Sonntag, 4. Juni 2023
30.08.2012 08:40
Käsemarkt

Emmentaler: Minderheit will Branche Bein stellen

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Von: Daniel Etter

Die Delegierten der Sorten-organisation beschlossen, wieder eine Mengensteuerung einzuführen. Dies passt einigen nicht. Sie haben ein Schlichtungs-gesuch eingereicht, und es drohen Anfechtungs-klagen.

Immer klarer wird, dass der Emmentalermarkt das Ebenbild des schweizweiten Milchmarkts ist. Man hat die Menge nicht im Griff und kämpft mit Absatzproblemen.

Wie bei BOM

Dazu kommt, dass sich die Branche nicht einig ist. Und genau gleich wie in der Branchenorganisation Milch (BOM) werden Beschlüsse zur Rettung des Emmentalers und insbesondere zum Bremsen des Preiszerfalls gefällt, die aber von wenigen boykottiert werden. Zuerst unterschrieben sie die Charta nicht, und jetzt klagen sie gegen die an der ausserordentlichen Delegiertenversammlung gefällten Beschlüsse.

Nach gut einem Jahr ohne Mengenführung und ruinösem Preiszerfall arbeitet die Fromarte, der Dachverband der Käser, zusammen mit der Sortenorganisation Emmentaler Switzerland (ES) ein Modell zur Mengensteuerung aus. Später soll eine Angebotsbündelung folgen.

Elf Parteien klagen

Das passt einigen Käsehändlern und ihren Käsereien gar nicht. Diesmal sind es nicht die ehemaligen Aussenseiter, die der Sortenorganisation das Leben schwer machen. Es sind jene Händler, die auf vertikale Integration setzen, zusammen mit ihren Käsereien. Das heisst, die Händler sagen den Käsereien wie viel Käse sie von ihnen wollen und welchen Preis sie dafür bezahlen.

Es sind jene Händler, die nur noch so viele Käsereien unter Vertrag haben, dass diese ihre Betriebe grossmehrheitlich voll auslasten können. Und weil ihre Käsereien voll produzieren können, fürchten sie sich vor der Mengensteuerung. Sie wollen sich nicht mehr einschränken lassen. Und deshalb haben sie zusammen mit ihren Käseabnehmern Klage gegen die ES-Beschlüsse eingereicht.

Allgemeinverbindlichkeit für Mengenführungsmodell gefährdet

Eingereicht haben sie ein sogenanntes Schlichtungsgesuch bei der Schlichtungsbehörde Bern-Mittelland. Und auf das Schlichtungsgesuch könnten Anfechtungsklagen folgen.

Die Klagen verzögern nicht nur die Wiedereinführung einer Mengensteuerung. Sie gefährden insbesondere die beim Bundesrat beantragte Allgemeinverbindlichkeit für das Mengenführungsmodell. Und ohne Allgemeinverbindlichkeit halten sich nicht alle an die Spielregeln, und das Modell wird von der ES gar nicht erst umgesetzt.

«Nicht demokratisch»

Der ES-Vorstand und seine Geschäftsstelle hoffen nun, dass das Schlichtungsbegehren die Erteilung der Allgemeinverbindlichkeit nicht behindert. «Aus demokratischer Sicht wäre es schwer verständlich, wenn eine unterlegene Minderheit die mit grosser Mehrheit gefällten Beschlüsse der Branche alleine durch Einreichung einer Anfechtungsklage unterlaufen könnte», schreibt die Sortenorganisation in ihrem Informationsblatt.

Sie informieren darüber, dass trotz gutem Absatz der Lagerbestand eine besorgniserregende Höhe erreicht hat, dass ein weiterer Anstieg zu erwarten sei und dass die Preise enorm unter Druck sind. Deshalb brauche die Branche, die ihre Strukturen bereits massiv bereinigt habe, dringend das Instrument einer Mengenführung.

Die Kläger

Peter Bürki Trading AG, Luzern; Lustenberger und Dürst AG, Cham ZG; Mooser Chäsi GmbH, Istighofen TG; Alois Michel, Käserei Gyrstock, Hofstatt LU; Beatrice und Marcel Aeschimann, Käserei, Frieswil BE; Arnold Rohner, Käserei Rohner, Bazenheid SG; Jürg Steiner, Käserei Binzikon, Grüningen ZH; Käserei Hodel und Odermatt GmbH, Eschenbach LU; Hodel Käse AG, Neuenkirch LU; Toni Gübeli, Käserei GmbH, Dreien SG, Käserei Räuchlisberg AG, Amriswil TG.
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