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Markus Bucher, Bio-Landwirt aus Grossaffoltern BE, unterstützt die Trinkwasserinitiative. -
Bucher bewirtschaftet einen 35 Hektaren grossen Betrieb.
Bio-Gemüsebauer Markus Bucher befürwortet die Trinkwasserinitiative. Er will auch den Biolanbau effizienter machen.
Biogemüsebauer Markus Bucher aus Grossaffoltern BE hat eine Vision: Er will seine Felder in kleine Biotope verwandeln, in denen Rüebli, Zwiebeln, Salate und Tomaten kreuz und quer zwischen Obstbäumen und Himbeerstauden wachsen und in denen Vögel, Wild und Insekten wieder einen Lebensraum finden.
Auf dem 35 ha grossen Betrieb will der Pionier, der im Jahr 2010 den Agropreis mit seinem Freiland-Knoblauch-Anbau gewann, ein natürliches Ökosystem in Gang setzen und damit eine nachhaltige Landwirtschaft betreiben.
«Schritt in andere Richtung»
Bucher setzt sich für eine Kehrtwende in der Landwirtschaft ein und ist überzeugter Befürworter der Trinkwasserinitiative. Ihm sei wichtig, dass die Landwirtschaft endlich einen Schritt in eine andere Richtung wagt, sagt Bucher im Interview.
«Schweizer Bauer»: Sie befürworten die Trinkwasserinitiative (TWI). Für die Mehrheit Ihrer Berufskollegen ist sie ein rotes Tuch. Wie erfahren Sie das im Alltag?
Markus Bucher: Die Trinkwasserinitiative ist in der Landwirtschaft mehrheitlich sehr umstritten. Leider getrauen sich viele Befürworter aus unserer Branche nicht, dafür hinzustehen und zu sagen, dass die TWI eine gute Sache ist. Traurig ist, dass ich auf Grund eigener Sichtweise oft eine abneigende Haltung von einigen Berufskollegen gegenüber meiner Person erfahren muss. Lieber wäre mir ein direkter Dialog.
Letzte Woche warben Sie erneut öffentlich für die Trinkwasserinitiative. Warum tun Sie das?
Bei der TWI steht sauberes Trinkwasser im Zentrum – eine Lebensgrundlage jeden Lebewesens. Die teils mangelhafte Trinkwasserqualität ist ein Problem. Auch das Insektensterben und die abnehmende Biodiversität, die auf den Betrieben beobachtet werden kann, sind grosse Themen.
Die Trinkwasserqualität in der Schweiz ist aber im weltweiten Vergleich hervorragend. Die Sicherheitswerte sind sehr streng angesetzt.
Ich machte auf meinem Betrieb zwei Wasserbohrungen für die Bewässerung mit einer Tiefe von 84 resp. 63 Metern. Dabei wurde in dieser Tiefe der Fungizid-Wirkstoff Chlorothalonil und ein Abbauprodukt von Atrazin gefunden. Und das auf einer Biofläche. Diese Wirkstoffe haben dort nichts zu suchen, egal in welcher Konzentration. Es kann nicht sein, dass wir von einer Lebensmittelproduktion reden und dabei Wirkstoffe einsetzen, die uns Menschen schaden.
Sie wollen mit ihr die Schweizer Landwirtschaft auf den Kopf stellen und Mindererträge von 20 bis 40 Prozent in Kauf nehmen, obschon in der Schweiz immer mehr Menschen ernährt werden müssen?
Die Initiative bringt sehr viel ins Rollen. Und um das geht es. Mir ist es wichtig, dass die Landwirtschaft endlich einen Schritt in eine andere Richtung wagt. Auch unsere Bio-Anbausysteme müssen hinterfragt und effizienter werden.
Ist die Trinkwasserinitiative nicht extrem? Selbst grüne Parlamentarier lehnen sie ab.
Die Initiative ist nicht extrem. Sie verbietet nichts. Jeder kann weiterhin so produzieren, wie er möchte. Der Fokus liegt bei der Umverteilung der Direktzahlungen zu Gunsten von sauberem Wasser.
Die Initiative verlangt in der Tierhaltung ausschliesslich betriebseigenes Futter. Davon sind Sie als Gemüsebauer kaum betroffen. Was sagen Sie den Geflügel-, Schweine- und Rindviehhaltern?
Die graslandbasierte Nutztierhaltung wird weiterhin gefragt sein. Den Geflügel- und Schweinehaltern ist eine Lösung schwierig zu präsentieren. Ich bedauere es, dass in letzter Zeit immer noch Geflügelhallen und Schweineställe gebaut wurden. Da fehlte der Blick nach vorne.
Was raten Sie den Geflügel- und Schweineproduzenten?
Sie sollen sich jetzt organisieren und nicht erst in acht Jahren. Um das nötige Futter auf dem Betrieb bereit zu haben, muss die Zusammenarbeit mit Betrieben in der Region aufgebaut werden.
Mit welchem Abstimmungsresultat rechnen Sie bei der Trinkwasserinitiative?
Wenn ich mir die Meinungen aus dem Umfeld anhöre, gehe ich davon aus, dass die Initiative angenommen wird.
Das ausführliche Interview, mehr über die Vision von Markus Bucher und Robotertechnik lesen Sie im «Schweizer Bauer» vom Samstag, 18. Juli 2020.