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Grafik: Schweizer Bauer -
Grafik: Proviande -
Grafik: Proviande -
Grafik: Proviande -
Grafik: Proviande
Schweizerinnen und Schweizer konsumierten im vergangenen Jahr zu Hause wieder mehr Fleisch, wogegen der Konsum im Restaurant abnahm. Spitzenreiter bleibt unangefochten das Schweinefleisch. Der Inlandanteil nahm trotz einer rückläufigen Produktion zu. Eine Unsicherheitsfaktor bleibt der Einkaufstourismus.
Die Schweiz bleibt ein Volk von Fleischessern. Zwar hat der Gesamtkonsum an verkaufsfertigem Fleisch im Vergleich zum Vorjahr um 10’000 Tonnen (-2,3%) auf 421’000 Tonnen abgenommen. Der Wert liegt aber immer noch um 3,4 Prozent über dem Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre, wie die Branchenorganisation Proviande am Dienstag in einem Communiqué mitteilte.
Ausserhauskonsum sinkt
Da die Bevölkerung in der Schweiz um rund 90’000 Personen zunahm, die verkaufsfertige Fleischmenge aber abnahm, reduzierte sich der Pro-Kopf-Konsum um 3,4% auf 51,72 Kilo (2011: 53,53 Kilo).
Für den Rückgang macht Proviande wirtschaftliche Gründe geltend. So sank im Vergleich zum Vorjahr der Ausserhauskonsum (Restaurants, Kantinen, Take-Away). In den Privathaushalten wurde hingegen wieder mehr konsumiert.
Anteil des Schweizer Fleisches steigt
Trotz des rückläufigen Fleischkonsums gewann das einheimische Fleisch Marktanteile hinzu, da die Importe stärker sanken als die Inlandproduktion. Der Marktanteil stieg um 1,2 Prozentpunkte auf 81,3%. Den höchsten Inlandteil mit 97,7 Prozent erreichte das Kalbfleisch. Auch beim Schweinefleisch lag der Wert bei hohen 96,9 Prozent. Respektable 84,4 Prozent wurden beim Rindfleisch gemessen.
Den geringsten Inlandanteil wies das Pferdefleisch mit 8,3 Prozent auf. Dieser stieg 2012 um 0,7 Prozentpunkte. Auch beim Wild legte der einheimische Anteil um knapp vier Prozent zu (31,3%). Bei Geflügel stieg der Selbstversorgungsgrad auf 52,8% (+2%). Einzig beim Lammfleisch sank der Inlandanteil um 1,6 auf 39,3%.
Sinkende Schweizer Schweine-, Lamm-, und Kalbfleischproduktion
Die gesamte Inlandproduktion reduzierte sich um 0,8% auf 343’780 Tonnen. Deutlich abgenommen hat die einheimische Schweinefleischproduktion (-2,5%, 5000 Tonnen) und die Schaf- und Lammfleischproduktion (-6,5%, 300 Tonnen). Auch wurde weniger Kalbfleisch produziert (-1,1%, 270 Tonnen). Die Menge belief sich auf 24’900 Tonnen.
Zugenommen hat hingegen die Rindfleischproduktion. Diese stieg im Vergleich zu 2011 um 0,5 Prozent (400 Tonnen) auf 76’000 Tonnen. Auch das einheimische Geflügelfleisch konnte in grösseren Mengen hergestellt werden. Der Wert stieg um 2000 Tonnen (+4,4%) auf 48’600 Tonnen. Die deutlichste Zunahme, aber auf tiefem Niveau, konnte beim Pferdefleisch beobachtet werden. Das Wachstum lag bei knapp 10 Prozent (2012: 451 Tonnen).
Bei den Importen, die 2012 gesamthaft um 4,9 Prozent auf 157’670 Tonnen (-6100 t) zurückgingen, wurden mengenmässig die grössten Rückgänge beim Rindfleisch (-1’800 t, -9,1%), beim Schweinefleisch (-1’400 t, -12,4%) und beim Wild (-500 Tonnen, -17,6%) beobachtet. Sämtliche Fleischkategorien waren beim Import rückläufig.
Schweinefleisch verteidigt Position 1 souverän
Das Schweinefleisch liegt weiterhin hoch in der Gunst der Bevölkerung. Fast die Hälfte des Pro-Kopf-Konsum, 23,54 kg, entfällt auf „Schwinigs“. An zweiter Position folgt das Geflügel (11,34 kg), auf Rang drei das Rindfleisch (11,06 kg). Das Geflügelfleisch hat nach Angaben von Proviande die geringste Abnahme verzeichnet. Die konsumierte Gesamtmenge nahm sogar zu. Bemerkenswert sei, dass auch der Konsum von Fisch und Krustentieren in etwa im gleichem Ausmass abgenommen hat wie der Fleischkonsum.
Romands und Deutschschweizer haben beim Fleisch unterschiedliche Präferenzen. Während östlich der Saane im Detailhandel am häufigsten Schweinefleisch eingekauft (20%) wurde, bevorzugten die Westschweizer dagegen Geflügelfleisch (23,3%). Signifikante Unterschiede zeigten sich auch bei den Wurst- und Charcuteriewaren: Deren Einkaufsanteile betrugen bei den Deutschschweizern 23,6% bzw. 18,8% und lagen bei den Westschweizern mit 18,9% bzw. 16,5% deutlich tiefer.
Vertrauen in Schweizer Fleisch hoch
Proviande liess durch ein Marktforschungsinstitut Imagestudie zum Schweizer Fleisch durchführen. Im Vergleich zu 2006 wurde die Qualität bei allen Fleischarten heute deutlich besser beurteilt. So finden heute 60% der Befragten die Qualität von Rindfleisch besser als früher (2006: 34%) und 64% sind der Meinung, dass Fleisch und Fleischerzeugnisse aus der Schweiz qualitativ besser sind als ausländisches Fleisch (2006: 54%).
Ungenauigkeiten möglich
Wie die Proviande betont, enthält die Statistik einige Ungenauigkeiten. So wurden Vorratsveränderungen aus den «freien Lagern» statistisch. 2012 wurde beispielsweise eine grössere Menge im Vorjahr eingelagertes Schweinefleisch auf den Markt gebracht, welches aber in der Konsumberechnung 2012 nicht berücksichtigt wurde.
Auch der Einkaufstourismus wurde nicht berücksichtigt. Diese führe zu einer Unterschätzung der Konsummenge. Gemäss dem „Credit Suisse Retail Outlook 2013“ steigen zwischen 2011 und 2012 die Ausfuhrbescheinigungen zwischen Deutschland und der Schweiz um 27 Prozent. Der Kaufkraftabfluss wird 5 bis 6 Milliarden Franken geschätzt. Einige Studien gehen davon aus, dass 2012 Fleisch im Wert von knapp einer Milliarde Franken im Ausland eingekauft wurde.