Der Milchproduzent erhält einen Franken pro Kilo Milch, das er an die Genossenschaft verkauft. – Faireswiss
Die Genossenschaft setzte im vergangenen Jahr mehr Milch ab. Nebst Manor hat auch Spar die Produkte von «Faireswiss» ins Sortiment aufgenommen. Und nun testet auch die Migros, wie gut sich die Produkte verkaufen.
Die Lage auf dem Schweizer Molkereimilchmarkt ist seit Jahren für die viele Produzenten unbefriedigend. Mit den Produzentenpreise lassen sich die Kosten nicht oder nur knapp decken.
60 Mitglieder
Die Genossenschaft «Die Faire Milch» will hier ansetzen. Die angeschlossenen Milchbauern erhalten einen Franken pro Kilo Milch. Die Entschädigung eines Genossenschaftsmitglieds hängt von der gesamthaft verkauften Menge an fairer Milch pro Jahr ab und von der gelieferten Menge an die Genossenschaft.
Zu Beginn im Jahr 2019 waren es 14 Mitglieder, nun sind es über 60. Gemäss Mitteilung wurden 2020 über eine 1 Million Kilo Milch über diesen Kanal abgesetzt. Im Vergleich: In der Schweiz werden pro Jahr 3,4 Mio. Tonnen Milch verarbeitet.
400 Verkaufsstellen
2020 wurden insgesamt 1,07 Mio. Kilo Milch zu UHT-Vollmilch, Weichkäse, Kaffeerahm und einer Fonduemischung verarbeitet. Erhältlich sind die Faireswiss-Produkte mittlerweile in 400 Verkaufsstellen. Die Erzeugnisse gibt es bei Manor und seit Sommer 2020 auch bei Spar zu kaufen. Auch lokale Läden, Restaurants oder öffentliche Institutionen wie Spitäler decken sich mit Faireswiss-Produkte ein.
Und es möchten noch weitere Bauern am Projekt teilnehmen. Die Warteliste sei lang und die Entwicklung des Projekts in der Deutschschweiz verhalten, heisst es weiter. Mit einem aktiven Auftritt in den sozialen Medien will Faireswiss das ändern.
Migros testet in 8 Filialen
Die Genossenschaft steht nun aber vor einem weiteren Meilenstein. Wie «Agri» berichtet, gibt es in einigen Filialen der Migros in der Romandie die fairen Produkte zu kaufen. «Das Interesse an dieser Milch ist da. Wir wollen nun wissen, ob sich das in Nachfrage niederschlägt. Nach einer Testphase werden wir feststellen können, ob es unsere Westschweizer Kunden überzeugt», sagt Migros-Sprecher Tristan Cerf zu «Agri».
Seit Mitte Februar sind in 8 Filialen die Produkte gelistet. Die Mengen seien noch sehr klein, so Cerf. Im April will die Migros eine Bilanz ziehen. Es gibt durchaus Chancen, dass die Produkte definitiv ins Sortiment kommen. Jede Initiative, die die Lage der Bauern verbessert, sei gut, so Cerf.
1 Franken pro Kilo Milch
2019 haben in der Westschweiz Milchbauern die Genossenschaft «Die Faire Milch» gegründet. Die Detailhändlerin Manor hat im September 2019 mehrere Produkte ins Sortiment aufgenommen. Unter anderem eine UHT-Milch, die von Cremo abgefüllt wird, sowie fünf verschiedene Weichkäse der Käserei Grand Pré in Moudon VD.
«Erstmals werden nun in der Schweiz Milchprodukte im Detailhandel angeboten, die die Produzentinnen und Produzenten fair entlöhnen», schrieb die Genossenschaft damals in einer Mitteilung.
Konkret erhalten die Milchbauern einen Franken pro Kilo Milch. «Dieser Preis deckt die Produktionskosten und entspricht einem Aufschlag von 30 Prozent gegenüber dem aktuellen Preis», hiess es damals in der Mitteilung weiter.
GMF, Raus oder BTS
Um in das Label liefern zu können, müssen die Bauern mindestens zwei von drei Bundesprogrammen erfüllen. Es handelt sich GMF (Graslandbasierte Milch- und Fleischproduktion), RAUS (regemässiger Auslauf ins Freie) oder BTS (besonders tierfreundliches Stallhaltungssystem). Die Milchbauern erbringen zudem den ökologischen Leistungsnachwies (ÖLN).
One Response
Alle Milch sollte dem Produzent mit 1 Fr. bezahlt werden.
Wenn man weiss, was alles dahinter steckt.