Diese am Dienstag im Fachblatt «Pnas» veröffentlichte Zahl ist mehr als doppelt so hoch wie frühere Schätzungen des Artenreichtums im Boden, wie die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) am Dienstag mitteilte. Für die Studie haben Forschende der WSL, der Universität Zürich und der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope die Fachliteratur durchforstet und bestehende Datensätze neu ausgewertet.
Pilze, Pflanzen und winzige Organismen
«Unsere Studie zeigt, dass die Vielfalt in den Böden gross und entsprechend wichtig ist und sie somit im Naturschutz viel stärker berücksichtigt werden sollte», liess sich Erstautor Mark Anthony von der WSL in der Mitteilung zitieren. Der Anteil an Böden weltweit, die als beeinträchtigt oder zerstört gelten, wächst indes stetig. «Die Böden stehen enorm unter Druck, sei es durch landwirtschaftliche Intensivierung, den Klimawandel, invasive Arten und vieles mehr», betonte Anthony.
Am stärksten vertreten im Boden sind dabei Pilze. Ganze 90 Prozent aller Pilzarten leben laut der Studie im Boden. Mit einem Anteil von rund 86 Prozent folgen Pflanzen mit ihren Wurzeln. Bei den Weichtieren wie Schnecken und Regenwürmer leben 20 Prozent im Boden.
Böden unter Druck
«Vor allem aber für die ganz kleinen Organismen wie Bakterien, Viren, Archaeen, Pilze und Einzeller hat noch niemand eine Schätzung der Vielfalt versucht», erklärte Anthony. Dabei seien gerade diese Organismen entscheidend für das Nährstoffrecycling im Boden, für die Kohlenstoffspeicherung und wichtig als Krankheitserreger und Partner der Bäume.
Da die Datenlage zur Bodenvielfalt äusserst lückenhaft ist – insbesondere im globalen Süden –, weisen die Resultate der Studie teilweise riesige Bandbreiten auf. Bei Bakterien zum Beispiel liegt der Mittelwert bei 40 Prozent im Boden lebender Arten – die Spanne reicht aber von 25 bis 88 Prozent.
Das Ziel sei es, die Basis für dringend notwendige Entscheidungen zum Schutz der Böden und ihrer Lebewesen weltweit zu liefern. Ihre Analyse sei ein «erster, aber wichtiger» Versuch, den Anteil der globalen Artenvielfalt, die im Boden lebt, einzuschätzen. «Die Böden stehen enorm unter Druck, sei es durch landwirtschaftliche Intensivierung, den Klimawandel, invasive Arten und vieles mehr», betont Anthony. «Unsere Studie zeigt, dass die Vielfalt in den Böden gross und entsprechend wichtig ist und sie somit im Naturschutz viel stärker berücksichtigt werden sollte.»
