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Reto Kaufmann und Thomas Muri haben die Vermarktungsgesellschaft gourmet-fisch.ch gegründet. -
Rund ein Jahr brauchen die 10 Gramm leichten jungen Zander, bis sie schlachtreif sind.
Thomas Muri betrieb einst Milchwirtschaft, Reto Kaufmann ist Schweine- und Pouletmäster. Seit August sind beide auch Fischzüchter. Das Potenzial des Betriebszweigs Fischzucht könnte schnell Nachahmer finden.
Zander, immer wieder Zander. Das hatte Landwirt Thomas Muri aus dem luzernischen Schötz in den vergangenen Jahren immer wieder gehört. Als er 2011 der Milchproduktion abgeschworen hatte, stand plötzlich sein Heuraum frei. Viel Platz lag brach. Muri hörte sich um, erkundigte sich, was er mit dem Raum anfangen könnte. Bis ein Kumpel sagte: «Züchte doch Fische.»
6000 Zander
So kam es, dass Thomas Muri Anfang August seine ersten 750 Fische zu Wasser liess. Es waren Zander. Bereits in der Planungsphase hatte er sich mit einem Fischhändler aus der Region zusammengesetzt. Schnell war klar: Wenn Muri Fisch produzierte, dann Zander. Zander ist ein vergleichsweise teurer Fisch im Verkauf und sehr gesund, genügsam allerdings in der Zucht, besonders geeignet für ein geschlossenes Kreislaufsystem, wie es Thomas Muri betreibt – und sehr beliebt beim Konsumenten.
Auf 6000 Exemplare sind Muris Becken ausgelegt. Bis er einen derart grossen Bestand hat, wird noch einige Zeit verstreichen. Rund ein Jahr brauchen die 10 Gramm leichten Jungfische, bis sie schlachtreif sind. Dann wird der Landwirt die Fische töten, den Rest macht vorerst der Fischhändler.
Das Ziel: Direktverkauf
Muri ist nicht der einzige Zanderzüchter. Gemeinsam mit Kollege Reto Kaufmann aus dem nahen Kottwil, der ebenfalls erst vor ein paar Tagen die ersten Jungfische in seine Rundstrombecken entliess, hat er die Vermarktungsgesellschaft gourmet-fisch.ch gegründet. Je über 6000 Kilo Zander wollen die beiden dereinst jeweils jährlich produzieren. Ziel ist dabei der Direktverkauf ab Hof und über das Web.
Der Zander ist ein guter Futterverwerter, ein Kilogramm Futter führt zu einer Gewichtszunahme von einem Kilogramm. Zum Vergleich: Bei Rindern liegt das Verhältnis ungefähr bei 8 zu 1. Gemästet werden sie in einem geschlossenen Kreislaufsystem, was die Umwelt kaum belastet. Doch Achtung: Fischzucht fällt nicht in den Bereich Landwirtschaft. Die Zonenkonformität könnte bei zukünftigen Fischzüchtern zum Knackpunkt werden.
Fisch boomt
Unterstützt wurden die beiden Landwirte von der Firma Tegatec, die Komplettanbieter punkto Fischzuchtanlagen ist. Für sie ist klar, dass Landwirte die logischen Fischzüchter der Zukunft sind. «Selbst in kleinem Stil kann die Fischzucht gewinnbringend betrieben werden, falls eine Direktvermarktung gelingt», ist Bernhard Kaufmann von Tecatec überzeugt.
«Unsere ursprüngliche Sorge war, ob es wirklich einen Markt dafür gibt. Heute sind wir überzeugt: Die Fische werden einem quasi aus der Hand gerissen», sagt Thomas Muri. Tatsächlich steigt der Fischkonsum in der Schweiz kontinuierlich. Nur werden heute noch 94 Prozent der in der Schweiz konsumierten Fische importiert. Das soll sich nun mit Bauern wie Thomas Muri und Reto Kaufmann nach und nach ändern. Und Muri sagt erfreut: «Zwei weitere Landwirte haben bereits Baugesuche für Anlagen eingereicht. Es ist gut möglich, dass auch sie bei gourmet-fisch.ch einsteigen werden.»