Der ökologische Fussabdruck der Weltbevölkerung ist zu gross: Jeder dritte Befragte aus der Schweiz gibt an, im Bereich Nachhaltigkeit eine Führungsrolle übernehmen zu wollen. – unsplash
Global stossen viele Firmenchefs mit ihren Nachhaltigkeitsplänen bei Investoren auf Widerstand. In der Schweiz ist die Opposition der Geldgeber viel geringer. Den Experten überrascht das nicht.
Bei einer weltweiten Umfrage des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmens EY gaben 65 Prozent der befragten Konzernchefs an, mit ihrer Strategie zur Umstellung auf Nachhaltigkeit bei Investoren und Anteilseignern auf Widerstand zu stossen. Wie neu veröffentliche Daten zeigen, ist das Bild in der Schweiz deutlich besser. Nur ein Viertel der Befragten kämpft mit Gegenwind.
Benjamin Teufel, Head of Sustainability bei EY in der Schweiz, sieht dafür mehrere Gründe: «Ob Forschung oder Unternehmen: Die Schweiz ist im Bereich Nachhaltigkeit vielerorts führend.» Das Thema sei dadurch viel präsenter als in anderen Ländern.
Zudem gebe es eine breite öffentliche Diskussion, auch durch jüngste Abstimmungen, wie etwa die Konzernverantwortungsinitiative, das CO2-Gesetz oder die kantonalen Energiegesetze. «Entsprechend wird die Nachhaltigkeit hierzulande nicht so kontrovers diskutiert und hinterfragt wie andernorts.»
Jeder dritte Befragte aus der Schweiz gibt an, im Bereich Nachhaltigkeit eine Führungsrolle übernehmen zu wollen. «In der Schweiz haben viele CEOs erkannt, dass man langfristig einen positiven Wert generieren kann, wenn man das Geschäft nachhaltig gestaltet», so Teufel. Gerade mit Blick auf die Zukunft helfe es, sich schon heute nachhaltig zu positionieren. «Denn wenn die Umstellung kommt, könnte es für Nachzügler zu spät sein, noch einen Turnaround zu vollziehen.»
ESG-Ratings weniger wichtig
Obwohl das Thema ESG omnipräsent ist, sieht nur ein Drittel der befragten CEOs aus der Schweiz ESG-Ratings als relevant an, um Investoren anzuziehen. In den Unternehmen würden ESG-Ratings kontrovers diskutiert, erklärt Teufel. «Die Ratings sowie die Standards im Bereich Nachhaltigkeit sind noch nicht genügend etabliert, es geschieht jedoch einiges in diesem Bereich.»
Aller Ambition der Schweizer Wirtschaft zum Trotz hält Teufel Regulierungen im Bereich Nachhaltigkeit für essenziell. «Der Markt allein wird es wahrscheinlich nicht richten», so der EY-Experte. Es würde nach wie vor Unternehmen geben, welche Nachhaltigkeit als weniger wichtig beurteilten. «Regulierungen sind notwendig, um das Thema voranzutreiben und die notwendigen Massnahmen umzusetzen.»
Für den «EY CEO Outlook 2022» wurden global über 2000 CEOs befragt, 40 davon aus der Schweiz. Ein Drittel von ihnen ist für 1000 bis 5000 Mitarbeiter verantwortlich, ein Viertel für über 50›000. Kleinunternehmer aus der Schweiz wurden nicht berücksichtigt.