-
Zum fünften Mal sind in Berlin zehntausende Menschen für eine Wende in der Agrarpolitik auf die Strasse gegangen.
Zum fünften Mal sind in Berlin zehntausende Menschen für eine Wende in der Agrarpolitik auf die Strasse gegangen. Nach Angaben der Veranstalter kamen zu der Kundgebung «Wir haben es satt» bis zum Samstagnachmittag rund 50’000 Menschen.
Sie protestierten gegen Massentierhaltung, Gentechnik und das geplante Freihandelsabkommen TTIP zwischen USA und EU.Die Polizei gab die Zahl der Teilnehmer mit 25’000 an. Die Demonstration fand parallel zur Agrarmesse Grüne Woche in Berlin statt.
Die Kundgebung zog vom Potsdamer Platz vor das Bundeskanzleramt und verlief nach Polizeiangaben störungsfrei. Aufgerufen hatte ein Bündnis von mehr als 120 Organisationen aus Landwirtschaft, Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz sowie Entwicklungsverbänden.
Angeführt wurde der Protestzug, der im Laufe des Nachmittags immer grösser wurde, von mehr als 90 Traktoren. Vor dem Kanzleramt forderten Redner der verschiedenen Organisationen dann unter anderem eine Absage an das Handelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA, einen gesetzlichen Schutz der Land- und Lebensmittelwirtschaft vor der Gentechnik sowie einen Ausbaustopp für Mega-Tierställe.
Das Bündnis «Wir haben es satt» hatte auch in den vergangenen vier Jahren parallel zur Grünen Woche zu Grossdemos aufgerufen.
Gegen Freihandelsabkommen TTIP
Bündnis-Sprecher Jochen Fritz wandte sich vor allem gegen TTIP. Das geplante Abkommen «dient einseitig global agierenden Konzernen und wird vielen bäuerlichen Betrieben hier und weltweit die Existenzgrundlage entziehen», erklärte er. Gleichzeitig drohten Konsumentenstandards gesenkt zu werden.
Über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und den USA wird seit Juli 2013 verhandelt. Die Befürworter erhoffen sich von einer Freihandelszone einen enormen Schub für die Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks, indem Zölle und andere Handelshemmnisse abgebaut werden. Kritiker in Europa befürchten jedoch eine Erosion von Standards bei Konsumentenschutz und Lebensmittelsicherheit.
Protestiert wurde in Berlin auch gegen Tierfabriken und Riesen-Schlachthöfe. Der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Hubert Weiger, sagte auf der Abschlusskundgebung, aufgrund von rund 250 Bürgerinitiativen würden mehr als 100 geplante Riesen-Ställe nicht gebaut. Er forderte von der Regierung, die Lebensmittelerzeugung in bäuerlichen und mittelständischen Betrieben stärker zu fördern.
Auf dem Messegelände der Grünen Woche entrollten Aktivisten an einem Eingangsgebäude ein hundert Quadratmeter grosses Transparent mit der Aufschrift «Fleisch ist immer Mord». Das Bündnis «Grüne Woche demaskieren» wollte damit nach eigenen Angaben ein Zeichen gegen die «Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt» setzen.