Der Detailhandel müsse gerade in der Hochsaison verstärkt auf das heimische Angebot setzen, fordern die Erdbeerproduzenten. – Inforama Oeschberg
In der deutschen Obst- und Gemüsebranche wächst der Unmut über die Vermarktungspraxis des Detailhandels.
Die Bundesfachgruppe Gemüsebau (BfG) und die Bundesfachgruppe Obstbau im Zentralverband Gartenbau (ZVG) hatten schon am 17. Mai die laufenden und angekündigten Aktionsangebote des Detailhandels mit Erdbeeren und Spargel aus dem Ausland angeprangert.
«Billige Konkurrenzprodukte»
Die ZVG- Bundesfachgruppenvorsitzenden Christian Ufen und Jens Stechmann warfen dem Handel «Lippenbekenntnisse zur heimischen Produktion» vor, «während die Einkäufer des Detailhandels offensichtlich gerade zur Hochsaison der deutschen Ware lieber auf billige Importe setzen». Sie vermuten, dass so bewusst Preisdruck gegen die deutschen Produkte aufgebaut werden soll.
Am vergangenen Freitag forderte auch der Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWGV) den Handel auf, während der laufenden Saison mehr auf heimische Herkünfte zu setzen. «Es kann nicht sein, dass die heimischen Produzenten frische und qualitativ hervorragende Erdbeeren sowie Spargel direkt vor der Haustür produzieren und der Handel zugleich fast nur billige Konkurrenzprodukte aus anderen Ländern vermarktet», beklagte BWVG-Präsident Roman Glaser.
Politik in die Pflicht
Aus seiner Sicht erweckt dies den Eindruck, dass bewusst Preisdruck gegen die deutschen Produkte aufgebaut wird. Anders sei das Angebot von Importware bei gleichzeitiger guter Verfügbarkeit der heimischen Ware jedenfalls nicht zu erklären, so Glaser. Er verlangt deshalb Chancengleichheit für deutsches Obst und Gemüse im Supermarktregal. Laut dem Verbandspräsidenten schätzen viele Konsumenten Spargel und Erdbeeren aus heimischem Anbau und sind durchaus bereit, einen höheren Preis für diese zu bezahlen. Doch müsse die qualitativ hochwertige Ware aus dem Inland auch ausreichend angeboten und entsprechend beworben werden, betonte der BWVG-Präsident.
Glaser nahm darüber hinaus die Politik in die Pflicht. Diese müsse auf die stark gestiegenen Lebenshaltungskosten der Bürger angemessen und zielgerichtet reagieren. Durch beides zusammen, ein entsprechendes Angebot im Detailhandel und zielgenaue Entlastungen, sei dafür zu sorgen, dass regional
erzeugtes Obst und Gemüse breiten Bevölkerungsschichten zur Verfügung stehe, so der BWGV-Präsident. Ihm zufolge geht es hier auch darum, die hohen Umwelt- und Sozialstandards in Deutschland und die klimafreundliche regionale Produktion wertzuschätzen. «Heimischer Obst- und Gemüseanbau zum Dumpingpreis ist schlichtweg nicht möglich», so Glaser.