Die aktuelle Gesundheitskrise in Kombination mit einer schwierigen Ernte 2021 zeige einmal mehr die wichtige Rolle einer produktiven und nachhaltigen Landwirtschaft in der Schweiz, hiess es an der Delegiertenversammlung des SGPV. – Mike Bauert
Nach vier Jahren mit Überfluss an Brotgetreide gibt es dieses Jahr einen Produktionsmangel. Die schwierige Ernte habe Folgen für die Branche – daneben würden die Herausforderungen für den Ackerbau in Zukunft nicht weniger, gab der Schweizerische Getreideproduzentenverband (SGPV-FSPC) an seiner Delegiertenversammlung zu bedenken.
2020 fuhren die Getreideproduzenten zum vierten Mal in Folge zufriedenstellende Erträge ein – insbesondere beim Brotgetreide. Fast 439’000 Tonnen Brotgetreide aus der Ernte 2020 gelangten auf den Markt, was die herrschende Überschusssituation noch verstärkte, da auch in den drei vorausgegangenen Jahren gute Ernten erzielt wurden.
Auch die Futtergetreideernte 2020 lieferte gute Erträge und erreichte mit 558’000 Tonnen fast einen Rekord. Bei der Ölsaatenernte konnte die Rapsproduktion gesteigert werden, verpasste die zugeteilte Vertragsmenge von 99’000 Tonnen aber trotzdem um 11’000 Tonnen.
Bei den Sonnenblumen und bei der Soja wurden mit 12’300 respektive 5’250 Tonnen gute Ernte mengen erreicht.
Schlechte Ernte zerrt an Reserven
Die diesjährige Erntesituation bei Getreide und Ölsaaten ist hingegen geprägt von tiefen Erträgen und tiefe Erntemengen. «Wie wir dieses Jahr gesehen haben, kann die Natur manchmal launisch sein und die Ernten können in kurzer Zeit erhebliche Verluste erleiden», sagte SGPV-Präsident Fritz Glauser anlässlich der Delegiertenversammlung.
Gleichzeitig erfahre die hiesige Landwirtschaft mit der anhaltenden Gesundheitskrise eine erhöhte Nachfrage nach inländischen Produkten und habe den lokalen Handel wieder entdeckt – eine Entwicklung die auch die Getreidebranche gespürt habe. Grundsätzlich steige die Nachfrage nach Getreide und sie steige weiter. Nach vier Jahren mit Überfluss an Brotgetreide, müsse der SGPV dieses Jahr hingegen mit einem Produktionsmangel umgehen, der glücklicherweise von den Reserven kompensiert werden könne.

LID
Laut der Erntebilanz 2021 des SGPV fehlen rund 46’000 Tonnen Getreide für die menschliche Ernährung, die mit der vor der Ernte 2021 geschätzten Lagermenge zwischen rund 80’000 und 100’000 Tonnen aber aufgefangen werden können.
Aktuell sei die angespannte Situation auf dem Getreidemarkt, sowohl in der Schweiz als auch in der EU, eine grosse Herausforderung für die Branche. Unter anderem sei bereits eine Erhöhung des Mehlpreises angekündigt worden und der SGPV erwarte von den Branchenpartnern korrekte Preise für die Ernte 2021.
Herausforderungen meistern
Grundsätzlich sei mit Ernteschwankungen wie dieses Jahr in Zukunft mit grösster Wahrscheinlichkeit noch vermehrt zu rechnen und die heimische Produktion werde mehr und mehr an Wichtigkeit gewinnen. Unter diesen Voraussetzungen werde es folglich aber auch Zeit, damit aufzuhören, die Schweizer Landwirtschaft für alles Übel verantwortlich zu machen.
«Es wird Zeit, unsere Landwirtschaft als Teil der Lösung zu sehen», führte Fritz Glauser weiter aus. Durch die systematische Kritik an der Art wie die hiesigen Bäuerinnen und Bauern produzierten, werde es immer schwieriger die Produzentinnen und Produzenten zu motivieren, neue Massnahmen zugunsten des Klimas, der Biodiversität, der CO2-Massnahmen oder der Energieproduktion zu ergreifen.
Gleichzeitig müsse die Schweizer Landwirtschaft unbedingt ihre Kommunikation verbessern: die Abstimmung zu den beiden Agrarinitiativen im Juni hätten gezeigt, dass die Schweizer Bevölkerung zu wenig über die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern wisse. Hier müsse der Kommunikation, insbesondere über soziale Netzwerke, mehr Nachdruck verliehen werden, um einfache und positive Botschaften zu vermitteln.
Im statutarischen Teil hat die Delegiertenversammlung Jahresbericht, Rechnung, Budget, Mitgliederbeiträge und Tätigkeitsprogramm genehmigt.
Ausserdem wurden Maja Grunder (Kanton Thurgau), Benjamin Baltensperger (Kanton Zürich) und Arnaud Bellon (Kanton Waadt) als Nachfolger von Martin Iseli, Martin Schellenberg und Laurent Krebs in den Vorstand gewählt.
Und Diane François ersetzt in der Mais-Kommission Jean-Paul Krattiger, beide Vertreter der UFA-Samen.