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Landwirte und Jury bei der Bewertung der Wiesen.
In der Schweiz existieren unzählige Wiesen. Die besonders artenreichen sind nicht nur für die Biodiversität, sondern auch für die Landwirtschaft und den Tourismus von Bedeutung. Mit den Wiesenmeisterschaften soll darauf aufmerksam gemacht werden.
Die Schweiz ist ein Grasland, geprägt von zahlreichen Wiesen und Weiden. Auf extensiv bewirtschafteten Magerwiesen können bis zu 60 verschiedene Pflanzenarten auf wenigen Quadratmetern wachsen, die Bedeutung für die Biodiversität ist dementsprechend hoch.
95 Prozent der Trockenwiesen verschwunden
Allerdings ist die Zahl der artenreichen Wiesen seit Beginn des 20. Jahrhunderts deutlich zurückgegangen. Wie die IG Kulturlandschaft am Dienstag mittels Communiqué mitteilt, sind seit dem Jahr 1900 rund 95 Prozent der Trockenwiesen wie auch traditionelle Futterwiesen verschwunden. Die Wiesen zu fördern ist deshalb einer der Gründe, weshalb die Wiesenmeisterschaften durchgeführt werden.
„Wiesenmeisterschaften machen auf die Schönheit und vielfältige Bedeutung von artenreichen Wiesen aufmerksam“, sagt Jodok Guntern vom Forum Biodiversität. Dieses gehört zusammen mit dem Schweizer Bauernverband (SBV) sowie der IG Kulturlandschaft zur nationalen Trägerschaft der Meisterschaften. „Mit ihrer Blumenpracht ermöglichen die artenreichen Wiesen einzigartige Naturerlebnisse und sind Lebensraum für eine grosse Zahl bedrohter Pflanzen und Tiere“, sagt Guntern.
IG Kulturlandschaft
Die Interessengemeinschft (IG) Kulturlandschaft ist ein gemeinnütziger Verein zur Förderung der biologischen Vielfalt, der Eigenart und der Schönheit der bäuerlich geprägten Kulturlandschaft. Die IG wurde als Trägerschaft für die Durchführung der Wiesenmeisterschaften im Jahre 2008 gegründet. Heute lanciert, unterstützt und/oder betreut sie zahlreiche weitere Projekte, die dem Vereinsziel dienen.
In Vorstand und Beirat der IG Kulturlandschaft engagieren sich der Schweizer Vogelschutz SVS/BirdLife Schweiz, die AGRIDEA Lindau, der Schweizer Bauernverband SBV, das Bundesamt für Umwelt BAFU und die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz SL.
Neben der Artenvielfalt haben die Wiesen aber auch noch weitere wichtige Funktionen: Sie würden aromatisches, rohfaserreiches Heu liefern, steile Hänge vor Erosion schützen und seien für Honig- und Wildbienen eine wichtige Nektar- und Pollenquelle, führt Guntern aus. Auch dienen die Wiesen als Erholungsraum und sind Bestandteil einer vielfältigen Landschaft. Diese können Tourisitiker vermarkten.
Wertschätzung für die Bauern
Die Meisterschaften sollen aber nicht nur die Öffentlichkeit auf die Wiesen aufmerksam machen, sondern auch den Bäuerinnen und Bauern, welche die Wiesen bewirtschaften, eine Wertschätzung entgegenbringen. „Mit den Wiesenmeisterschaften möchten wir den Bauern und Bäuerinnen, die diese wertvollen Wiesen standortgerecht und mit Sorgfalt bewirtschaften, für ihr Können und ihren Einsatz danken und ihnen auch die Möglichkeit bieten, sich untereinander auszutauschen“, sagt Jodok Guntern.
Ähnlich sieht das Alexandra Cropt vom Schweizer Bauernverband: „Die landwirtschaftlichen Leistungen und die Arbeit der Landwirte im Bereich Biodiversität sind in der Bevölkerung nicht immer anerkannt. Oft weiss die Bevölkerung nicht, was dahinter steht. Die Wiesenmeisterschaften machen diese Leistungen und die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern sichtbar.“ Dies sei dem SBV ein Anliegen. Cropt betont zudem, dass neben der Landwirtschaft und der Biodiversität auch der Tourismus von den farbenfrohen Wiesen profitiere.
Wiesenmeisterschaften 2015
In diesem Jahr finden in fünf Regionen der Schweiz Wiesenmeisterschaften statt. Die Wiesen werden von Mai bis Ende Juni vor dem ersten Schnitt und in voller Blütenpracht besucht und bewertet. Je nach Region werden unterschiedliche Kategorien beurteilt, unter anderem „Streuwiesen“, „Artenreiche Magerwiesen“ oder „Artenreiche Wiesen mit futterbaulicher Qualität“. Nach Anmeldeschluss Ende Mai werden die Wiesen von einer Jury besucht und bewertet, danach werde die jeweiligen Sieger gekürt. Die Preisverleihungen finden je nach Region im Sommer oder Herbst bei öffentlichen Feiern statt:
Ort und Datum der Preisverleihung
- Engiadina Bassa, Samnaun, Val Müstair (GR), 10. Juli 2015, Tschlin
- Naturpark Gantrisch (BE), 15. August 2015, Schloss Schwarzenburg
- Valle di Blenio (TI), August 2015, noch offen
- Naturpark Beverin (GR), 5. Oktober 15, Naturparkfest, Tschappina
- Obertoggenburg (SG), 5. September 2015, Buurebeizli Dergeten, Nesslau