Im Jahr 2021 musste die Schweizer Landwirtschaft vermehrt Pflanzenschutzmittel einsetzen, weil die Witterungsbedingungen schlecht waren.
Strickhof
In der Schweiz sind im vergangenen Jahr 2259 Tonnen Pflanzenschutzmittel verkauft worden. Das sind 331 Tonnen oder 17 Prozent mehr als im Jahr davor. Grund dafür waren die starken Regenfälle, die die Ausbreitung von Krankheiten etwa bei den Reben, dem Obst und den Kartoffeln förderten.
Um die Ernte zu schützen oder schlechthin zu retten, mussten die Landwirtinnen und Landwirte mehr Behandlungen durchführen, wie das Bundesamt für Landwirtschaft (BWL) am Montag mitteilte.
Praxis zu mehr bio

BLW
«Dabei ist wichtig zu betonen, dass dieser Anstieg zwar den Reduktionstrend der letzten Jahre verlangsamt, er aber in erster Linie Pflanzenschutzmittel betrifft, die auch in der Biolandwirtschaft zugelassen sind», hält das BLW fest. Gesamthaft wurden 1234 Tonnen solcher biologischer Mittel gekauft. Das entspricht im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von rund einem Drittel . Die Verkaufsmenge an Pflanzenschutzmittel für die biologische Landwirtschaft überstieg 2021 diejenige an konventionellen Pflanzenschutzmittel. Letztere stagnierte bei etwas mehr als 1000 Tonnen.
Das BLW erklärt diese Entwicklung mit einer Änderung der Praxis zu mehr bio. Das ist ein Trend, der sich schon seit mehreren Jahren abzeichnet. Viele Landwirte seien auf Produkte umgestiegen, die in der biologischen Landwirtschaft verwendet würden, sagte eine BWL-Sprecherin der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Mehr Fungizide und Insektizide
Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 2259 Tonnen Pflanzenschutzmittel verkauft, 331 Tonnen mehr als 2020. Konkret stieg der Verkauf von Fungiziden 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 187 Tonnen auf 1197 Tonnen. Davon machten die zur biologischen Landwirtschaft zugelassenen Produkte Schwefel, Kupfer und Kaliumcarbonat 170 Tonnen aus. Bei den Insektiziden gab es eine Zunahme um 151 Tonnen auf 421 Tonnen. Stark zugenommen hat dabei der Verkauf des Insektizids Paraffinöl, das als biologischer Ersatz für Chlorpyrifos gilt, welches 2020 verboten wurde.
Bei den Herbiziden wurden 480 Tonnen verkauft, 18 Tonnen weniger als 2020. Der Absatz an Glyphosat ging wie bereits in den Vorjahren weiter zurück, er reduzierte sich um 14 Tonnen auf 105 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. 2008 waren davon noch 341 Tonnen verkauft worden.

BLW
Neue Reduktionsmassnahmen ab 2023
Im Jahr 2021 legte das Parlament das Ziel fest, bis 2027 die mit Pestiziden verbundenen Risiken für Oberflächengewässer, das Grundwasser und naturnahe Lebensräume wie beispielsweise Biotope um 50 Prozent zu verringern. Erste Berechnungen des BWL haben dabei ergeben, dass die ergriffenen Massnahmen «erfreulicherweise» ihre Wirkung zeigen, wie das BWL mitteilte.
So habe etwa das Kontaminationsrisiko im Grundwasser im Vergleich zum Zeitraum von 2012 bis 2015 halbiert werden können, weil der Einsatz von wasserverschmutzenden Produkten reduziert wurde. Auch das Risiko für Oberflächengewässer konnte reduziert werden. Das BLW führt dies unter anderem auf die Sanierung von Waschplätzen für Spritzgeräte und den Massnahmen zur Verringerung von Abdrift und Abschwemmung zurück.
Nicht verändert hat sich jedoch das Risiko für naturnahe Lebensräume. Ab Anfang des kommenden Jahres werden neue Massnahmen zur Reduzierung der Risiken eingeführt. So werden Antidriftdüsen obligatorisch. Ausserdem werden im ökologischen Leistungsnachweis bestimmte Pestizide verboten, wenn ein weniger gefährliches Alternativprodukt zugelassen ist. «Dies wird helfen, das Risiko für Oberflächengewässer und naturnahe Lebensräume weiter zu reduzieren», so das BLW.
Drei Kategorien an Wirkstoffe

- In der biologischen Landwirtschaft anwendbare Wirkstoffe
Wirkstoffe, die in der biologischen Landwirtschaft gemäss Anhang 1 der Verordnung des WBF über die biologische Landwirtschaft (SR 910.181) für das jeweilige Jahr zugelassen waren. Sie dürfen in der konventionellen und der biologischen Landwirtschaft angewendet werden. - Wirkstoffe mit besonderem Risikopotential
Gemäss dem «Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln» gelten als Wirkstoffe mit besonderem Risikopotenzial Wirkstoffe, die entweder gemäss Pflanzenschutzmittelverordnung (SR 916.161) ein Substitutionskandidat sind oder die im Boden persistent (DT50 > 6 Monate) sind. Einige Wirkstoffe mit besonderem Risikopotenzial dürfen in der biologischen Landwirtschaft angewendet werden. - Andere Wirkstoffe
Wirkstoffe, die weder in der biologischen Landwirtschaft angewendet werden dürfen noch ein besonderes Risikopotenzial aufweisen.
One Response
6200kg Pflanzenschutzmittel pro Tag. in einem kleinen Land wie der Schweiz – unfassbar!
Bei Glyphosat sind es täglich „nur noch“ knapp 300kg – mir graust es nur schon bei der Vorstellung!
Ich freue mich über jedeN, der andere Wege geht und in Eigenverantwortung NEIN sagt zu diesem Mittel.