In Wäldern mit überschaubarer Borkenkäferdynamik möglichst «sauber» in die Saison zu starten, das bevorstehende Schwärmen der Käfer zu verfolgen und potenziellen Neubefall aufzuspüren, ist anzustreben.
WSL
Die Borkenkäferschäden in Österreichs Wäldern haben sich 2022 um 90% auf 3,75 Mio. Vorratsfestmeter (Vfm) erhöht. Das ist der dritthöchste je in Österreich erfasste Wert.
Laut Dokumentation der Waldschädigungsfaktoren (DWF) waren die Bezirke Lienz und Spittal an der Drau am stärksten betroffen.
Ein starker Anstieg wurde auch bei Windschäden verzeichnet, was wiederum ein Treiber für weitere Borkenkäfer-Massenvermehrungen sein könnte, befürchtet das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW).
Im Alpenraum am stärksten
Der Schadensschwerpunkt lag südlich des Alpenhauptkammes. das stärkste Plus, die sechsfache Menge gegenüber dem Vorjahr, gab es neuerlich in Tirol (1,28 Mio. Vfm), wobei der allergrösste Teil der Schäden in Osttirol anfiel.
Im Bezirk Lienz betrug die Schadholzmenge sogar das Zehnfache (1,13 Mio. Vfm). In Kärnten verdoppelte sich die Käferholzmenge auf 763.000 Vfm, das Zentrum war der Bezirk Spittal an der Drau mit einer Versechsfachung der Schäden (400.000 Vfm).
Auch in anderen Bundesländern war ein Anstieg festzustellen, wenn auch nicht so groß: Salzburg folgt mit +83% (280.000 Vfm), Steiermark mit +45% (671.000 Vfm) und Oberösterreich mit +27% (319.000 Vfm).
Situation wird verschärft
Die höheren Temperaturen und der fehlende Niederschlag heizten die Situation weiter an. 2022 war das zweitwärmste Jahr der Messgeschichte mit hohen Regen- und Schneedefiziten. Steigende Temperaturen bedeuten für Bäume eine stärkere Verdunstung und einen höheren Wasserbedarf.
«Die Anzahl der Buchdrucker-Generationen bestätigen diese günstigen Voraussetzungen für die Borkenkäferentwicklung. Meist bildeten sich drei Generationen heraus, selbst in höheren Lagen jedoch zwei, wodurch das Vermehrungspotenzial stark steigt», so BFW-Leiter Peter Mayer.
Niederschlag fehlt
Laut GeoSphere Austria fiel 2022 auch 16% weniger Niederschlag als im langjährigen Vergleich (1991-2020). Lediglich nördlich der Donau (im Wald- und Mühlviertel) sowie im Raum Wels-Linz waren die Regionen ausreichend mit Niederschlag versorgt.
Der Niederschlag fehlte vor allem im Osten und südlich des Alpenhauptkammes, östlich einer Linie von Osttirol über das Mariazeller Land bis ins Weinviertel.
Kein rosiger Ausblick für 2023
Auch der Winter 2022/23 fiel vor allem im west- und nördlichen Bergland schneearm aus. Gepaart mit den geringen Niederschlägen der vergangenen Wochen, auch in den südlichen Landesteilen, sind die Rahmenbedingungen für die Versorgung und Abwehrfähigkeit der Bäume alles andere als gut.
Nicht aufgearbeitete Windwürfe des Vorjahres (die Windbrüche verdoppelten sich) und Stürme im März 2023 sorgen für zusätzliches Brutmaterial für die Käfer.
Daher sollte das Augenmerk nicht nur auf Regionen mit laufender Massenvermehrung liegen, sondern auch besonders auf Gebieten, die von Windwürfen betroffen sind, um dem Entstehen neuer Massenvermehrungen entgegenzuwirken.
Brutmaterial entfernen
Die wichtigste Massnahme eines Borkenkäfermanagements ist: Mögliches Brutmaterial muss aus dem Wald entfernt werden. In Wäldern mit überschaubarer Borkenkäferdynamik möglichst «sauber» in die Saison zu starten, das bevorstehende Schwärmen der Käfer zu verfolgen und potenziellen Neubefall aufzuspüren, ist ebenfalls anzustreben.
In stark betroffenen Käfergebieten sind nötige Aufarbeitungsarbeiten und Bekämpfungsmassnahmen in Abstimmung mit der Forstbehörde und den Forstberaterinnen und Forstberatern der Landwirtschaftskammern zu priorisieren.