Heu aus der Crau ist seit 1997 geschützt durch die Herkunftsbezeichnung AOP. – Arte
In Südfrankreich wird mit Hilfe grosser Wassermengen das vielleicht teuerste Heu der Welt produziert und international an Gestüte verkauft. Behörden und Umweltschützer wollen die Bauern zum Wassersparen bringen. Doch die wehren sich. Die 30-minütige Doku-Sendung finden Sie in diesem Artikel.
David Doulière ist Landwirt und Heuhändler. Auf seinen Feldern in der Crau, einer einstigen Steppe im Süden Frankreichs, baut der 55-jährige Heu an.
Edelheu von ehemaligen Brachen
Das Erzeugnis, mit dem er und viele seiner Kollegen ihr Geld verdienen, ist ein ganz besonderes. Ihr Gras kostet bis zu 250 Euro (263 Franken) pro Tonne, ist mit einer Herkunftsbezeichnung ähnlich geschützt wie Champagner und unter Pferdezüchtern weltweit heiss begehrt. Das Heu ist seit 1997 geschützt durch die Herkunftsbezeichnung AOP, mit der sonst Wein und Weichkäse verkauft werden.
Das Edelheu gedeiht auf Böden, die einst brach lagen. Erst mit Hilfe eines umfangreichen Kanalsystems, welches Wasser aus einem nahen Alpenfluss, der Durance, ableitet, hat sich die Crau in den letzten Jahrhunderten zu einer blühenden Landschaft gewandelt. Um ihren Ertrag zu sichern, müssen die Bauern ihre Felder üppig fluten.
Die AOP-Vorschriften verbieten Pflanzenschutzmittel. Bis zu 32 Sorten Gräser, Kräuter und Blumen sind im Crau-Heu; fünf Pflanzen, darunter der gewöhnliche Glatthafer, müssen zwingend enthalten sein. Eine andere Regel besagt, dass die Ballen, sind sie erst einmal geschnürt, nicht über Nacht auf dem Feld bleiben dürfen. Garantierter Trockensubstanzgehalt ist 86 Prozent. sum
Erster Schnitt für Rennpferde
Der erste Schnitt im Juni bestimmt den Preis des zweiten und dritten Schnitts. Denn nur der erste Schnitt ergibt das gesuchte strukturreiche Heu, das die Produzenten als Futter für Rennpferde verkaufen können, nach Deutschland und Grossbritannien, in die Arabischen Emirate oder auf die Karibikinsel Saint Lucia.
Der zweite und der dritte Schnitt werden an Schafe und Rinder verfüttert. Das Problem: Die Wiesen werden intensiv bewässert. Jährlich 300 Millionen Kubikmeter Wasser braucht es nach Angaben des Verbands für Crau-Heu – Wasser, das in Südfrankreich immer knapper wird.

zvg
Kampf um Wasser
Doch der Wasserverbrauch der Bauern ruft auch Kritikerinnen und Kritiker wie Annick Mièvre, Leiterin der regionalen Wasserbehörde, auf den Plan. Denn mit dem Fortschreiten des Klimawandels wird das Wasser in Südfrankreich knapp, auch die Durance könnte bis zu 50 Prozent ihres Wassers verlieren.
Neben den Heubauern nutzen auch noch zwei Drittel der Region PACA, in welcher der Grossraum Marseille liegt, das Wasser der Durance. Für Mièvre ist deshalb klar: Jetzt müssen alle Wasser sparen.
Während erste Heubauern bereits auf Alternativen setzen, wie den Anbau von Mandelbäumen, bangen andere um ihre Zukunft. Wird das Wasser neu verteilt, könnten sie ihre Privilegien und damit ihr wichtigstes Produkt verlieren. Sie sind überzeugt, der Grundwasserspiegel der Region würde sinken und die Felder versteppen, wenn sie ihre Felder nicht mehr fluten dürfen – und natürlich sicher, dass Frankreich ohne das Edelheu der Crau um einen exquisiten Exportschlager ärmer wäre.