Donnerstag, 23. März 2023
04.11.2019 16:00
Smart Farming

«Oberstes Gebot ist Datenhoheit»

Share on print
Share on email
Share on facebook
Share on twitter
Von: lid

Die Smart-Farming-Plattform Barto hat die Farm-Management-Lösung „365FarmNet“ in der Schweiz lanciert. Sie wurde spezifisch für die Schweizer Landwirtschaft angepasst.

Mit der neuen Plattform erhalte die Schweizer Landwirtschaft ein Werkzeug in die Hand, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern, sagte Barto-Verwaltungsratspräsident Christian Schönbächler, an der Medienkonferenz von Dienstag in Bern. Digitalisierung werde nicht die Lösung aller Probleme sein, aber einen entscheidenden Beitrag zur langfristigen Sicherung der Konkurrenzfähigkeit der Schweizer Landwirtschaft leisten.

Oberstes Gebot Datenhoheit

Konkret soll Barto es ermöglichen, den Aufwand für administrative Aufgaben zu verringern und alle Daten, die auf einem Betrieb entstehen, auch für Planungs- und Managementaufgaben zu nutzen. Aus Kosten- und Zeitgründen hat sich die Barto AG dafür entschieden, auf einer bestehenden Smart-Farming-Lösugn aufzusetzen. Dabei überzeugte laut Schönbächler „365FarmNet“ am meisten. Die Plattform musste jedoch auf Schweizer Verhältnisse zugeschnitten werden.

„Oberstes Gebot ist, dass die Datenhoheit bei den Landwirten liegt“, erklärte Schönbächler weiter. Die Landwirtin oder der Landwirt entscheidet alleine, was mit den Daten geschieht und wie sie verwendet werden sollen. „Ohne diese Erlaubnis erhält niemand die Daten“, betonte der VR-Präsident.

SBV als Gast im VR

Aktionäre der Barto AG sind Fenaco, Identitas, Agridea, Swissherdbook, Swissgenetics, Braunvieh Schweiz, Holstein Switzerland, Mutterkuh Schweiz sowie die Schweizer Milchproduzenten. Neu als Gast im Verwaltungsrat vertreten ist der Schweizer Bauernverband.

Ab sofort ist der Feldkalender verfügbar

Jürg Guggisberg, Geschäftsführer der Barto AG, ging konkret auf das neue Tool ein. So stehen den Usern ab sofort die Grundfunktionen von „365FarmNet“ zur Verfügung. „Sie erlauben das Führen des Feldkalenders für das Erntejahr 2020“, so Guggisberg. Die Grundfunktionen umfassen das Parzellenverzeichnis, die Schweizer Stammdaten und das Dokumentieren der Arbeiten auf den Bewirtschaftungsparzellen.

SBV nun wieder dabei

Der Schweizer Bauernverband ist als Gast im VR von Barto. 2017 schloss der SBV eine finanzielle Beteiligung aus. Das eingesetzte Geld wäre zu einem gewissen Grad Risikokapital, hiess es damals. «Wir wollen nicht mit Mitgliederbeiträgen das Projekt finanzieren», sagte der SBV. Als zweiten Grund nannte der Verband die Wahrung der Neutralität des SBV. Im Herbst 2017 plante der Bauernverband eine Beteiligung an Barto.

Je nach Kanton ist das übernehmen der Parzellenumrisse mehr oder weniger aufwändig. Für den Schweizer Markt wurden die Schweizer Kulturen- und Sortenliste, eine Liste mit den Schweizer Düngemitteln und das Verzeichnis der in der Schweiz bewilligten Pflanzenschutzmittel hinterlegt. Dieses werde mehrmals jährlich angepasst, so Guggisberg.

Grundfunktionen kostenlos 

Die erwähnten Grundfunktionen sind kostenlos nutzbar. In einem „Bausteinshop“ können weitere Funktionen als „Bausteine“ lizenziert werden. Aktuell sind die kostenlosen Bausteine „Michelin Agropressure“ und „Claas Telematics“ verfügbar, ab Mitte Dezember sollen weiter – kostenpflichtige – hinzukommen.

Barto

Die Plattform Barto bündelt, verarbeitet, vernetzt und generiert Informationen, um die betriebliche Administration zu vereinfachen und die Produktivität der Landwirtschaft auf nachhaltige Weise zu steigern.

Ebenfalls vorhanden ist eine App. Sie ist für Android und iOS verfügbar. Derzeit ist noch keine Synchronisation mit der Web-Plattform möglich, geplant ist diese fürs 1. Quartal 2020.

Nur einmal erfassen

„Wir erhoffen uns durch die Digitalisierung eine Reduktion der Mehrfacherfassung derselben Daten und eine Automatisierung der Datenerfassung, insbesondere beim Feldkalender“, sprach Marc Grüter seine Erwartungen aus. Er führt zusammen mit seiner Familie im luzernischen St. Urban einen Bio-Betrieb. Der Feldkalender von „365FarmNet“ erleichtere die Prozesse im Betrieb.

Familie Grüter hat damit Erfahrung, denn sie nutzt die deutsche Variante der Plattform bereits seit 4 Jahren. Die Mitarbeitenden hätten zum Beispiel über die App jederzeit den Überblick über die zu bearbeitende Parzelle. Und die Daten seien bei regelmässiger Dokumentation stehts auf dem neuesten Stand. „Damit reduzieren wird den Papierkrieg im Büro deutlich“, so Grüter.

Dass das Vermeiden von mehrfacher Erfassung ein- und derselben Daten ein Hauptanliegen der Bäuerinnen und Bauern ist, bestätigte Dominique Savary, Verwaltungsrat von Swissgenetics, einem der Barto-Aktionäre. „Betriebsleiter erwarten, dass Daten nur einmal erfasst werden müssen. Sie wollen sich mit einem einzigen Portal verbinden“, so Savary.

Barto nutzt die Smart-Farming-Plattform von 365FarmNet ein. Das Unternehmen ist eine Tochter des deutschen Landtechnik-Hersteller Claas. Die Fenaco wiederum ist über das Tochterunternehmen Serco Landtechnik AG Importeur von Claas für die Schweiz. Im Januar starteten die Arbeiten für die Anpassung der Plattform an den Schweizer Markt. Verfügbar ist die Plattform 365FarmNet derzeit in Deutschland, Frankreich, Polen, Österreich und Bulgarien. blu

Mehr zum Thema
Agrarwirtschaft

Die Zinsen für Guthaben steigen.Joshua Willson Die Zinsen auf den Sparkonten steigen weiter. Kurz nachdem die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins am Donnerstag um 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent erhöht…

Agrarwirtschaft

Die Schweizerische Nationalbank führt als unabhängige Zentralbank die Geld- und Währungspolitik des Landes. Das Gebäude in Bern liegt direkt am Bundesplatz.SNB Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hebt den Leitzins trotz Turbulenzen…

Agrarwirtschaft

In der Leistungsbilanz werden alle Einnahmen und Ausgaben einer Volkswirtschaft erfasst.Sofie Layla Thal Die Schweizer Volkswirtschaft hat 2022 einen sehr hohen Leistungsbilanz-Überschuss erzielt. Mit 78 Milliarden Franken lag der Saldo…

Agrarwirtschaft

Die Zeitumstellung wirkt sich positiv auf den Energieverbrauch in Gebäuden aus.Heinz Röthlisberger Die Umstellung auf Sommerzeit spart Strom – auch heute noch. Das zeigt eine neue Studie der Eidgenössischen Materialprüfungs-…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

SCHWEIZER BAUER

DER SCHWEIZER BAUER AUF YOUTUBE