Die Geflügelmäster sind mit einem „spektakulären“ Anstieg der Futtermittelkosten konfrontiert. – Bell
In Frankreich sind bei den diesjährigen Lieferverhandlungen der Agrar- und Ernährungswirtschaft mit den Lebensmittelhandelsunternehmen die ersten Konflikte aufgeflammt.
Für Unruhe sorgt erwartungsgemäss der starke Anstieg der Produktionskosten der Bauern. Der Fachverband der Rinderhalter (FNB) erhob in der vergangenen Woche Vorwürfe gegen die Handelsunternehmen.
«Doppelzüngiges» Verhalten
Nach seinen Angaben haben sich die Vertreter der beiden grossen Branchenverbände FCA und FCD innerhalb der Interprofession für Vieh und Fleisch (Interbev) gegen die Veröffentlichung eines Produktionskostenindikators für die Rinderhalter ausgesprochen.
Der FNB forderte Landwirtschaftsminister Julien Denormandie auf, gegenüber den Handelsunternehmen «einen härteren Ton anzuschlagen» und das Gesetz durchzusetzen. Scharfe Kritik übten die Rinderhalter an dem ihrer Meinung nach «doppelzüngigen» Verhalten der Handelsvertreter. Noch zu Jahresbeginn
habe der FCD öffentlich bedauert, dass nicht mehr Verträge Produktionskostenindikatoren einschlössen. Auch sei der Eindruck erweckt worden, dass dies auf eine Verweigerungshaltung der Bauern zurückzuführen sei.
Faire Preise gefordert
Laut dem FNB sind die Produktionskosten der Rinderhalter innerhalb eines Jahres im Schnitt um 3,9 % gestiegen. Deutlich stärker sind offenbar die Geflügelmäster unter Druck. Ihre Interprofession (Anvol) warnte, dass der Fortbestand des Sektors in Gefahr sei. Die Mäster seien mit einem «spektakulären» Anstieg der Futtermittelkosten konfrontiert.
Nach Angaben der Interprofession lag der entsprechende Index des Fachinstituts der Geflügelwirtschaft (ITAVI) im Oktober gegenüber dem Vorjahresmonat um 29 % höher und kennt seit einem Jahr nur eine Richtung. Alle Marktteilnehmer müssten nun ihrer Verantwortung gerecht werden und einen fairen Preis für französisches Geflügel ermöglichen. Ähnlich ist die Lage bei den Schweinehaltern, die sich zusätzlich mit dem Rückgang der Schlachtschweinepreise auseinandersetzen müssen.
Die Interprofession für Schweinefleisch (Inaporc) geht davon aus, dass ein Mastbetrieb durchschnittlicher Grösse im Zeitraum Oktober 2021 bis März 2022 zwischen 80’000 Euro (rund 83’000 Franken) und 120’000 Euro (rund 125’000 Franken) Verlust einfahren wird.