Dienstag, 28. März 2023
31.01.2023 10:14
Agrarprodukte

Protektionismus-Bestrebungen befeuern Preis

Share on print
Share on email
Share on facebook
Share on twitter
Von: awp

Reis ist am Weltmarkt deutlich teuer geworden. Die Getreidesorte ist hierzulande zwar nicht die Hauptnahrungsquelle wie in Asien; insgesamt ist Reis aber neben Weizen die wichtigste Getreideart für die Ernährung der Menschheit.

Die Nachfrage nach Reis dürfte weiter anziehen, da unter anderem die Ukraine als eigentliche Kornkammer Europas weniger Nahrung produziert, sagt Anlagestratege Tobias Knoblich von Raiffeisen Schweiz zur Nachrichtenagentur AWP. Dieser Ausfall werde teilweise durch andere Nahrungsmittel wie eben etwa Reis ersetzt.

Der Preisindex für Reis des internationalen Getreiderats IGC hat in den vergangenen zwölf Monaten in der Folge um ganze 20 Prozent zugelegt. Diejenigen anderer Getreidesorten (Mais, Sojabohnen, Gerste) hingegen stiegen lediglich moderat oder waren sogar rückläufig (Weizen).

Weizen bestimmt Reispreis mit

Der Preis für Reis hängt zwar in erster Linie – wie auch bei den anderen Agrarrohstoffen – stark vom Verlauf der Ernte ab, die wiederum stark vom Wetter beeinflusst wird. Aber auch das Angebot bzw. der Preis ähnlicher Grundnahrungsmittel wie zum Beispiel Weizen entscheiden mit.

Die Nachfrage wird derweil vom Trend zu mehr Reiskonsum auch ausserhalb Asiens sowie von einer wachsenden Weltbevölkerung angetrieben. Neben Angebot und Nachfrage können zudem auch Währungsschwankungen den Preis bewegen. «Zuletzt haben aber auch die Protektionismus-Bestrebungen einiger Exportländer den Preis befeuert», sagt Knoblich von Raiffeisen Schweiz.

Die Preise können zudem stark vom Land und vom Produzenten abhängen, welche teilweise eine hohe Preismacht haben. Denn Reis wird vergleichsweise wenig global gehandelt. Es sei interessant, «dass davon sehr viel produziert, aber kaum etwas exportiert und international gehandelt wird», sagt Oliver Classen von der Nichtregierungsorganisation Public Eye.

Geringer globaler Handel

Gemäss der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Uno-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO wurden 2021 lediglich 10 Prozent der globalen Reisproduktion international gehandelt; Reis ist damit das am wenigsten gehandelte Getreide. Beim am meisten gehandelten Weizen waren es 24 Prozent der Produktion.

Reis ist für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung das wichtigste Grundnahrungsmittel. Selbst zum Frühstück kommen in Ländern wie China oder Korea statt Gipfeli oder Zopf bereits warme Reisgerichte auf den Teller. In vielen asiatischen Sprachen sind die Worte für «Reis» und «Essen» deshalb identisch, sagt Knoblich von Raiffeisen.

China konsumiert das meiste selbst

Rund 90 Prozent der weltweiten Produktion werden in Asien angebaut. Die beiden grössten Anbauländer sind China und Indien. Beide Länder zusammen produzieren laut Daten des US-Agrarministeriums jährlich rund 270 Millionen Tonnen.

Während China allerdings vor allem den grossen eigenen Bedarf deckt, ist Indien mit Abstand der grösste Exporteur. Danach folgen Thailand, Vietnam, Pakistan und die USA. Der grösste Reisproduzent in Europa ist Italien. Insgesamt produzierten die Landwirte dort laut den Angaben von Raiffeisen Schweiz auf über 200’000 Hektaren Fläche rund 1,5 Millionen Tonnen Reis pro Jahr.

In der Schweiz wächst Reis vor allem im Tessin. Er wird dort trocken angebaut, wie etwa Weizen. Pro Jahr ernten die Tessiner Reisbauern etwa 450 Tonnen. Das deckt den Konsum aber bei weitem nicht: Die Schweiz importiert jährlich 60’000 Tonnen Reis.

Mehr zum Thema
Markt & Preise

Im vergangenen Jahr zeigten sich die Migros-Kunden vermehrt preissensibel.Migros In Zeiten von hochschiessender Teuerung treten die Konsumenten auf die Sparbremse. Das spürt auch die grösste Detailhändlerin in der Schweiz, die…

Markt & Preise

Die Discounter Aldi, Lidl und Denner erhöhen ihre Marktanteile.Reto Blunier Die Teuerung beschert den Discountern einen regen Kundenzuwachs. Dies führt aber nicht unbedingt zu höheren Umsätzen, sondern zu einer Verschiebung…

Markt & Preise

Bei der sogenannten Freilandhaltung stehen den Tieren täglicher Zugang zu einer Wiese und pro Tier 2,5 Quadratmeter Auslauf zur Verfügung.Jonas Ingold Wegen der Vogelgrippe dürfen die Legehennen derzeit nicht auf…

Markt & Preise

Um die EU-Imkerei zu retten, fordern die Bauernverbände umgehend Massnahmen.Steve Buissinne Die EU-Landwirte- und Genossenschaftsverbände Copa und Cogeca sehen sich durch zwei Berichte der Europäischen Kommission darin bestätigt, dass sie…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

SCHWEIZER BAUER

DER SCHWEIZER BAUER AUF YOUTUBE