Es wird geschätzt, dass die Herbstaussaat zur Ernte 2023 bezogen auf das gesamte Territorium der Ukraine im Vergleich zum Vorjahr um 40 % gesunken ist.
zvg
Die Landwirtschaft in der kriegsgebeutelten Ukraine benötigt dringend Hilfe bei der Räumung der Minen auf den Feldern. Die Direktorin des ukrainischen Agrarforums, Mariia Didukh, bat vor dem Landwirtschaftsausschuss des Europaparlaments um die Entsendung von Minenräum-Gruppen.
Alternativ sollte der Regierung in Kiew über Finanzhilfen die Möglichkeit gegeben werden, private Sucheinheiten anstellen zu können. Da sehr viele Flächen vermint seien, sei bereits ein Grossteil der Herbstaussaat nicht möglich gewesen.
Didukh schätzt, dass die Herbstaussaat zur Ernte 2023 bezogen auf das gesamte Territorium der Ukraine im Vergleich zum Vorjahr um 40 % gesunken ist.
Mienen bremsen Weizenanbau aus
Bei den gegenwärtig unter ukrainischer Hoheit befindlichen Flächen sei es immer noch ein Rückgang von 24 %. Ein Grossteil davon sei auf die Verminung zurückzuführen. Vor allem der Anbau von Winterweizen in der zentralen Ukraine und dem Nordosten des Landes habe darunter gelitten.
Laut der Direktorin gehen vielen Landwirten aufgrund der Kriegsschäden und des Wegfalls von Absatzmärkten die finanziellen Reserven aus. Hätten viele Bauern zu Kriegsbeginn im Februar vorigen Jahres noch auf finanzielle Rücklagen oder Saatgut- und Düngemittelvorräte zurückgreifen und damit die Betriebe am Laufen halten können, stünden viele jetzt mit dem Rücken zur Wand.
Rund 41 Milliarden Verlust
Die Ukrainerin erinnerte daran, dass der Angriff Russlands dem Agrarsektor der Ukraine bereits Einbussen von schätzungsweise rund 40.54 Mrd Franken (41 Mrd Euro) beschert habe. Darin seien die direkten Kriegsschäden auf den landwirtschaftlichen Betrieben in Höhe von 6.53 Mrd Franken (6,6 Mrd Euro) eingerechnet.
Die indirekten Folgekosten würden sich auf 33,9 Mrd Franken (34,3 Mrd Euro) belaufen. Dennoch sei es den Landwirten in der Ukraine gelungen, bei der Frühjahrsbestellung zur Ernte 2022 etwa 95 % der verfügbaren Flächen einzusäen.
Solidaritätskorridore «unter allen Umständen» aufrecht erhalten
Didukh mahnte, die von der Europäischen Union ins Leben gerufenen Solidaritätskorridore «unter allen Umständen» aufrechtzuerhalten. Zwar erleichtere das mit Russland ausgehandelte Getreideabkommen den Export von Agrargütern über die Schwarzmeerhäfen ganz erheblich. Man habe allerdings kein Vertrauen, dass sich die Regierung in Moskau verlässlich an die Zusagen halten werde.
Im Hinblick auf die Grenzübergänge zu Polen beklagte Didukh, dass dort zuletzt viele ukrainische Agrarexporte aufgrund von Formalien nicht oder nur mir grossen Verzögerungen abgefertigt worden seien. Dies gelte auch für die Lebendtierexporte über die rumänischen Schwarzmeerhäfen.