Ständerätin Eva Herzog (SP/BS) ist eine der zwei Kandidatinnen der SP für die Ersatzwahl von Simonetta Sommaruga.
parlament.chStänderätin Elisabeth Baume-Schneider (SP/JU) wäre die erste Jurassierin im Bundesrat.
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Die beiden SP-Bundesratskandidatinnen Eva Herzog und Elisabeth Baume-Schneider sind beide politisch links. Doch die eine kommt aus der Stadt, die andere vom Land. Und beim Agrarbudget haben sie im Jahr 2019 eine unterschiedliche Haltung abgegeben.
Überraschend hat sich Elisabeth Baume-Schneider den zweiten Platz auf dem Ticket der SP-Fraktion für die Bundesratsersatzwahlen gesichert. Neben ihr wurde Ständerätin Eva Herzog (SP, BS) nominiert. Die Berner Regierungsrätin Evi Allemann ist ausgeschieden.
Da Baume-Schneider mit ihrer Art bei vielen Menschen gut ankommt, könnte sie bei vielen Ständeratsmitgliedern Stimmen sammeln. Sie ist auch zur 1. Vizepräsidentin des Ständerates gewählt worden. Wird sie nicht Bundesrätin, kann sie sich mit dem Ständeratspräsidium ein wenig trösten. Sie weiss auch, dass sie als Romande, die für die Nachfolge eines Deutschschweizer Sitzes kandidiert, nichts zu verlieren hat.
Baume präsidiert Umweltkommission
Sie präsidiert ausserdem im Ständerat die Umwelt, Raumplanungs- und Energiekommission, was ihr aktuell viel politisches Gewicht gibt und auch sonst interessant ist: Mit dem Rücktritt von Simonetta Sommaruga ist das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Urek) frei geworden, das mit Abstand wichtigste Departement, das sowohl die Linken wie auch die Bürgerlichen sehr gerne mit einer Person aus ihren Reihen besetzen könnten.
SVP und FDP haben es in der Hand, ein machtpolitisches Päckli zu schnüren und Albert Rösti oder Hansueli Vogt auf den Urek-Posten zu setzen und Karin Keller-Sutter (FDP) zur Finanzchefin zu «befördern». Bürgerliche Einflüsterer wie Nebelspalter-Verleger Markus Somm sagen es so: Wenn die beiden Parteien SVP und FDP das nicht schaffen, sollten die ihnen nahestehenden Wirtschaftsverbände dann nicht vier Jahre lang über eine SPlerin an der Spitze des Urek jammern.
Eine Separatistin
Und als Bauerntochter könnte sie auch bei bäuerlich geprägten Bürgerlichen punkten. Sie ist auf einem Hof in Les Bois JU aufgewachsen, ihr Vater war ein Deutschschweizer, darum spricht sie fliessend Dialekt. Als Kind kämpfte die 1963 Geborene für die Unabhängigkeit des Kantons Jura vom Kanton Bern, da hängte sie nicht an die grosse Glocke, dass sie Schweizerdeutsch kann.
Den Tamedia-Zeitungen sagte sie aber, dass sie das Berndeutsche nicht versteckt, sondern vielmehr diskret gelebt. Die Tamedia-Journalisten attestieren ihr ein fliessendes Berndeutsch, wie man es auch im Radio hören konnte, ihr Hochdeutsch hingegen sei einigermassen holprig, hiess es.
Politisiert wegen Golfplatz
Laut ihrer Website wurde Baume-Schneider der Bau eines Golfplatzes auf dem Pachtbetrieb ihrer Eltern politisiert, die Eigentümer hätten damals den Golfplatz einem Weiterbestand des Hofes vorgezogen. Der Kampf sei leider knapp verloren gegangen. Zur linken «Wochenzeitung» sagte Baume-Schneider: «52 Hektaren gutes Agrarland, damit ein paar wenige Golf spielen können? Und das ausgerechnet in den Freibergen, wo wir schon den Waffenplatz verhindert hatten, um die Landwirtschaft zu schützen? Das ging mir nicht in den Kopf.»
Heute hält sie laut der Zeitung «Blick» rund um ihr «grosses Haus» in Les Breuleux JU einige Schwarznasenschafe. Sie sagt, als Jurassierin falle es ihr leichter, die ländliche, periphere und grenznahe Realität besser zu verstehen. «Als Jurassierin glaube ich, die Probleme eines Urner Bauern, der mit einem tiefem Milchpreis konfrontiert ist, besser zu verstehen als eine Zürcherin», so Baume-Schneider zu den Tamedia-Medien.
Differenz bei den Bundesfinanzen
Vor ihrer Wahl in den Ständerat kreuzte sie in der Smartvote-Umfrage an, dass der Bund für die Landwirtschaft gleich viel Geld ausgeben solle wie bisher. Ihre Konkurrentin Eva Herzog hingegen kreuzte an, dass sie das Agrarbudget des Bundes kürzen will. Die Frage «Befürworten Sie eine Lockerung der aktuell gültigen Schutzbestimmungen für Grossraubtiere (Luchs, Wolf, Bär)?» befürwortete Baume-Schneider mit «Nein», Eva Herzog mit «Eher Nein».
Auf die Frage «Sollen nur noch Landwirte Direktzahlungen erhalten, die einen erweiterten ökologischen Leistungsnachweis erbringen (u.a. Verzicht auf synthetische Pestizide und Beschränkung des Antibiotika-Einsatzes)?, die im Jahr 2019 wohl auf die Trinkwasser-Initiative Bezug nahm, sagte Baume-Schneider «Eher Ja», während Herzog «Eher Nein» ankreuzte.
Beide sind zweifache Mütter
Das könnte mit ihrer Nähe zur Basler Chemie (inkl. Syngenta) zu tun, sie kommt ja aus dem Kanton Basel-Stadt, wo Roche, Novartis, Syngenta und Co. Hunderte Millionen Franken Steuern bezahlen und die kulturelle Szene vom Pharmageld massgeblich beeinflusst wird. Beide Frauen stehen klar auf der linken Seite des politischen Spektrums. Diese zwei Antworten hier würden das Bild bestätigen, dass Baume-Schneider noch die linkere ist.
Übrigens sind sowohl Baume-Schneider wie auch Herzog beide zweifache Mütter. Damit werden sie seit dem Rücktritt von Micheline Calmy-Rey die ersten Mütter im Bundesrat sein, Doris Leuthard, Karin Keller-Sutter, Simonetta Sommaruga und Viola Amherd sind kinderlos. Karin Keller-Sutter bekannte in einem Interview freimütig, dass sie gerne Kinder gehabt hätte, dass sie aber Fehlgeburten erlitt.