Marc Lehmann am Podium des Berner Bauernverbands in Münsingen BE. – Daniel Salzmann
Marc Lehmann aus Oberbottigen BE hat letztes Jahr einen Betrieb in Pacht übernommen. Er staunte über die administrative Last, die damit verbunden war, und fordert mehr Effizienz in der Verwaltung und allgemein mehr Markt.
Am Podium Berner Landwirtschaft forderte Agronom Adrian Brönnimann, selbstständiger Landwirt in Englisberg BE, höhere Preise für Agrarprodukte und Lebensmittel. Dies ist eine berechtigte und viel zitierte Forderung an Veranstaltungen landwirtschaftlicher Organisationen.
Gibts zu viele Verbände?
Ungewohnt, ja vielleicht einmalig war, was Agronom Marc Lehmann, der ebenfalls einen Landwirtschaftsbetrieb führt (vgl. Kasten), kurz darauf sagte: «Bessere Preise, das ist immer ein Streitpunkt… Es wird immer wieder wiederholt, dass die Lebensmittel höhere Preise haben sollten. Ich bleibe dabei: Da besteht ein gewisses Wunschdenken.»
Und dann fuhr Lehmann für einen Landwirtschaftsvertreter an einem Verbandsanlass ebenso ungewohnt fort: «Ich bin der Auffassung, wir müssen nicht immer über Preise reden, sondern wirklich darüber: Braucht es so viele Ämter, braucht es so viele Verbände? Denn dort geht ganz viel Geld verloren, das man eigentlich für die Schweizer Produkte einsetzen könnte. Das gäbe sofort einen besseren Preis. Denn ganz viele dieser Zahlungen, die wir machen, verschwinden irgendwo in den Ämtern und in den Verbänden. Das kreide ich an, ganz offen.»
Zur Person
Marc Lehmann hat 2017 an der Hafl mit dem Bachelor in Agronomie (Vertiefung Agrarwirtschaft) abgeschlossen und ist in Oberbottigen (Gemeinde Bern) zuhause. Auf einer Folie stellte er sich am Podium wie folgt vor: Pächter eines Betriebes seit 2021, 17 ha LN; elterlicher Betrieb mit zwei Standorten, 23 ha LN; Tierhaltergemeinschaft und ÖLN-Gemeinschaft, mit einem weiteren Betrieb geführt; 72 ha LN innerhalb der ÖLN-Gemeinschaft, 60 Milchkühe und 70 Rinder (Vertragsaufzucht); Arbeitskräfte: Eltern Daniel und Verena Lehmann, Bruder Reto Lehmann, Teilzeitangestellte (50%), Hafl-Praktikant; Nebenerwerb: 60% im Handel Futtergetreide bei Fenaco-GOF. sal
Haben Ämter Interesse an Vereinfachung?
Schon zuvor hatte Lehmann gesagt, im Publikum sitze ein Mann, der ihm kürzlich gesagt habe, er sei jetzt wieder in einem Verband, den man auflösen könne, schliesslich habe er schon zwei Verbände aufgelöst. Gefragt, was sein Hauptanliegen sei, antwortete Lehmann: «Den Bauern ist von den Ämtern und den Verbänden her immer gesagt worden, sie müssten effizienter werden. Ich frage diese: Wie werdet ihr selbst effizienter?»
Denn, wenn er mit Ämtern und Verbänden rede, entstehe bei ihm der Eindruck, dass es vor allem die produzierende Landwirtschaft sei, die an einer Vereinfachung im administrativen Bereich interessiert sei. «Denn bei den anderen geht es dabei um ihre eigenen Jobs», so Lehmann. Er frage sich, ob die wirklich ein Interesse an Vereinfachung hätten.
«Bei Milch spielt Markt»
Und doch, auch Lehmann sagt, dass er sich gerade als Milchproduzent über höhere Preise freuen würde – und sich im Moment auch freuen könne. Dafür verantwortlich sei aber der Markt. Ohnehin gebe es weniger Kühe in Europa und in der Schweiz, und jetzt sei eine schlechte Ernte dazugekommen, sodass die Milchmenge rückläufig sei: Prompt seien jetzt die Preise gestiegen. «Ich denke, unsere Generation hat damit leben gelernt, dass der Milchpreis nicht mehr 80 Rappen ist, sondern 50 bis 60 Rappen. Im Moment ist er in gewissen Bereichen besser, und es fägt, so zu melken. Das ist gut, aber ich glaube, es ist der Markt, der dort spielt.»
Lehmann sagte gleichzeitig auch etwas, das manche Milchverbände in der Schweiz nicht gerne sagen, weil es auf eigenes Versagen hindeuten könnte: Die Kaufkraft der Milchproduzenten ist hierzulande schlechter als etwa in Norditalien.
Zollschutz hinterfragt
Lehmann ging noch weiter und hinterfragte ein Stück weit auch den Zollschutz, der beim Getreide auch in höheren Kraftfutterpreisen resultiere, und vor allem den viel zu langsamen «Apparat» in der Administration in diesem Bereich. Wenn der Zollansatz nur einmal pro Monat wechsle (und der Prozess dafür beginne 20 Tage vorher), sei das viel zu langsam angesichts der dynamischen internationalen Märkte. Lehmann ist überzeugt, dass die Landwirte, insbesondere seine Generation im Talgebiet, mit mehr Markt umgehen lernen müssten.
In politischer Hinsicht kritisierte Lehmann die vielen detaillierten Auflagen und dass seit vielen Jahren so viel Geld und Zeit in all diese «Ökoprogramme» investiert werde und «man trotzdem nicht vorwärts kommt». Dass ein Grossteil der Direktzahlungen an die Fläche gebunden sei und es in der Folge eine sehr tiefe Flächenmobilität gebe, sei für junge Landwirte wie ihn ein Problem.
Gegen Landbesetzung
Er wünsche sich ein System, so Lehmann, wo derjenige unterstützt werde, der in die Lebensmittelproduktion investiere, durchaus auch mit A-fonds-perdu-Beiträgen im Talgebiet, wo Bauern in die Pflicht genommen würden, Lebensmittel zu produzieren. Mit Grösse habe das nichts zu tun, auch kleinere Betriebe, die ihre Produktion, ihre Nische, gefunden hätten und dort investieren würden, könnten davon profitieren, sagte Lehmann.
«Solche, die durch das heutige System bedingt eher Land besetzen und darauf Ökologie machen, weil es von den Zahlungen her interessant ist, könnten solchen Platz machen, die mit Tieren oder im Pflanzenbau etwas mehr Gas geben möchten.» Auch das sind Töne, die man sonst an einem Bauernverbandsanlass, wo die Vertreter sonst jedes Wort übervorsichtig abwägen, nicht hört.
7 Responses
An Lehmann
Der Markt spielt bei der Milch schlecht.
Würde der Markt spielen, wäre jetzt der Milchpreis bei 1 Fr. Pro kg. (Z.B. Holzpellets sind knapp, Preis steigt um 20% )
Es ist Politisch nicht gewollt, das der Milchpreis steigt, darun auch Milchimport ( aktiver Veredelungsverkehr)
Dadurch werden die Milchproduzenten betrogen!
Vom Schreihals Martin Haab hört man nichts mehr .
Er ist jetzt Nationalrat und braucht keinen guten Milchpreis mehr…..
mehr Gas geben heisst:
noch mehr Umweltschäden.
Du, Ines, hast offensichtlich ein naturalistisch-fatalistisches Weltbild. Nicht verwunderlich, das wird von Schulen, Unis und Massenmedien gefördert.
Ist dir aufgefallen, dass in sozialistischen und armen Ländern die meisten Umweltschäden anfallen? Warum ist das so?
Freiheit, Eigenverantwortung, Privatbesitz, Kapitalismus hat erst die Industrialisierung und damit die Ernährung von einer nie dagewesenen Menge Menschen ermöglicht.
Fatalismus und Sozialismus macht diesen Fortschritt rückgängig.
Beat, auch du hast ein etwas einfaches Weltbild, denn die Recourcen verschwenderische Landwirtschaft ist teilweise mitschuldig, dass Natur und Biodiversität schwinden.
Deshalb ist nur ein Miteinander von Natur und Produktion ein gangbarer Weg.
Wir müssen auch nicht gleich Vegetarier werden, aber ein Fleisch Konsum auf diesem Niveau ist nicht Zukunfts fähig.
Auch die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft muß beschleunigt werden, denn die Auswirkungen des Klimawandels sind bereits heute fatal.
Die Landwirtschaft verschwendet nicht Ressourcen, sondern produziert Nahrungsmittel.
Dekarbonisierung ist ein Irrweg. Wir brauchen CO2, damit die Pflanzen wachsen.
Die Erwärmung (die übrigens nicht durch CO2 verursacht wird), bringt nur Segen und Wohlstand. Hauptsächlich dank der Erwärmung und dem zusätzlichen CO2, das durch die Erwärmung freigesetzt wird, hat sich die Erde von 1982 bis 2015 um die 500 fache Fläche der Schweiz begrünt!
Der Klimawandel wird nicht durch CO2 schlüssig erklärt. Sondern durch die langjährigen Klimazyklen. CO2 ist überhaupt keine Ursache der Erwärmung, sondern eine Folge.
Quelle: Zyklenanalyse von Klimadaten, 20. August 2015, von, Kalte Sonne, Von Horst-Joachim Lüdecke und Carl Otto Weiss
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