«Warum habe ich im Alter von 46 Jahren noch die Meisterprüfung zur diplomierten Bäuerin gemacht?» Diese Frage stellte Anita Gstöhl-Philipp an der Diplomfeier in Salez SG selbst in den Raum. Weil sie mit der Bestnote abschloss, durfte sie eine kurze Ansprache halten.
Strategie überprüfen
Vor 20 Jahren habe sie an der ETH als Agronomin mit Schwerpunkt Pflanzenbau abgeschlossen. Doch das sei lange her. Sie habe ihre betriebswirtschaftlichen Kenntnisse auffrischen und erweitern wollen. Der Abschluss als Bäuerin mit Fachausweis habe ihr diesbezüglich noch nicht gereicht, darum habe sie weitergemacht. «Die schriftliche Abschlussarbeit sah ich als einmalige Chance, zehn Jahre nach der Festlegung unserer Betriebsstrategie Bilanz zu ziehen und die Strategie zu überprüfen.»
Im Sport gebe es auch eine Halbzeit. Dass sie von Eschen (FL) nur zehn Minuten bis nach Salez SG in die Schule brauche, sei für sie als Mutter zweier Mädchen sehr praktisch gewesen. Im Jahr 2012 hätten sie und ihr Mann beschlossen, eine Familie zu gründen, dass ihre private und berufliche Zukunft auf ihrem Betrieb liegen solle und dass sie diesen als Vollerwerbsbetrieb führen wollten. Auch einen Stall hätten sie in dieser Zeit gebaut. Es ist dies seit 30 Jahren ein Biobetrieb, das Herzblut liege bei den 60 Milchkühen.
20% Biodiversität
Das Rheintal sei ideal für Futterbau und Silomais. Von den gut 50 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche seien 20% für die Biodiversität reserviert. «Wir sehen uns als Lebensmittelproduzenten, die auch Lebensräume gestalten. Wir haben Freude an hoher Biodiversität», so Gstöhl-Philipp.
Dann nannte sie noch eine Besonderheit: «Wir haben einen Melkroboter, aber füttern von Hand. Der Grund: Ein Futtermischwagen hülfe uns nicht beim Heuen. Unser Lehrling und wir selbst können draussen auch arbeiten. Und sechs Augen sehen mehr als vier.»
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