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In den meisten Gemüsebau-Kooperativen verpflichten sich die Mitglieder zur gelegentlichen Mithilfe auf dem Betrieb, wie hier bei der Genossenschaft Ortolocco in Dietikon ZH.
In der Regionalen Vertragslandwirtschaft erhalten die Bauern einen fairen Preis, und die Konsumenten werden in die Produktion einbezogen. Weil immer mehr solche Kooperativen entstehen, gibt es nun einen Pilotlehrgang.
Der Markt mit Regionalprodukten boomt. Migros, Coop und Volg bieten mit «Aus der Region. Für die Region.», «Miini Region» oder «Feins vom Dorf» Lebensmittel aus der Umgebung an. Auf der Homepage www.vomhof.ch vom Schweizer Bauernverband (SBV) sind fast 1500 Landwirte registriert, die Direktvermarktung betreiben. Und seit letztem Sommer gibt es den Online-Hofladen Farmy. Die Konsumenten können unter www.farmy.ch Produkte von über 100 Bauern und kleinen Lebensmittelbetrieben bestellen.
Anteilschein und Abo
Noch näher bei der Produktion bewegt sich das Konzept der Regionalen Vertragslandwirtschaft (RVL). Hierbei schliessen sich meist Konsumenten mit Produzenten zu Genossenschaften zusammen. Diese versorgen ihre Mitglieder in der Regel wöchentlich mit Gemüsekörben, manchmal auch mit anderen Lebensmitteln vom Betrieb.
So bezahlen etwa Mitglieder der Genossenschaft Wädichörbli in Samstagern ZH 300 Franken pro Anteilschein plus jährlich 1300 Franken für ein 2-Personen-Gemüseabo. «Sie verpflichten sich zudem, vier halbe Tage pro Jahr auf dem Gemüsebetrieb mitzuarbeiten», erklärt Livia Baumgartner von der Betriebsgruppe Wädichörbli. «Je nach Jahreszeit können die Gemüsetaschen wöchentlich oder alle zwei Wochen in Depots der Region abgeholt werden.»
Die ersten RVL-Initiativen sind hierzulande Ende der 70er- Jahre in der Westschweiz entstanden. Der 2008 gegründete Verband der Westschweizer Vertragslandwirte FRACP zählt mittlerweile 26 Mitglieder. Dem Deutschschweizer Verband RVL sind 11 Initiativen angeschlossen.
Pilotlehrgang
Der Betrieb einer Gemüsebau-Kooperative erfordert spezielles Wissen zu Anbauplanung, effizienten Handarbeitstechniken oder Finanzplanung. In einem Pilotlehrgang können sich heuer erstmals interessierte Personen, Landwirte oder Gemüsegärtner in der Regionalen Vertragslandwirtschaft weiterbilden. Fast 30 Teilnehmer, die meisten davon Landwirte, besuchten die vier Basiskurse, die kürzlich in Zürich und Münsingen BE auf dem Bioschwand stattfanden.
«Wir wurden regelrecht überrannt», berichtet Initiantin Lea Egloff. Die Umweltingenieurin ist Vorstandsmitglied des Verbands RVL und arbeitet für die Kooperationsstelle Loconomie. «Wir werden den Kurs leicht überarbeitet auch nächstes Jahr und in den Folgejahren wieder anbieten», kündigt sie an.