Sonntag, 4. Juni 2023
23.03.2023 17:48
Deutschland

2 Millionen John-Deere-Traktoren aus Mannheim

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Von: pd/blu

Das Werk in Süddeutschland feierte ein rundes Jubiläum. Alle 4,2 Minuten läuft hier ein Schlepper vom Montageband. Rund 3’300 Mitarbeiter fertigen für die ganze Welt rund 40’000 Traktoren pro Jahr. Insgesamt wurden in Mannheim bisher 2 Millionen Traktoren produziert.

Mannheim gilt als Erfinderstadt. Hier wurde das Auto, das Fahrrad und der Traktor erfunden. Während es heute aber keine Auto- und Fahrradproduktion mehr gibt, werden weiterhin fleissig Traktoren produziert. Die Firma Heinrich Lanz hat vor 102 Jahren mit dem Bulldog den Grundstein für eine der erfolgreichsten Traktorenfabriken gelegt. Seit 1956 werden hier John-Deere-Traktoren produziert, auch für die Schweiz.

Grösste Traktorenfabrik Deutschlands

Aufgrund der stark gestiegenen Produktion ist die Fabrik heute die grösste John-Deere-Produktionsstätte ausserhalb Nordamerikas. Gleichzeitig handelt es sich gemäss John Deere um die grösste Traktorenfertigung in Deutschland. Hier werden zwei Drittel aller in Deutschland hergestellten Traktoren produziert. Das Werk profitiert von der verkehrsgünstigen Lage am Rhein. Zwei Mal pro Woche werden jeweils mehr als 220 Traktoren in Richtung Rotterdam oder Antwerpen verschifft. Von dort gelangen sie nach Übersee sowie Grossbritannien.

John Deere 6R 250: Das Flaggschiff aus Mannheim
John Deere

«Das Werk ist aber nicht nur Produktions-, sondern auch Entwicklungs-Standort für alle mittleren Traktoren von John Deere», schreibt das Unternehmen. Über 250 Ingenieure arbeiten hier an den Traktoren für morgen und übermorgen. Dabei dreht es sich vor allem um Leistung, Komfort und Effizienz. Viel Aufwand würden die Entwickler auch in die saubere Verbrennung des Treibstoffs betreiben, heisst es weiter. Denn es gälten ähnlich strenge Abgasnormen wie bei anderen Fahrzeugen.

2026 erster voll batteriegetriebener Traktor

Parallel arbeiten die Ingenieure an alternativen Konzepten, wie dem Einsatz von Biokraftstoffen. Auch elektrische Antriebe sind ein Thema, wenn auch nur bei kleineren Traktoren, da die Batteriekapazität noch nicht ausreicht. 2026 wird der erste vollautonome und batteriegetriebene Traktor mit rund 100 PS vorgestellt.

Richtungsweisend für das Werk in Mannheim war die Entwicklungsabteilung mit der Einführung der Rahmenbauweise. «Der stabile Brücken- stahlrahmen verleiht den Schleppern eine enorme Stabilität beim Einsatz schwerer Anbaugeräte. Ausserdem können die übrigen Komponenten des Schleppers leichter gebaut werden, so werden die Getriebegehäuse aus Aluminium gefertigt», schreibt John Deere.

90 bis 250 PS

Nach der Einführung der Rahmenbauweise in den 90er-Jahren bewegten sich die Produktionszahlen stetig nach oben. «Seit über 20 Jahren ist John Deere in allen wichtigen westeuropäischen Ländern Marktführer bei Traktoren», schreibt der Hersteller. Zum aktuellen Erfolg trag auch das Flaggschiff, der 6R 250, bei. Mit einer Maximalleistung von 300 PS ist er der grösste Traktor, der jemals in Mannheim gebaut wurde. Insgesamt decken die Mannheimer Traktoren den Bereich von 90 bis 250 PS Nennleistung ab.

Der 2 Millionste Traktor wird ebenfalls ein 6R 250 sein. Als Dankeschön an das Produktionsteam ist der Schlepper mit Porträtfotos von über 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern foliert. Langfristig bekommt der Jubiläums-Traktor einen Ehrenplatz im Werksmuseum neben seinem kleinen Bruder, dem 1 Millionsten Schlepper, einem JD 6400. Es hat seit dem Start der Traktorenproduktion 70 Jahre gedauert, bis der 1 Millionste Traktor gefertigt wurde. Die zweite Million wurde dann bereits nach 30 Jahren erreicht.

Geschichte der Mannheimer-Traktoren

1921: Lanz stellt den ersten Rohölschlepper der Welt, den 12 PS Bulldog HL vor. Der Traktor wird von einem liegenden 1-Zylinder-Motor, dem sogenannten Glühkopfmotor angetrieben. Die eigentümliche Form des Zylinderkopfs und der Schutzkappe darüber geben dem Schlepper den Namen Bulldog.
1936: Lanz verkauft die ersten Eilbulldogs. Mit diesen Maschinen kann das Transportproblem in der Landwirtschaft entscheidend verbessert werden. Die Eilbulldogs werden aber auch verstärkt von Spediteuren für Strassentransporte eingesetzt.
1942: Der 100’000 Bulldog verlässt das Werk Mannheim.
1945: Durch die Bombenangriffe werden 90 % aller Gebäude auf dem Werksgelände zerstört und mehr als die Hälfte der Maschinen ist unbrauchbar. Im Sommer 1945 erteilen die amerikanischen Besatzungsbehörden allerdings bereits die Produktionserlaubnis. Der Aufbau geht jedoch langsam voran.
1953: Am 9. Februar rollt der 150’000 Bulldog vom Fliessband. Von den Schleppern gehen 30’000 ins Ausland, während 120’000 im Inland verblieben.
1956: In diesem Jahr wird der 200’000ste Bulldog gefertigt. Gleichzeitig übernimmt John Deere die Heinrich Lanz Ag mit den Fabriken in Deutschland und Spanien.
1960: Nach fast vierzig Jahren endet die Fertigung des Lanz Bulldogs mit dem liegenden Einzylinder-Zweitakt-Motor. Als Nachfolger kommen die beiden Modelle John Deere-Lanz 300 mit 28 PS und John Deere-Lanz 500 mit 36 PS auf den Markt. Sie werden von modernen 4-Zylinder-Viertakt-Dieselmotoren angetrieben.
1962/63: Das Schlepperprogramm wird um die drei Modelle 100, 700 und 3010 ergänzt.
1967: Der Firmenname wird abermals geändert und auf den Schlepperhauben steht nur noch John Deere ohne Lanz Zusatz.
1974: Die 30er-Serie wird vorgestellt, mit den Modellen 830 bis 1130. Als erster deutscher Traktorenhersteller zeigt John eine integrierte, komfortable OECD geprüfte Kabine mit einem Geräuschpegel von nur 86 dB(A).
1980: John Deere baut das Kabinenwerk in Bruchsal. Das gesamte Betriebsgelände umfasst heute 63 ha. Ab 1981 laufen die ersten SG2, Komfortkabinen vom Band.
1986: Die 50er Serie mit Modellen von 38 bis 114 PS wird eingeführt.
1992: John Deere stellt die innovativen Traktoren der 6000er-Serie mit dem Ganzstahl-Brückenrahmen vor. Zunächst werden vier 4-Zylinder Modelle von 75 bis 100 PS gefertigt.
1993: 72 Jahre nach der Vorstellung des ersten Rohöl-Traktors von Lanz läuft der 1 Millionste Traktor im Werk Mannheim vom Band.
1997/98: Das Werk Mannheim stellt die Serie 6010 mit gefederter Vorderachse und neuen sparsamen PowerTech-Motoren vor.
2001/2002: Die Serie 6020 wir in den Markt eingeführt und deckt den Bereich von 80 bis 160 PS ab.
2002: John Deere bietet als erster Hersteller ein GPS-Lenksystem unter dem Namen AutoTracTM an. Die Technologie ist der Einstieg in die digitale Präzisionslandwirtschaft
2004: Am 23. Februar läuft der 300’000ste Traktor in Rahmenbauweise über das Endmontageband. Im gleichen Jahr wird die neue Ausbildungswerkstatt eröffnet.
2005/2006: Die Serie 6030 mit Modellen von 115 bis 203 PS kommt auf den Markt
2011: Auf der AGRITECHNICA präsentiert John Deere die neuen Mannheimer Premium Traktoren der Serie 6R. Zunächst werden die grossen Modelle 6170R, 6190R und 6210R eingeführt. In 2021 kommen sechse weitere 4-Zylinder- und 6-Zylinder Modelle hinzu.
2017: Mit dem 6250R stößt das Mannheimer Werk in den Bereich von 300 PS Maximalleistung vor – das leistungsstärkste Modell der Baureihe aus Mannheim.
2023: Der 2 Millionste Traktor, ein 6R250, läuft vom Band.

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