Martin Rufer: «Bauernbashing, das nur stigmatisiert und die landwirtschaftlichen Praktiken anprangert, ist nicht zielführend.» – zvg
Martin Rufer ist Direktor des Schweizer Bauernverbandes (SBV). In einem Standpunkt äussert er sich zur Kritik von Greenpeace an der Schweizer Fleischproduktion und dem Import von Sojaschrot.
Greenpeace feuerte kürzlich wieder einmal eine Breitseite gegen die Schweizer Landwirtschaft ab. Mit Vereinfachungen und Falschinformationen will die Organisation den Konsumentinnen und Konsumenten weismachen, dass im Schweizer Fleisch keine Schweiz drin ist.
«Führt zu grösserer Abhängigkeit»
In Tat und Wahrheit ist 84 % des Futters, das unsere Nutztiere fressen, einheimisch. Die Schweizer Landwirtschaft hat nie behauptet, dass sie sich zu 100 Prozent selbst mit Futtermitteln versorgen kann und steht auch zu den benötigten Importen. Ohne Anpassung des Konsums führt eine Reduktion der Tierhaltung aber nur zu einer grösseren Abhängigkeit vom Fleischimport.
Zusätzlich zu den grossmehrheitlich einheimischen Futtermitteln hebt sich Schweizer Tierhaltung auch durch strenge Anforderungen in den Bereichen Tierschutz, GVO-freie Fütterung oder Rückverfolgbarkeit ab. Das zeigt sich auch darin, dass die Konsumentinnen und Konsumenten die einheimische Produktion durchaus schätzen und oft Importen vorziehen, bei denen die Produktionsbedingungen völlig unklar sind.
Der Verantwortung bewusst
Sehr exemplarisch ist dies beim Geflügel: Sowohl Schweizer Eier wie Schweizer Geflügelfleisch sind enorm im Trend. Gerade beim Geflügel ist der Anteil der importierten Futtermittel aber höher, da diese vor allem Energie- und Eiweisspflanzen wie Getreide oder Soja fressen.
Die Kritik von Greenpeace zielt vor allem auf die importierte Soja ab. Notabene ist es eigentlich Sojaschrot, ein Nebenprodukt der Sojaölproduktion. Doch gerade bei der Soja nimmt die Branche viel Verantwortung wahr. Über 95 % des importierten Sojaschrots erfüllt die zertifizierten Nachhaltigkeitsstandards des Vereins Soja Netzwerk, dem die gesamte Wertschöpfungskette angehört.
Dank der Arbeit dieses Netzwerks konnten die Importe aus Brasilien innerhalb von zehn Jahren halbiert werden – zugunsten von europäischen Importen. Zusätzlich sind neue Massnahmen in Planung, um auch für andere Futtermittelimporte Nachhaltigkeitsstandards einzuführen.
Mehr einheimisches Futter ist möglich
Unsere Nutztiere leisten zudem einen wichtigen Beitrag gegen Foodwaste, indem sie jährlich über 400’000 Tonnen Nebenprodukte aus der einheimischen Lebensmittelproduktion und -verarbeitung fressen. Das Hauptziel der Schweizer Landwirtschaft besteht selbstverständlich darin, den Bedarf der Tiere möglichst mit einheimischem Futter zu decken. Beim Futtergetreide ist auch Potenzial für einen höheren inländischen Anteil am Kraftfutter vorhanden.
Bisher fehlt dafür aber die Unterstützung der Abnehmer, um die Mehrkosten abzugelten. Hier könnte Greenpeace einen effektiven Beitrag zu einer Verbesserung leisten, indem sie die Anstrengungen der Landwirtschaft unterstützt. Ein minimaler Mehrpreis würde reichen, um den Anteil Schweizer Futtergetreide zu erhöhen.
Unterstützen statt Anschuldigen
Ja, die Landwirtschaft kann sich weiterentwickeln, ihren Umweltabdruck minimieren, die Kreisläufe schliessen und das Tierwohl verbessern. Aber Bauernbashing, das nur stigmatisiert und die landwirtschaftlichen Praktiken anprangert, ist sicher nicht zielführend.
Erfolgreicher als die ewig gleichen, dogmatischen Angriffe wäre: Anerkennung der Bemühungen und des Engagements der Landwirtschaft sowie Förderung des Wandels über die Sensibilisierung der Bevölkerungen für einen nachhaltigeren Konsum.
Greenpeace will Gelder für Absatzförderung streichen
Gemäss einen Bericht von Greenpeace stammt über die Hälfte des Kraftfutters, das in der Schweiz an Nutztiere verfüttert wird, stammt aus dem Ausland. «Die Schweizer Landwirtschaft ist somit stark abhängig von Futtermittelimporten. Das hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt und das Klima – in der Schweiz und im Ausland», folgert die Umweltorganisation.
In der Schweiz haben sich die Sojaimporte seit 1995 verfünf- bis versechsfacht. 2019 wurden 265’000 Tonnen Sojaextraktionsschrot und 9’000 Tonnen ganze oder geschrotete Bohnen importiert. «Während der überwiegende Teil des Soja weltweit in der Pouletmast verfüttert wird, werden in der Schweiz gemäss eigenen Berechnungen 40 Prozent des Sojaeiweissfutters an Rindvieh, 30 Prozent an Geflügel, 28 Prozent an Schweine und 2 Prozent an andere Tiere verfüttert. Grund dafür sind die Hochleistungstiere in der Milchproduktion und in der Rindermast, die sich nicht von Raufutter ernähren können», so Greenpeace.
Greenpeace will die staatlichen Gelder für die Absatzförderung für Fleisch- , Eier- und Milchprodukte streichen. Zudem will die Organisation eine ökologische und an den Standort Schweiz angepasste Landwirtschaft, «die erheblich mehr wertvollen Ackerboden direkt für die menschliche Ernährung zur Verfügung stellt», fördern.
5 Responses
Soo schöne Sonntagspredigt.
Wie es Sonntagspredigten so in sich haben. Sie sind schön, haben aber mit der Wirklichkeit, die am Montag beginnt, sehr wenig zu tun…..
Klar, wenn man von Greenpeace’s links-kommunistischer Propaganda eingenebelt ist, hat die andere Seite – sie mag noch so vernünftig und stichhaltig sein – immer unrecht.
Dem alten Bauer würde es gut tun, eine richtige Sonntagspredigt zu hören. Die hat sehr wohl mit der Realität zu tun, sicher viel mehr als die utopische Propaganda von Greenpeace. Organisationen wie Greenpeace können nur parasitisch überleben. Sie können nur Geld eintreiben und Bestehendes kritisieren und niederreissen.
Ach Greenpeace…sehen sie sich doch um, es ist fast alles in unserem Umfeld importiert. Von dem Zahnbürsteli bis zum Auto alles. Aber wenn die Bauern ein paar Tonnen Futter importieren sind sie sofort Umweltzerstörer. Es ist so einfach sich immer den gleichen Sündenbock auszusuchen. Wischen sie bitte vor der eigenen Tür. Habe es sooo satt immer die gleichen nicht zu Ende denkenden Vorwürfe zu hören.
Greenpeace soll sich mal die Realität vor Augen halten und das ideologische Wunschkonzert bei sich selber veranstalten. So verfügt diese Organisation über beträchtliche finanzielle Mittel. Da dürfte auch Transparenz geschaffen werden mit welchen moralisch illegalen Praktiken Geld gescheffelt wird. Wischt endlich mal vor der eigenen Türe! Ausser Bashing kann diese Organisation nämlich einfach: NICHTS!
Den Bauernstand zu vernichten und immer an den Pranger zu stellen macht vielen Schweizerinnen und Schweizer sichtlich Spass,aber dass Alle 365 Tage im Jahr davon Leben verstehen sie nicht,dass hat mit einer akuten Bildungslücke zu tun,Bildung heisst Schule und dazu gehöhrt auch die Erziehung