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Bei der Ziegenmilch will Emmi zuerst mit bestehenden Produzenten über einen Ausbau der Produktion sprechen. -
Im Detailhandel stünde vermehrt der Preis im Vordergrund, sagt der Emmi-Chef. -
Emmi zahle einen überdurchschnittlichen Milchpreis, so Riedener. Deshalb hatte Emmi 2019 nicht weniger Milch. -
Die Dividendenerhöhung von 9 auf 12 Franken pro Aktie begründet Riedener mit dem wirtschaftlichen Erfolg. -
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Das Caffè-Latte-Sortiment ist eine Erfolgsgeschichte für Emmi. Der Produktionsstandort kann mindestens bis 2023 die Nachfrage decken, -
«In den Verhandlungen geht es leider oft weniger um die Frage wie man mehr verkaufen, sondern wie man günstiger verkaufen kann», sagte Emmi-Chef Urs Riedener, Chef Emmi.
Urs Riedener, Chef vom grössten Schweizer Milchverarbeiter, blickt im Gespräch mit schweizerbauer.ch auf den Schweizer Milchmarkt sowie auf die Probleme im Biomilchmarkt. Zudem erklärt der Emmi-Chef, weshalb auch Bauern von den höheren Dividenden profitieren. -> Mit Video
«Wir sind mit dem Jahr 2019 sehr zufrieden. Wir konnten organisch, also aus eigener Kraft um 2,2 Prozent wachsen», sagt Konzernchef Urs Riedener zu schweizerbauer.ch.
Detailhandel im Umbruch
Der Schweizer Markt war in den vergangenen Jahren für Emmi eine Herausforderung. Mitbewerber, vor allem aus dem Ausland, haben Emmi unter Druck gesetzt. 2019 konnte Emmi auch in der Schweiz wieder zulegen. Es resultierte ein Umsatz von 1,68 Mrd. Fr. (2018: CHF 1,71 Mrd. Fr.). Dies entspricht einem Rückgang um 2.2 %. Bereinigt um Devestitionseffekte (Verkauf der Emmi Frisch-Service AG an Transgourmet sowie Verkauf eines Teils des Handelswarengeschäfts an Coop) resultiert ein organisches Umsatzwachstum von 1.0%
«Dieses Wachstum ist erfreulich, den Preisdruck spüren wir aber nach wie vor. Unsere Abnehmer, also der Detailhandel, ist im Umbruch. Zudem wird auch viel importiert. Deshalb sind wir mit unserem Resultat zufrieden», sagt Riedener. Der Anteil der Division Schweiz am Konzernumsatz betrug (noch) 47.9%. (2018: 49.6%).
Preis steht im Vordergrund
Der Preisdruck habe aber insgesamt nicht zugenommen. Zwar habe es einzelne Marktteilnehmer gegeben, die auf eine Preissenkung hingearbeitet habe, aber das gehöre dazu. Mehr Sorgen macht Riedener die künftige Entwicklung. «Leider steht derzeit mehr im Vordergrund, wie ein Produkt günstiger verkauft werden kann und nicht wie man einen Markt entwickeln kann. Das heisst, wie mehr verkauft werden könnte», hält Riedener fest.
Mit tieferen Preisen Volumen ausdehnen
In der EU haben sich die Milchpulver- und Buttermärkte gut entwickelt, trotzdem gibt es Preisdruck. Weshalb? «Die Frage ist immer, wer dem Preisdruck nachgibt. Es gibt Milchproduzenten oder Verarbeiter, die mit tieferen Preisen das Volumen ausdehnen wollen. Das schafft Fakten. Und der Realität muss man sich stellen. Die Frage ist nicht, ob gerechtfertigt oder nicht, sondern die Frage ist, ob er das Ziel erreicht und wer dem Akteur dabei hilft», macht Riedener deutlich.
«2020 gibt es keine C-Milch»
Seit einigen Monaten sind die Butterlager sind. Dementsprechend gut ist der Preis. Muss Emmi Butter importieren? «Das ist eine Frage, die die Branche lösen muss. Nach heutigem Kenntnisstand braucht es Importe in geringem Umfang.» Ich persönlich finde das nicht so schlimm. Denn in der Vergangenheit mussten wir exportieren und es gab C-Milch. Es ist gut, hat sich der Markt gedreht und Butter in der Schweiz zudem auch wieder mehr nachgefragt wird», erklärt Riedener. Positiv stimmt den Konzernchef auch die steigenden Käseexporte. Denn diese brächten auch mehr Wertschöpfung.
Die Schweizer Milchproduzenten (SMP) liessen verlauten, dass 2020 C-Milch kein Thema sein wird. Teilt Riedener diese Aussage? «Von diesem Szenario gehe ich auch aus. Denn wenn kein Butterexport nötig ist, braucht es auch keine C-Milch.»
«Emmi zahlt überdurchschnittlich»
Seit 2018 sind die Milcheinlieferungen in der Schweiz rückläufig. Hat auch Emmi einen Rückgang hinnehmen müssen. Riedener dementiert. «Emmi konnte mehr Milch verarbeiten. Das hängt auch damit zusammen, dass wir einen überdurchschnittlichen Milchpreis zahlen», fährt er fort. Alle seien froh, dass sie Emmi die Milch abliefern können. Und Riedener wendet sich auch an die Mitbewerber. «Ich finde es super, dass jene, die weniger zahlen, auch weniger Milch angeliefert erhalten. Das hilft dem Gesamtmarkt.»
Weiterhin sehr erfolgreich ist der Blockbuster Caffè Latte. Weit über 120 Millionen Becher werden jährlich verkauft. Kann das Werk in Ostermundigen die Nachfrage noch decken? «Wir können mit geringen Investitionen die Nachfrage bis 2023 decken. Zudem können wir mit einer besseren Koordination der Aktionen über das ganze Jahr hinweg die Kapazitäten noch mehr erhöhen.» Der Standort Ostermundigen sei bis auf weiteres gesichert. «Wir haben keinen Handlungsbedarf», hält Riedener fest.
Ziegenmilch: Keine neuen Produzenten
Ein Teil der Wachstumsstrategie umfasst auch die Ziegenmilch. Sucht Emmi in der Schweiz weitere Produzenten? «Wir haben im Inland einen steigenden Absatz, das Wachstum beträgt jährlich rund 5 Prozent. Wir streben aber ein Wachstum von 10 Prozent an. Bezüglich Produzenten: Wir verfolgen die Strategie, mit bestehenden Lieferanten zu arbeiten und diese weiterentwickeln, bevor wir neue Produzenten an Bord holen.»
«Wartelisten sind sinnvoll»
In den vergangenen Wochen in den Fokus geraten ist die Biomilch. Viele Produzenten sind umgestiegen, viele sind auf Wartelisten. Die Nachfrage vermag das steigende Angebot nicht zu absorbieren, es besteht ein Angebotsüberhang. Wie beurteilt Riedener die Lage, kommt es zu einem Preiszerfall? «Das hängt davon, wie die Branche Angebot und Nachfrage in Griff bekommt. Mir ist es klar, dass es für jene Bauern, die auf einer Warteliste sind, schmerzhaft ist, bis sie den Biopreis erhalten. Aber ich erachte die Massnahme als sinnvoll», sagt Riedener.
Denn so werde ein Preiszerfall verhindert. In Deutschland hingegen seien die Preise deutlich gesunken. Und dies gehe zulasten der Produzenten.
ZMP partizipieren
Als keine Gefahr für Emmi erachtet Riedener das Coronavirus: «Wir sind, wenn überhaupt, nur sehr gering betroffen, beispielsweise in Norditalien.»
Die Dividendenerhöhung von 9 auf 12 Franken pro Aktie begründet Riedener mit dem wirtschaftlichen Erfolg. Emmi habe praktisch keine Schulden mehr. Es sei daher sinnvoller, bei Minuszinsen das Kapital an die Aktionäre auszuschütten. «Und die Mehrheit der Aktionäre sind die Zentralschweizer Milchproduzenten. Es ist deshalb schön, wenn sie zusätzlich am Erfolg von Emmi partizipieren können.»