Für ein nachhaltiges Ernährungssystem soll der Anteil an Pflanzen und pflanzlichen Proteinen an der Ernährung steigen.
Susanne Künsch
Wissenschaftler fordern eine radikale Umstellung des Speiseplans. Kommende Woche präsentieren sie ihren Leitfaden der Schweizer Politik. Bis 2030 sollen Konsumenten nur noch halb so viel Fleisch, sowie deutlich weniger Milchprodukte, Eier und Zucker essen.
Wissenschaftler fordern eine rasche Umstellung des Ernährungssystem, damit die Ernährungssicherheit auch künftig gewährleistet werden kann. Den entwickelten Leitfaden dazu wollen sie nächste Woche am Schweizer Ernährungsgipfel in Bern der Politik präsentieren.
Die «SonntagsZeitung» hat vorab mit Lukas Fesenfeld, Leiter des wissenschaftlichen Gremiums «Ernährungszukunft Schweiz» vom Oeschger Zentrum für Klimaforschung von der Universität Bern und von der ETH Zürich gesprochen und einen Einblick erhalten.
Umstellung auf pflanzenbasierte Landwirtschaft
Um ein nachhaltiges Ernährungssystem zu erreichen rät Fesenfeld den Fleischkonsum bis 2030 zu halbieren. Auch der hohe Konsum von Milchprodukten und Eiern müsse drastisch sinken, so der Wissenschaftler. Dafür solle der Anteil an Pflanzen und pflanzlichen Proteinen an der Ernährung steigen.
Um diese Ziel zu erreichen, hätte der Staat Anreize statt Verbote zu schaffen. Aktuell würden viele Landwirte den Fokus auf die Produktion tierischer Lebensmittel setzen, weil es vom Markt so nachgefragt und vom Staat explizit unterstützt werde, so Fesenfeld. Künftig müssten deshalb neue Möglichkeiten geschaffen werden – etwa indem der Staat Prämien für die Umstellung auf eine pflanzenbasierte Landwirtschaft zahlt oder neue Wertschöpfung durch Agri-Fotovoltaik ermöglicht wird.
Last des Wandels liegt nicht nur bei Bauern
Fesenfeld fordert zudem, dass ein Transformationsfonds angelegt wird. Dieser solle helfen den Wandel anzustossen. Wichtig sei, dass nicht die ganze Last des Wandels allein der Landwirtschaft aufgebürdet werde. Die Produktion, der Vertrieb, die Verarbeitung und der Konsum müssten ebenfalls angeschaut werden. Es geht nicht nur um Agrarpolitik, sondern auch um Ernährungssystempolitik.
«Der Staat muss den Absatz pflanzenbasierter Produkte stärken», sagt Fesenfeld weiter. Dabei müsse nicht alles vegetarisch oder vegan sein. In der Bolognese könne auch einfach weniger Fleisch enthalten sein.
Letztlich biete der Wandel wirtschaftliche Chancen. Da die Schweiz international gut vernetzt sei, könne sie neue, nachhaltige Produkte, etwa mit alternativen Proteinquellen, gut international vertreiben.

zvg
Leitfaden beleuchtet tiefes Einkommen
Im Leitfaden wird unter anderem das tiefe Einkommen von Berufstätigen in der Landwirtschaft und im Ernährungssektor beleuchtet. Gerade bei Frauen würden die Löhne deutlich tiefer liegen als die Löhne in anderen Sektoren in der Schweiz, so Fesenfeld.
Es mangle teils an Wertschätzung gegenüber der Tätigkeit von Beschäftigten in Landwirtschaft und Verarbeitung, so der Wissenschaftler. Bauern und Bäuerinnen hätten auch ein erhöhtes Risiko für Burn-out und Suizid.
12 Responses
Die Absenkpfade (Pflanzenschutz, Dünung) im Pflanzenbau fördern die pflanzenbasierte Ernährung nicht.
Der Widerspruch, mit der Forderung Pflanzen anzubauen, welche dann nicht ernährt und geschützt werden sollen, bleibt ungelöst.
Die Leute sollen selber entscheiden, ob sie Fleisch essen wollen!
Genau, und deshalb soll sich der Staat da nicht einmischen und jährlich 6 Mio. CHF für Fleischwerbung ausgeben und 82% der Landwirtschaftssubventionen für die Produktion tierischer Produkte. Wenn das wegfallen würde, wäre Fleisch nicht mehr so beliebt (auch nicht bei den Landwirten).
Diese Rechnung ist gut gemeint, sie geht aber nicht auf. Die Proteinpflanzen, die vermehrt in der Schweiz angebaut werden sollen haben allesamt sehr schlechte Erträge pro ha. Man kann Getreide anbauen und das Hühnern oder Schweinen verfüttern und hat am Ende mehr wertvolles Nahrungsmittel Fleisch pro ha als mit diesen Proteinpflanzen. Der Selbstversorgungsgrad der Schweiz sinkt also damit.
kannst du mir das kurz vorrechnen, am besten für bio und konventionell mit jeweils Futterweizen, Sojabohnen und Mastschweinen? vielen Dank
Es ist realitätsfremd, wenn sogenannte Wissenschafter und andere gescheite Leute das Gefühl haben man könne in einer Generation sämtliche Gewohnheiten umkehren! Seit Jahrtausenden von Jahren isst der Mensch mehr oder weniger Fleisch, es wird mehrere JAHRZENTE dauern, bis eine vernünftige Wende eintritt!
Die Rechnung wird sehr wohl besser aufgehen, bravo ein Schritt in die richtige Richtung, wir können nicht am alten festhalten und müssen uns neu ausrichten.
Du meinst alter Wein in neuen Schläuchen. Ich sage dir diese Ernährung haben wir in der Kindheit erlebt. Und ich habe absolut kein Bock darauf ganz auf Fleisch zu verzichten. Das ist kein Fortschritt und das ist auch kein Wohlstand. Zudem gönne ich diesen Nutztieren ihr kurzes aber schönes Leben auf unserer Erde.
Es steht im Bericht kein Wort davon wie die Konsumenten „umerzogen“ werden sollen. Mit tollen Ideen und Werbeprospekten reicht es nicht! Immer wird vom ganzheitlichen Wandel des Ernährungssystems gesprochen, die Förderung bedeuten dann aber die Umlagerung von Direktzahlungen bei der Landwirtschaft. Kein Wort davon wie Detailhandel (Importe) und Konsumenten in die Pflicht genommen werden. Das bedeutet Eingriffe in den Markt oder Verbote und diese sind beide nicht mehrheitsfähig.
Also findet die Tranformation immer nur auf dem Buckel der Landwirtschaft statt (die Wissenschaftler haben ja ihren Lohn garantiert – erst noch mit Staatsgeldern…)
GENAU SO IST ES
DAS SOLLTEN NUN AUCH DIE LETZTEN BAUERN VERSTEHEN
Die KonsumentInnen Können diesen Digitalschrott zum Glück nicht lesen.Schick die obertheoretiker einfach weg.Störenfriede!