Bildsprache sehr wichtig. Da heben wir uns dank der Gestaltung des Studios Thom Pfister von anderen Publikationen deutlich ab.

Das Magazin für Einblicke in die Schweizer Landwirtschaft.
Gestaltung: Studio Thom Pfister

Weshalb sollen Bäuerinnen und Bauern das Magazin abonnieren?
Therese: Weil wir in unseren Reportagen die Landwirtinnen und Landwirte auf eine authentische Art zeigen. Ich denke, das gibt Mut und macht die Bauernfamilien stolz. Und das Magazin dient als Argumentarium für Diskussionen mit der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung. Und die Landwirtinnen und Landwirte sehen, dass ihre tägliche Arbeit mit dem Magazin eine Plattform erhält, sich den Konsumentinnen und Konsumenten zu zeigen.

Julia: Unser Magazin soll zeigen, dass Menschen aus der Landwirtschaft mit urbanen Leuten zusammenarbeiten können. Wir haben zum Beispiel den Artikel über Barb Grossenbacher, die Gin aus Kräutern der Entlebucher Kräutergenossenschaft herstellt. Den Gin gibt es zum Beispiel in einer Bar in Zürich zu trinken. Diese Geschichte kann Bäuerinnen und Bauern inspirieren, einen ähnlichen Weg zu gehen.

Therese: Genau. Bäuerinnen und Bauern kennen die Geschichte ihres Produkts oft nur bis zum Verarbeiter oder Händler. Wir wollen zeigen, was anschliessend mit diesen Erzeugnissen passiert. Unsere Geschichten sind so aufgebaut, dass wir den Weg eines Produkts von Landwirt bis hin zur Konsumentin im urbanen Raum zeigen. Im Magazin gibt es auch Artikel zu Themen wie Kosmetik. Hier gibt es für Schweizer Bäuerinnen und Bauern Chancen am Markt. Zum Beispiel für Öle. Wir wollen mit dem Magazin Personen vernetzen. Zudem macht es Spass, ein schön gestaltetes Magazin in den Händen zu halten und darin zu lesen. Es ist weniger vergänglich und eignet sich auch zum Aufbewahren und Sammeln.

Welche Art von Landwirtschaft bildet ihr ab?
Julia: Wir sind breitgefächert. Ein grösserer konventioneller Betrieb findet genauso Platz wie ein kleinerer Biobauer. Wir wollen die gesamte Landwirtschaft abbilden, vom grossen Talbetrieb bis hin zum Bergbauer.

Mehr zum Magazin

Dieser Ausgabe liegt die erste Nummer des «Schweizer Bauer»-Magazins gratis bei. Danach haben Sie die Möglichkeit, vier Mal im Jahr ein Magazin zu erhalten. Für 36 Franken. Oder als Kombi-Abo mit dem «Schweizer Bauer» für 285 Franken. Das Magazin lässt sich auch ausschliesslich online abonnieren für 24 Franken. Die Einzelausgabe kostet 10 Franken. jul

-> Hier gehts zur Online-Ausgabe des «Schweizer Bauer Magazin»

Wie ist die Idee für das Magazin entstanden?
Julia: Therese und ich arbeiten bereits seit längerer Zeit zusammen. Wir haben von Leserinnen und Lesern oft gehört: «Diese Geschichte müsste nicht nur im ‹Schweizer Bauer› stehen, sie sollte auch Personen ausserhalb der Landwirtschaft erreichen.» Während des Lockdowns im Frühling 2020 arbeiten wir zusammen – mit Masken und bei offenem Fenster – und sagten: «Eigentlich sollte es ein Magazin geben, das sich an städtische Leute richtet, die wissen wollen, woher ihr Essen kommt.» Und wir begannen, ein Konzept zu erarbeiten.

Therese: Die Zeit war damals noch nicht reif für eine Lancierung. Zudem wurde ich Mutter. Im Frühling 2022 ging es aber vorwärts. Simon Langenegger übernahm die Geschäftsführung des «Schweizer Bauer». Er hat in seinem Hofrestaurant mit sehr vielen Gästen Diskussionen über die Landwirtschaft geführt. Dadurch hatte er unabhängig von uns die Idee, ein Magazin für eine städtische Zielgruppe zu lancieren. Die Idee lag in der Luft. Wir zeigten ihm unser Konzept. Und er war überzeugt.

Finden ins neue Magazin auch Fachbegriffe aus der Landwirtschaft Eingang, zum Beispiel «Natursprung»?
Julia: Wir haben dazu eine spezielle Rubrik mit Fachwissen aus der Landwirtschaft. Darin vermitteln wir das Wissen auf eine humorvolle Art. Therese: Ausserdem stellen wir in jeder Ausgabe eine landwirtschaftliche Maschine vor und inszenieren sie schön

Die erste Ausgabe könnt Ihr auf der Website gratis anschauen.
Gestaltung: Studio Thom Pfister
Mehr zum Thema
Land & Leute

Der Textilsensor über dem Knie ist mit einer Antenne verbunden, die am Bund der Hose eingelassen ist. Zusammen bilden sie einen Schaltkreis, mit dem Bewegungen gemessen werden können.Valeria Galli /…

Land & Leute

Wie bei vielen anderen Lebensmitteln auch, führt auch bei Eiern das Kochen zu einer besseren Verwertung der Inhaltsstoffe. zvg Zu kaum einer anderen Gelegenheit werden so viele Eier gekocht als…

Land & Leute

Diese Messungen zeigten, dass die fett- und zuckerreiche Creme das dopaminerge System der Probanden besonders stark aktivierte. Tom Wieden Fettige und süsse Lebensmittel aktivieren das Belohnungssystem des Gehirns stark. Laut…

Land & Leute

Die Zahlen zeigten ein um 24 Prozent reduziertes Risiko für eine Herz-Kreislauf-ErkrankungRitaE Alle Beobachtungen sprechen für einen das Herz schützenden Effekt einer Ernährung, die reich an Obst, Gemüse, Pflanzenölen und…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

SCHWEIZER BAUER

DER SCHWEIZER BAUER AUF YOUTUBE