Die Zukunft für den Schneesport in der Schweiz sieht alles andere als rosig beziehungsweise weiss aus.
Christian Perret
Steigende Temperaturen bedrohen die Schneesicherheit der Skigebiete. Laut einer neuen Studie kann das Skifahren über Weihnachten in den kommenden Jahrzehnten selbst mit künstlicher Beschneiung nicht mehr garantiert werden.
Aktuelle Klimamodelle sagen voraus, dass es in kommenden Jahrzehnten im Winter zwar mehr Niederschlag geben wird. Dieser fällt aber immer häufiger nicht als Schnee, sondern als Regen vom Himmel.
Ein Team von Forscherinnen und Forschern der Universität Basel untersuchte am Beispiel des Skigebiets Andermatt-Sedrun-Disentis, welchen Einfluss der Klimawandel auf die Skigebiete haben wird, wie die Universität Basel am Mittwoch mitteilte. Ihre Ergebnisse erschienen kürzlich im «International Journal of Biometeorology».
Knapp für Weihnachten
Künstliche Beschneiung kann laut der Studie zwar zumindest in den höher gelegenen Teilen des Skigebiets – über 1800 Meter über Meer – eine 100-tägige Skisaison gewährleisten. Aber für das Geschäft während der Weihnachtsferien dürfte es in kommenden Jahrzehnten knapp werden, da es im Vorfeld oft nicht kalt genug wird.
«Hier setzt die Physik der technischen Beschneiung natürliche Grenzen», liess sich Studienautorin Erika Hiltbrunner in der Mitteilung der Universität Basel zitieren. Zu einem gewissen Grad könne man die Situation womöglich mit neuen Schneekanonen auffangen, aber eben nur teilweise, schrieben die Forschenden. «Was viele nicht bedenken, ist, dass man auch für die technische Beschneiung gewisse Witterungsverhältnisse braucht», erklärt Hiltbrunner.
«Es darf nicht zu warm sein und die Luft nicht zu feucht, sonst entsteht keine ausreichende Verdunstungskälte, damit das zerstäubte Wasser in der Luft gefriert und als Schnee herunterkommt.» Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf und so wird es mit immer wärmeren Wintern auch zunehmend schwieriger bis unmöglich, technisch Schnee zu erzeugen. «Hier setzt die Physik der technischen Beschneiung natürliche Grenzen», so Hiltbrunner.

Valentin Luthiger
Konflikte bei der Wassernutzung
Für das Skigebiet Andermatt-Sedrun-Disentis wird der Wasserverbrauch für Kunstschnee laut der Studie bis Ende Jahrhundert um rund 80 Prozent steigen. In einem durchschnittlichen Winter gegen Ende des Jahrhunderts beliefe sich der Verbrauch also auf rund 540 Millionen Liter Wasser. Heute sind es 300 Millionen Liter.
Heute kommt ein Teil des Wassers für die Beschneiung des grössten Teilgebietes von Andermatt-Sedrun-Disentis aus dem Oberalpsee. Zu diesem Zweck dürfen jährlich maximal 200 Millionen Liter entnommen werden. Setzt sich der Klimawandel ungebremst fort, wird das zwar noch bis Mitte des Jahrhunderts reichen. Danach müssten jedoch neue Wasserquellen erschlossen werden. «Am Oberalpsee wird auch Strom mit Wasserkraft erzeugt», so Maria Vorkauf, Erstautorin der Studie, die inzwischen bei der Forschungsanstalt Agroscope arbeitet. «Hier werden wahrscheinlich Konflikte zwischen dem Wasserbedarf für das Skigebiet und jenem für die Stromerzeugung entstehen.»
Enormer Wasserverbrauch
Allerdings ist diese Bedarfssteigerung noch relativ moderat im Vergleich zu anderen Skigebieten, betonen die Forschenden. Frühere Studien hatten gezeigt, dass sich beispielsweise der Wasserverbrauch für die Beschneiung im Skigebiet Scuol um das 2,4- bis 5-fache steigern wird, weil dort die beschneite Fläche stark vergrössert werden muss, um die Schneesicherheit zu garantieren.
In der Studie werden Perioden von 30 Jahren betrachtet. Allerdings gibt es grosse jährliche Schwankungen: Im schneearmen Winter 2017 verdreifachte sich der Wasserverbrauch für die Beschneiung eines der drei Teilgebiete von Andermatt-Sedrun-Disentis.
Preise dürften steigen
Zunächst dürfte dieses Skigebiet jedoch sogar vom Klimawandel profitieren: Wenn tiefer gelegene und kleinere Skigebiete schliessen müssen, konzentriert sich der Tourismus auf grosse und höher gelegene Gebiete, wie beispielsweise Andermatt-Sedrun-Disentis.
Fest steht, dass die verstärkte Beschneiung die Kosten und damit auch die Preise für die Skiferien in die Höhe treiben wird. «Irgendwann können sich Personen mit durchschnittlichem Einkommen solche Ferien schlicht nicht mehr leisten», so Erika Hiltbrunner.
One Response
Typische Panikmache mit „Modellen“, die ja bekanntlich oftmals völlig danebenliegen (wie die Voraussagen des IPCC oder vom WHO bezüglich Corona gezeigt haben.
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt!