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Seit 2011 wird aus Schlachtabfällen und Tierkadavern Biogas produziert. -
Die Idee wirkt bestechend. Das Unternehmen Biorender produziert aus Schlachtabfällen Biogas. Doch im Betrieb gibt es Probleme, die Anlage ist nur zu 30 Prozent ausgelastet. Dies kostet die drei Hauptaktionäre St. Gallen. Winterthur und Wil viel Geld.
Die Idee ist gut. Aus Schlachtabfällen und Tierkadavern soll Energie gewonnen werden. Dieses Ziel verfolgt die Biorender AG aus dem thurgauischen Münchwilen. „Das Ziel bei der energetischen Verwertung ist es, die Biomasse mit höchster Effizienz und bestem Wirkungsgrad in Energie – also Biogas – umzuwandeln“, schreibt das Unternehmen auf seiner Website.
30’000 Jahrestonnen
Die Biorender-Technologie unterscheide sich gegenüber konventionellen Biogasanlagen dadurch, dass der Gärprozess in den drei Fermentern mit einem Volumen von je 1‘200 m3 unter kontrollierten Bedingungen abläuft, heisst es weiter. Insbesondere der Ammoniakgehalt muss zum Schutz der Methanbakterien begrenzt und kontinuierlich überwacht werden können, wird auf der Website festgehalten. Die Biogasanlage ist auf die Entsorgung von fleischhaltigen Abfällen mit hohem Eiweiss- und Fettgehalt ausgelegt. Der Kanton Thurgau hiess eine Verwertung mit 30‘000 Jahrestonnen gut.
Doch das Eiweiss macht der Anlage massiv zu schaffen, wie die „NZZ am Sonntag“ schreibt. Diese sei überfordert habe nicht einmal 30 Prozent der geplanten Kapazität erreicht. Und dies drückt auf die Liquidität. Um flüssig zu bleiben, wurde die Kilowattstunde Biogas von den maximal vereinbarten 8 Rappen auf 50 Rappen erhöht. Begründet wurde dies mit dem „ökologischen Mehrwert“.
50 Rappen sind „skandalös“
Bei den Mehrheitsaktionären, die Städte St. Gallen, Winterthur und Wil sind je zu 25 Prozent beteiligt, macht sich Unmut breit. Denn diese müssen nun das überteuerte Gas abnehmen. Wie die „NZZ am Sonntag“ schreibt, wurde der zuständige Stadtrat von Wil und ehemalige Präsident von Biorender abgewählt. Die intransparente Finanzierung sowie die geheimen Gas-Swap-Verträge, die den Gasbezug zu jedem Preis erklären, wurden stark kritisiert.
Es werde versucht, über diese Swap-Verträge eine marode Firma zu sanieren, liess die Grüne Partei Wil verlauten. Der „ökologische Mehrwert“ von 50 Rappen sei „skandalös“.
Auch in Winterthur macht die Vergärungsanlage keine Freude. Die GLP moniert, der Begriff werde missbraucht. Unter diesem Titel soll nachträglich die Finanzierung sichergestellt werden. Die habe nichts mit einem Mehrwert zu tun. Zudem sei dem Grossen Gemeinderat Winterthurs versprochen worden, dass das Biogas zu konkurrenzfähigen Preisen hergestellt würde.
Zusätzliche Kosten bis 100 Mio. Fr.
Wie die „NZZ am Sonntag“ weiter schreibt, dürfte die Anlage erst 2015 ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen. Dies könnte die Stadt Winterthur bis ins Jahr 2020 maximal 27 Millionen Franken kosten. Addiert man die Anteile von Wil und St. Gallen zusammen, könnten sich die Kosten auf 100 Mio. Fr. belaufen.
Deshalb überlegt sich man sich auch in St. Gallen eine Exitstrategie. Die Biogasanlage leide an technischen und organisatorischen Mängeln, sagt FDP-Stadtrat Fredy Brunner. Das Gas sei zu teuer, um auf dem freien Markt Abnehmer zu finden. Die Idee sei gut, doch es stelle sich die Frage, ob ein solches Projekt nicht in die Hände von Riskiokaptialgebern gehöre statt in die der Steuerzahler.
Biorender-Präsident verteidigt sich
Matthias Gfeller, Vorsteher Departement Technische Betriebe der Stadt Winterthur und Biorender-Präsident, erklärt, dass der Zeitpunkt noch zu früh sei, aber Ausstiegsszenarien würden aber geprüft. Und die oben genannten Zahlen hält er für stark überzeichnet. „Je nach Produktionsverlauf wird der ökologische Mehrwert beziehungsweise Preis deutlich gesenkt werden können“, sagt er der „NZZ am Sonntag“.