Dem Unkraut rückt Martin Schwarzentruber mit bis zu 5000 Volt Spannung zu Leibe.
Christian Zufferey
Statt Blacken einzeln auszustechen, setzt Biolandwirt Martin Schwarzentruber nun auf Strom. Er jagt so lange Spannung in das Unkraut, bis die Wurzel so heiss wird, dass die Zellen zerstört werden.
Die Wurzeln werden regelrecht zum Kochen gebracht. Wenn Martin Schwarzentruber aus Romoos LU mit seinem Hofstapler losfährt mit einem Aggregaten, um Strom zu erzeugen, einem Powerkasten, einem 25 Meter langen, dicken Kabel und einer etwa zwei Meter langen Lanze, macht er mit dem Unkraut kurzen Prozess.
3000 bis 5000 Volt
«Die Kunst besteht jedoch nicht darin, möglichst viel Strom durch das Unkraut zu jagen, sondern wenig Strom möglichst lang», erklärt Schwarzentruber. Mit seinem benzinbetriebenen Aggregaten kann er bis zu 5000 Volt Spannung erzeugen oder auch nur 4000 oder 3000 Volt, die er so lange durch die Neophyten leitet, bis der Strom kaum mehr fliessen kann. Dann nämlich weiss er, dass die Wurzel so heiss geworden ist, dass die Zellen zerstört wurden, weil kein Strom mehr fliessen kann.
Dass man mit elektrischem Strom Unkraut bekämpfen kann, schlussfolgerte Schwarzentruber, als er beobachtete, wie grüne Blätter von Pflanzen braun werden, wenn ein Strom führender Hüterdraht über etwas längere Zeit am Boden liegt. «Es müsste eine ähnliche Methode geben, um Blacken zu bekämpfen», dachte sich Schwarzentruber und begab sich auf die Suche. Tatsächlich fand er in der Schweiz Geräte, mit deren Hilfe das Unkraut flächendeckend elektrisch bekämpft werden kann – doch benötigten diese zu viel Energie.

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Gerät aus England
Erst in England wurde er fündig mit einem Gerät, mit dem Unkräuter einzeln bekämpft werden können, das allerdings etwa 40’000 Franken kostet. Obschon die Anwendung nicht ganz ungefährlich ist – Schwarzentruber trägt Sicherheitsstiefel, wenn er arbeitet –, kaufte er sich das Gerät und behandelt seither Blacken, Disteln, Riesenbärenklau, ja sogar Erlen oder Flieder, weil verholzte Rinden den Strom besonders gut leiten.
Zum ersten Mal zum Einsatz kam der elektrische Unkrautvernichter Ende Sommer 2020 in einem Biotop, das Biolandwirt Schwarzentruber im Auftrag des Kantons Luzern pflegt. «Im Froschteich wucherte der Knöterich so stark, sodass man ihm kaum noch Herr wurde», erzählt Schwarzentruber. Aufgrund der sich weit verzweigenden Wurzeln war es jedoch nötig, dem Unkraut mehrmals während bis zu etwa 1½ Minuten zu Leibe zu rücken.
Nach wiederholten Behandlungen erwies sich die neue Bekämpfungsmethode jedoch als so effektiv, dass Schwarzentruber inzwischen auch Neophyten entlang von Strassenrändern oder Böschungen bekämpft – ohne Herbizide. «Das einzige nicht umweltfreundliche an diesem System ist das Benzin, mit dem das Stromaggregat angetrieben wird», meint Schwarzentruber.

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Verkohlte Wurzeln
Auch zur Bekämpfung von Blacken hatte Schwarzentruber auf seinem Hof schon Erfolg. Wichtig dabei sei, dass man nicht die Blätter, sondern den Samenstängel bestrome, erklärt er. Und auch bei Blacken gilt, dass alte grosse Blacken nach nur einer Anwendung meist noch nicht besiegt sind. «Junge Blacken mit senkrechten Wurzeln dagegen sofort», ist Schwarzentruber überzeugt.
Statt die Blacken einzeln auszustechen, wobei im Boden ein Loch zurückbleibt, lässt Schwarzentruber die verkohlte Wurzel sogar im Boden drin, wo sie auf natürlichem Weg verrottet. Auf seinem eigenen Bioweiderind-Betrieb wird Schwarzentruber erst ab etwa Juni wieder Unkraut bekämpfen müssen. Bis dahin wendet er relativ viel Zeit dafür auf, anderen die neue Bekämpfungsmethode vorzustellen. Ausser Landwirten beginnen sich auch Gemeinden und Städte dafür zu interessieren – für ihre Kommunaldienste.
4 Responses
Denkt jemand an die Würmer und Bodenlebewesen die da zu Grunde gehen, wenn man mit Strom, Hitze und Hoflader kommt ? Ich steche die Backen immer aus, wenn Sie noch jung sind, es geht so viel schneller!!
Tönt ja interessant.
Aber wie sieht es mit den Boden Lebewesen aus? Werden diese auch vernichtet?
ich hätte Schwarzentruber noch zwei Blackeneisen; das wäre umweltfreundlicher, als mit Strom, erzeugt mit einem benzingetriebenen Generator herumzuhantieren !
Besser mit Strom als mit der Giftspritze bekämpfen.