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Bereits letztes Jahr waren die Lager in den Sägereien voll – das könnte sich jetzt noch verschärfen. -
Der Verband empfiehlt den Waldeigentümern, die Frischholzschläge möglichst zurückzustellen. -
Ein bekanntes Problem macht sich derweil schon wieder bemerkbar. Der Borkenkäfer hat vom zweitmildesten Winter seit Messbeginn profitiert
Letztes Jahr sorgten Trockenheit und Borkenkäfer für grosse Herausforderungen in den Schweizer Wäldern. Weil wegen der Corona-Krise die Holznachfrage sinkt, könnten sich die Probleme verschärfen.
Die Schweizer Waldwirtschaft hat es schwer. Die Hitze und Trockenheit des vergangenen Sommers, Sturmschäden und der Borkenkäfer verursachten derart grosse Schäden, dass die Forstbetriebe kaum mit dem Holzen nachkamen. Die Folge waren volle Lagerplätze in den Sägereien und Holz, das im Wald und auf Wiesen gelagert werden musste.
Exporte fallen weg
Und jetzt setzt die Corona-Krise der Waldwirtschaft zu, die Nachfrage nach Holz ist zurückgegangen. «Beim Nadelrundholz, vor allem bei den Sortimenten schlechterer Qualität, sind grössere Mengen kaum mehr absetzbar», sagt Urban Brütsch, Vizedirektor von Wald Schweiz, dem Verband der Waldeigentümer. Aber auch bei den guten Qualitäten, die zum Beispiel für den Bau verwendet werden, haben gewisse Sägereien die Einschnittmengen reduziert.
Hinzu kommt, dass derzeit praktisch kein Holz exportiert werden kann. In Italien und Frankreich haben holzverarbeitende Unternehmen den Betrieb reduziert oder sind ganz geschlossen. Sämtliches Holz muss derzeit auf dem inländischen Markt abgesetzt werden. Die Rundholzlager der Sägereien sind aber bereits gut gefüllt. «Wir befürchten, dass beim Industrieholz die Produkte, die normalerweise exportiert werden, die Lagerkapazitäten rasch füllen», sagt Brütsch. Dies würde zu einem Rückstau in der Produktion führen, sodass weniger Industrieholz verarbeitet werden könne.
Holzen wenn möglich einschränken
Das Problem der vollen Sägereien ist bereits aus dem letzten Jahr bekannt, als von der Trockenheit gezeichnete Bäume dem Borkenkäfer zum Opfer fielen. Laut WaldSchweiz verschärfen die eingeschränkte Holz-Nachfrage sowie die fehlenden Exportmöglichkeiten die Lage nun zusätzlich. Aus diesem Grund empfiehlt der Verband den Waldeigentümern, die Frischholzschläge möglichst zurückzustellen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass es im Wald nichts zu tun gibt: Forstschutzmassnahmen, die Jungwald-, Biotop- oder Schutzwaldpflege ohne Holzanfall sind Arbeiten, die derzeit ausgeführt werden können.
Borkenkäfer-Plage droht
Ein bekanntes Problem macht sich derweil schon wieder bemerkbar. Der Borkenkäfer hat vom zweitmildesten Winter seit Messbeginn profitiert. «Die Borkenkäfer sind bereits wieder aktiv», sagt Urban Brütsch. «Während des milden Winters hat eine grosse Anzahl überlebt und die Ausgangspopulation ist deswegen relativ gross». Die Borkenkäfer beginnen bereits bei den ersten Sonnenstrahlen und wärmeren Temperaturen, sich zu vermehren.
Es müsse damit gerechnet werden, dass 2020, je nach Witterung, die Anzahl Borkenkäfer und die daraus entstehenden Schäden das Vorjahr noch übertreffen könnten, befürchtet Brütsch. Letztes Jahr hatten sich die Borkenkäfer stark vermehrt und nicht nur Fichten, sondern auch Tannen, Föhren und Lärchen befallen. Deshalb seien gezielte, frühe Forstschutzmassnahmen nun sehr wichtig, um die weitere Entwicklung einzudämmen.