Wir treffen Vanessa und Niklaus Jenni im Vorfeld des 1.-August- Brunches auf ihrem Betrieb in Bangerten BE an. Noch ist es auf dem Betrieb ruhig, doch in drei Tagen werden rund 250 Personen auf dem Hof den 1. August feiern. Seit 16 Jahren wird hier Gästebewirtung betrieben. Die Mutter von Niklaus Jenni begann 2007 damit. Sie kocht mit Leidenschaft und hat ein Händchen für die Gästebewirtung. Nach der Hofübernahme von Niklaus und Vanessa im Jahr 2015 setzten sie den Brunch und die Gastronomie fort.
Die Vorbereitungen laufen
Die Planungen für den diesjährigen Brunch laufen bereits seit einigen Monaten, denn es gibt viel zu organisieren und vorzubereiten. So müssen Tischgarnituren bestellt und WC-Wagen reserviert werden Auch müssen die rund 20 Helfer angefragt werden, ob auch in diesem Jahr wieder auf ihre Mithilfe gezählt werden kann.
Die letzten Wochen vor dem Brunch sind dann meist besonders arbeitsintensiv, denn das gesamte Brot, der Zopf und die Kuchen werden von der Familie selbst gebacken. Auch beim Buffetangebot setzten Jennis auf Regionalität. Viele der Produkte wie zum Beispiel die Kartoffeln und die Konfitüre kommen aus ihrer eigenen Produktion. Auch das Fleisch stammt von ihren Duroc-Schweinen.
Andere Lebensmittel wie Milch und Honig stammen aus der Region und von Bekannten. «Uns ist es wichtig, dass möglichst viele hofeigene Produkte den Weg auf die Teller finden. Ansonsten setzten wir auf Regionalität und beziehen unsere Produkte aus der direkten Umgebung», so Vanessa Jenni.
In diesem Jahr ist der Brunch bereits ausgebucht. Neben dem Brunch wird auf dem Betrieb ganzjährig Eventgastronomie betrieben. Im Linde-Spycher, dem alten Vorratshaus auf dem Betrieb, das durch eine grosse Linde abgeschirmt wird, finden bis zu 30 Personen die Möglichkeit, Anlässe verschiedenster Art durchzuführen.
Jeweils am letzten Freitag im Monat ist der Spycher aber für jeden offen, der entweder den Feierabend ausklingen lassen oder eines der ausgewählten Menus geniessen möchte. Um den Spycher zu betreiben, erwarb Vanessa Jenni nach ihrem Master-Abschluss in Life Sciences noch das Wirtepatent. Neben den Gastronomieangeboten gibt es auf dem Betrieb aber noch mehr zu entdecken und erleben.
Pferde als Leidenschaft
Vanessa Jenni ist Agronomin mit Vertiefung Pferdewissenschaften. Zusätzlich zu den eigenen Pferden stehen vier Pensionspferde auf dem Betrieb. Vanessa ist Jugend+Sport-Leiterin Pferdesport und Vereinstrainerin SVPS. Mit Freude erteilt sie Kindern und Erwachsenen Reitunterricht. Neu gibt es auch zweimal wöchentlich einen Pony-Club. Dort lernen Kinder spielerisch den korrekten Umgang mit Ponys und Pferden.
Eine weitere Attraktion sind die Dahomey-Rinder, die im Herbst auf den Hof gezogen sind. Die beiden Kühe und ihre Kälber leben zusammen mit Stier Ferdinand im ehemaligen Schweinestall und geniessen die Sonne im Auslauf. Die Zwergrinderrasse hat ein Stockmass von lediglich einem Meter.
Fischmast extensiviert
Als Jennis 2015 den Betrieb von Niklaus’ Eltern übernahmen, haben sie einige Veränderungen vorgenommen. Seit seiner Kindheit ist er passionierter Fischer. Im Herbst 2015 hat sich dann die Möglichkeit geboten, eine Occasion-Indoor-Fischmast-Anlage zu erwerben. Bereits früher wurden im alten Feuerweiher Fische gezüchtet, und kombiniert mit seiner Leidenschaft stiegen Jennis so in die Fischmast ein. Der Landwirt absolvierte anschliessend in Starenberg (D) eine zweijährige Lehre zum Fischwirt. Im ehemaligen Kuhstall standen also von nun an Fischtanks zur Karpfenmast.
Die Mutter- und Vatertiere wurden weiterhin im Feuerweiher gehalten und konnten so natürlich ablaichen. Anschliessend zogen die Fische in die Mastanlage um, und nach rund einem Jahr sind die Tiere dann schlachtreif. Den frischen Fisch aus dem Seeland kann man über einen Hof- Onlineshop bestellen. Anfänglich lief der Verkauf sehr gut an, doch mit dem Ende der Corona-Pandemie nahmen auch die Verkaufszahlen ab. Nebst einiger Stammkunden, die regelmässig Fisch kaufen, konnten nicht viele neue Kunden gewonnen werden. «Viele Menschen verbinden mit Karpfen einen sehr grätigen Fisch, der wenig schmackhaft ist, doch wenn man sie so jung schlachtet wie wir, hat der Fisch keine Gräten und schmeckt sehr gut», so Niklaus Jenni.
Doch alles nützte nichts. Auch dass die Fische vegetarisch und aus hofeigenem Getreide ernährt wurden, bewegte die Kunden nicht zum Kaufen. Dazu kamen auch die steigenden Stromkosten für den Betrieb der Anlage. Mittlerweile läuft die Anlage nicht mehr und der Kuhstall wird anderweitig genutzt. Lediglich einige wenige Fische werden noch in den Aussenbecken im Garten gehalten und im Winter geschlachtet. So können die Stromkosten für das Wasser gespart werden. «Wir haben die Produktion nun so weit reduziert und optimiert, um die kostengünstigste Produktionsart zu finden. Auf diese Weise werden die Fische extensiver und natürlicher gemästet als zuvor, was aber für unsere Kunden mit längeren Wartezeiten verbunden ist», erzählt Niklaus weiter.
Duroc-Bestand reduziert
Neben der Fischmast als spezieller Betriebszweig wurden auch die eher wenig bekannten Duroc-Schweine gezüchtet. Zu der Rasse kamen Jennis eher zufällig. Ein Bekannter musste die Schweinezucht aufgeben und brachte die Tiere zu ihnen. Anschliessend kauften sie zu den Zuchtsauen einen Eber, und der Grundstein für die Zucht und Mast der braunen Schweine war gelegt. Aber auch in diesem Betriebszweig ist die Rentabilität seit zwei Jahren nicht mehr gegeben. «Der Metzger wollte die Schweine nicht mehr ohne Label schachten und der Betritt bei einem solchen hätte sich für lediglich 12 Zuchtsauen nicht gelohnt», so Jennis.
Auch der Direktverkauf über den Hof-Onlineshop lief nicht mehr weiter, und das obwohl die Durocs eine ausgezeichnete Fleischqualität mit viel intramuskulärem Fett aufweisen. «Während der Pandemie lief das Fleisch sehr gut und wir konnten viele Mischpakete verkaufen.» Irgendwann schwand die Nachfrage aber. Doch Jennis wollten nicht so schnell aufgeben. In den sozialen Medien warben sie mit den Freilandschweinen. So wurde beispielsweise ein Youtubekanal eingerichtet, auf dem Videos von den Schweinen zu sehen sind.
Beim vergangenen 1.-August-Brunch richtete Vanessa einen Lehrpfad mit Informationen zu den verschiedenen Betriebszweigen ein. Doch auch darauf folgten keine zusätzlichen Bestellungen. Nachdem selbst eine Preisreduktion keine weiteren Verkäufe einbrachte, entschied sich die Familie dazu, auch die Schweinezucht zu verkleinern. «Wir haben so weit reduziert, dass wir noch dahinter stehen können und es gut machbar ist. Die Mast ist nun wie bei den Fischen extensiver und natürlicher.» Ein paar Schweine halten Jennis aber immer noch. Diese leben weiterhin in Freilandhaltung. Das Fleisch und andere Produkte können auf der Homepage unter www.hof-jenni.ch bestellt werden.