Zahlreiche Betriebe finden keine Arbeitskräfte. Das kann die Zukunft gefährden.
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Zahlreiche Betriebe suchen händeringend Mitarbeitende. Fähige Personen arbeiten lieber in anderen Branchen, auch wenn Betriebe moderne Infrastruktur und verhältnismässig gute Arbeitsbedingungen bieten. Wie sieht es bei Euch aus? Stimmt ab und diskutiert mit
Er ist nicht allein. Daniel Bütler aus dem solothurnischen Hägendorf sucht einen passenden Mitarbeiter für den Familienbetrieb. Auch seine Ausgangslage ist sinnbildlich: Die abtretende Generation ist bereits über 65 und geht Richtung Ruhestand.
Moderner Betrieb
Familie Bütler hat zwei Kinder im Schulalter. «Man muss schauen, dass man nicht Sklave seines Betriebes wird», erklärt Bütler und fügt an: «Denn ich will auch am sozialen Leben meiner Kinder teilhaben.» Um dieses Ziel einer passenden Arbeits- und Freizeitbilanz erreichen zu können, ist er auf dem Betrieb mit rund 60 ha LN und 50 Kühen und einer Milchmenge von 500’000 Kilo auf eine fähige Mitarbeiterin oder auf einen fähigen Mitarbeiter angewiesen.

Emmi
Nebst dem fachlichen Wissen und der Motivation sei auf seinem Betrieb die deutsche Sprache wichtig, um auch alleine gewisse Dinge organisieren zu können. «Ich habe mehrere Inserate geschaltet, jedoch keine passende Bewerbung erhalten», so Bütler. Er sieht viele Gründe: Ein Zweitberuf sei attraktiver, die Jungen wollen heute «nicht mehr weg», wie er sagt und die Zusammenarbeit und das Zusammenleben auf einem Hof sei halt intensiver als zum Beispiel in der Baubranche. Die Konkurrenz gegenüber dem Gewerbe sei sehr gross. Man müsse die Stellen attraktiver gestalten.
Enges Zusammenleben
Ein idealer Kandidat wäre für Bütler eine Person, die nach der Lehre vier bis fünf Jahre arbeiten möchte und je nachdem eine Weiterbildung dazu machen möchte, bevor zum Beispiel auf dem Heimbetrieb gearbeitet wird. «Für mich sind zwei bis drei Tage Probearbeiten Pflicht», betont Bütler. Das sei sehr wichtig für das gegenseitige Kennenlernen. Zudem müsse man einfach zusammen reden. Es müsse einfach für beide Seiten passen, denn meist wohnten die Mitarbeiter unter demselben Dach wie die Familie.
Rein administrativ bietet Bütler einen Arbeitsvertrag nach Vorlage des Schweizer Bauernverbandes an. Auch der erste Lohn starte nach diesen Richtlinien. Nach der einmonatigen Probezeit spreche er aber dann immer über den Lohn. Denn wenn es passe, sei ein angemessener Lohn möglich.
Zukunft in Frage gestellt
Sandra Helfenstein vom Schweizer Bauernverband pflichtet der Familie Bütler bei: «Es ist in der Tat schwierig, Arbeitskräfte zu finden», erklärt Helfenstein und fügt an: «Theoretisch würde das Anpassen der Arbeitsempfehlungen sicher helfen und die Landwirtschaft als Branche gegenüber anderen attraktiver machen. Auf der anderen Seite können sich die Bauernbetriebe Angestellte nicht mehr leisten, wenn beispielsweise der Lohn merklich erhöht wird.»
Die Familie Bütler auf dem Santelhof ist nur eines der zahlreichen Beispiele der fehlenden Arbeitskräfte in der Landwirtschaft. Sehr schnell bewegen sich die Gespräche mit den betroffenen Betriebsleitenden zum daraus resultierenden Zukunftsblick. Denn man macht sich bereits Gedanken, ob die Betriebsstrategie angepasst werden muss, um nicht als Sklave des Betriebes psychisch und finanziell in einem Hamsterrad zu landen.
Wie sieht es auf Euren Betrieb aus? Habt Ihr Angestellte? Und wenn ja, habt Ihr genügend Arbeitskräfte? Stimmt ab und diskutiert mit
3 Responses
Ich glaube die Schweiz hat da ein grundlegendes Problem: „Karriere machen“ heisst bei uns meistens „Mit 30 will ich nicht mehr draussen arbeiten müssen.“ Dass jemand als Angestellter auf der Baustelle, an der Maschine oder im Feld pensioniert wird, ist kaum noch vorstellbar.
Dazu kommt die schlechte Bezahlung und die langen Arbeitstage in der Landwirtschaft. Aber ich kann es mir einfach nicht leisten 2 Vollzeitstellen mit 40 Stundenwochen und 6 Wochen Ferien zu bezahlen.
Es sind alles gross betriebe die in den letzen jahren jeden m2 Land und nachbar der frei geworden ist gefressen haben und jetzt am anschlag laufen die sind alle selberschuld und ich lach mir ins fäustchen😜
Anstatt mal einem jungbauern die Chance zu geben einen Betrieb zu übernehmen nur immer grösser werden ist nicht immer das beste.
Bravo richtig gesehen