Laut Schätzungen bestehen die europäischen Wälder im Schnitt zu etwa 4 % aus nichtheimischen Bäumen. – taskforceholz
Im Rahmen des internationalen Projektes „Alptrees“ unter der Leitung des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) in Wien und elf Partnern wurde eine Methode zur standortspezifischen Risikobewertung nichtheimischer Baumarten entwickelt. Zusätzlich wurden auch Handbücher zur Bewirtschaftung von nichtheimischen Baumarten im Wald und in der Stadt veröffentlicht.
„Robinie, Douglasie und Roteiche sind vor mehreren hundert Jahren in Europa eingeführt worden und gehören zu den 530 in Europa nichtheimischen Baumarten. Die meisten dieser nichtheimischen Baumarten wachsen in Städten und wurden auch im Wald gefördert: Manche bringen höhere Erträge, haben stabilere Wurzelsysteme oder sind eine besondere ästhetische Erscheinung. Sie bedrohen aber auch teilweise die einheimische Biodiversität und die damit verbundenen Ökosystemleistungen“, erklärt Wissenschafterin Katharina Lapin vom BFW.
Verglichen mit dem städtischen Raum, in dem nichtheimische Bäume überwiegen, sei die Zahl der nichtheimischen Bäume in Wäldern im Alpenraum relativ gering. Laut Schätzungen bestehen die europäischen Wälder im Schnitt zu etwa 4 % aus nichtheimischen Bäumen. Davon sind wiederum nur rund 5% (also insgesamt 0,2%) invasiv, das heisst wenn sich diese etablieren und ausbreiten, sind sie ein Risiko für die heimische Biodiversität.
Risiko und Nutzen abwägen
„Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels auf die Wälder und den urbanen Raum werden nichtheimische Baumarten an Bedeutung gewinnen, da sie besser an die zukünftigen klimatischen Bedingungen angepasst sein könnten“, erklärt Lapin. In derart kritischen und empfindlichen Ökosystemen wie dem Alpenraum müssten deshalb potenzielle Risiken und Nutzen besonders gründlich gegeneinander abgewogen werden, bevor Entscheidungen getroffen werden.
„Denn: Der Klimawandel verändert auch die Eigenschaften bereits etablierter nichtheimischer Baumarten dahingehend, dass manche von ihnen erst unter den neuen veränderten Klimabedingungen konkurrenzstärker und invasiv geworden sind, besonders dort wo heimische Baumarten in ihren natürlichen Waldhabitaten aufgrund des Klimawandels nicht mehr optimal gedeihen können“, so die Wissenschafterin.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Anhand der erarbeiteten standortspezifischen Risikobewertung können Akteure aus der Forstwirtschaft, dem Naturschutz sowie der Raum- und Stadtplanung mithilfe einer Schritt-für-Schritt-Anleitung zwischen negativen und positiven Auswirkungen nichtheimischer Baumarten auf die Ökosystemleistungen unterscheiden.
Der Leitfaden soll als Entscheidungshilfe für die Auswahl von Standorten, nichtheimischer Baumarten und waldbaulicher Massnahmen dienen. Generell sei es von Vorteil, wenn die ökologischen Eigenschaften der eingeführten nichtheimischen Baumarten den heimischen Arten ähnlich seien. Zugleich dürften die nichtheimischen Baumarten aber kein starkes Dominanzverhalten zeigen.
Beispiel Roteiche
„Obwohl die Roteiche als eine der vielversprechenden alternativen Baumarten gilt, ist ihr invasives Potenzial zu beachten“, betont Lapin. Die Baumart vertrage die Sommerhitze viel besser als die meisten heimischen Baumarten und sei auch sehr widerstandsfähig gegenüber Trockenheit.
In heimischen Eichen- und Eichen-Hainbuchen-Wäldern neige die Roteiche aber dazu, die natürliche Verjüngung heimischer Baumarten zu verdrängen. „Sie sollte daher nur in Mischbeständen eingeführt und in Monokulturen vermieden werden“, empfiehlt die Expertin.