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Die Branche hat grosse Schwierigkeiten

Dominic Spahr (32) ist Landwirt und stellt sich neu der Herausforderung eines Agronomiestudiums. Regelmässig berichtet er, was er an der Hafl erlebt und was sonst so in seinem Leben passiert. In diesem Teil berichtet er, über eine Tagung, die sich mit den Problemen und Lösungsansätze in der Landwirtschaft befasste.

Dominic Spahr |

Es ist ein sonniger Donnerstagnachmittag und ich befinde mich seit einiger Zeit wieder einmal an der HAFL. Ich sitze neben ca. hundert momentan noch leeren Stühlen in der Aula, die mittels einer Trennwand halbiert wurde und gehe meine Notizen durch. Es ist kühl, es gibt keine Fenster und die Wände sind aus kargem Beton. Mit den grossen und schweren Türen wirkt der Raum auf mich fast wie ein Keller.

Dieser Eindruck schwindet aber dank der hellen Beleuchtung, der modernen Einrichtung, einem riesigen Blumenstrauss vor der Bühne und den langsam eintrudelnden Leuten allmählich. Es soll ein angenehmes und konstruktives Klima herrschen, erklärte Martin Pidoux, unser Dozent für Agrarpolitik und Moderator der zweitägigen Veranstaltung im Vorfeld.

Schweizer Agrarpolitikforum

Es handelt sich bei dem Event um das «Schweizer Agrarpolitikforum», eine Veranstaltung, die von der HAFL gemeinsam mit dem Inforama ins Leben gerufen wurde, um eine neutrale Plattform zu bieten, die den offenen und konstruktiven Dialog über aktuelle agrarpolitische Themen ermöglicht.

Die zahlreichen Teilnehmenden vertreten eine Vielzahl von Institutionen. Vertreterinnen des BLWs, der Agroscope, der Fenaco, des Schweizer Bauernverband, von Mutterkuh Schweiz, den SMP, des BAFUs, von Proviande, Micarna, IP-Suisse, Bell und vielen weiteren Organisationen sind vor Ort.

Ich und einige andere Studierende sind dazu eingeladen worden, um Videos zu präsentieren, die wir im vorigen Semester im Modul «Agrarpolitik und Märkte» kreiert haben. Die Idee ist, dass die Videos im Verlauf des Tages gezeigt werden und wir Studierenden danach eine Frage dazu stellen, um die Diskussion über das jeweilige Thema anzuregen.

Von grosser Bedeutung

Der Event trägt den Titel «Zukunft der Schweizer Nutztierhaltung: Die Chancen und Herausforderungen». Ein Thema, das in der ganzen Gesellschaft aktuell ist und von grosser Bedeutung scheint. Aufgrund der vielen unterschiedlichen VertreterInnen bin ich auf interessante Vorträge und Diskussionen gespannt.

Am Donnerstag wurden fünf Referenten eingeladen, die die Nutztierhaltung aus unterschiedlichen Perspektiven erklären, beurteilen und darüber fachsimpeln, wie die deren Zukunft aussehen könnte. Die grösste Herausforderung, die sich bei der Diskussion herauskristallisiert ist, wie wir die Nutztierhaltung auch künftig nachhaltig und wirtschaftlich betreiben und vertreten können.

Grosse Schwierigkeiten

Die Branche – so empfinde ich es – hat grosse Schwierigkeiten. Denn obwohl sich über Frage, wie nachhaltig die Produktion von Milch- und Fleischprodukten ist, streiten lässt, sind einige der Probleme, die damit einhergehen, offensichtlich.

Die Ammoniak- und Methanemissionen zum Beispiel, Antibiotikaresistenzen, die beschissenen Produzentenpreise, der tiefe Stellenwert der Produkte bei den Konsumierenden, der kaum zu rechtfertigende Ressourcenverbrauch, das kränkelnde Image und das Tierwohl, das bei derartigen Diskussionen höchstens ab und zu am Rande erwähnt wird, sind nach meinem Empfinden die gravierendsten Probleme.

In der Schweiz ist der Fleisch- und Milchproduktekonsum relativ konstant. Der weltweite Hunger nach den Produkten wächst derzeit jedoch rasant und es müssen dringend Lösungen auf den Tisch.

Forschung und Politik

Die Lösungsansätze, die diskutiert werden, klingen vielversprechend. Mit technologischen Mitteln und fortschrittlicher Zucht und Genetik die Effizienz maximiere, sagt die Forschung. Die Branchenvertreter sind zuversichtlich, dass man auf dem rechten Weg ist, dass wir am gleichen Strang ziehen, die Tierhaltung ein Teil der Lösung ist und der Markt die Probleme lösen wird.

Die Politik zeigt sich zuversichtlich und zurückhaltend. Die Produzenten und Branchenorganisationen sollen vorerst selbst schauen, bevor man mit politischen Massnahmen interveniert. Auch die Produzierenden vertrauen auf Optimierung der Effizienz und des Managements.

Vogelperspektive

Das Thema wird mehrheitlich aus der Vogelperspektive betrachtet. Wenigstens einer der fünf Referenten erinnert gegen das Ende noch daran, dass wir grundsätzlich über denkende, fühlende und soziale Lebewesen diskutieren.

Für den zweiten Tag des Events wurden Referenten und Referentinnen aus Irland, den Niederlanden und Frankreich eingeladen, um ihre Sicht auf die Problematik zu schildern. Mir scheint es, sie haben ähnliche Probleme und Lösungsansätze wie wir.

Die Grösse der Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, wird nicht nur daran gemessen, wie stark derer Einfluss auf unser aller Leben ist, sondern auch wie schwierig und kompliziert es ist, sie zu meistern.

Keine marktreifen Antworten

Das Ziel der Veranstaltung ist nicht, dass man mit marktreifen Antworten und Lösungen aus dem Raum geht, sondern dass man neutral und sachlich darüber diskutiert. Mir persönlich hat der Event viel gebracht und ich werde wohl nächstes Jahr wieder teilnehmen. Ich werde euch dann wieder berichten, wie es war.

Die bisherigen Blog-Einträge

Teil 21:  Sie sind fast immer makellos

Teil 20:   «Vom Wää» zur Wunderknolle

Teil 19:  Der Schweizer Bauer: «Böden sind Grundlage unseres Seins»

Teil 18:    Ahoi! Hier bin ich wieder

Teil 17:    Wie soll sich Landwirtschaft weiter entwickeln? - Schweizer Bauer

Teil 16:    Ich kann es nicht mehr ertragen – Schweizer Bauer

Teil 15:    Sturmgewehr gegen Blackeneisen getauscht

Teil 14:    «Wie heisst schon wieder dieses Kraut?» – Schweizer Bauer

Teil 13:    Ahoi, ich bins wieder mal – Schweizer Bauer

Teil 12:    «Vielleicht habe ich einfach ADHS» – Schweizer Bauer

Teil 11:    Augen nach vorn – Schweizer Bauer

Teil 10:    «Du bekommst ganz sicher den ‹Verleider›» – Schweizer Bauer

Teil 9:    «Nur das Leben auf eigenen Hof ist besser» – Schweizer Bauer

Teil 8:    «Nur Müll fressen und alles verdrecken» – Schweizer Bauer

Teil 7:    Neue Frisur und ein ungeheurer Schatten – Schweizer Bauer

Teil 6:    «Ich gehe fürs Klima in die Schule, statt sie zu schwänzen» – Schweizer Bauer

Teil 5:     Vom Prüfungspult auf die Piste

Teil 4:    Prüfungsstress und Zeitmanagement

Teil 3:    «Jahr beginnt für mich mit Corona»

Teil 2:    Vom Traktor in den Hörsaal

Teil 1:    Neuanfang an der Hochschule

Kommentare (1)

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  • Aargauer Bauer | 05.11.2023

    Junge, wann wirst du endlich erwachsen?!

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