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BIG-M-Präsident Martin Haab.
Um die Bäuerliche Interessengemeinschaft für Marktkampf BIG-M ist es ruhig geworden. Präsident Martin Haab sagt, warum .
«Schweizer Bauer»: Warum hört man kaum mehr etwas von BIG-M?
Martin Haab: Uns fehlen die zündenden Ideen für gute Aktionen. Wir beschränken uns deshalb im Moment darauf, in unserem Newsletter die Situation anzuprangern. Solange die Verbände das Gefühl haben, es sei alles in Ordnung, können auch wir wenig machen. Früher haben uns die Schweizer Milchproduzenten (SMP) in unserer kritischen Haltung bestärkt. Der heutige Vorstand der SMP sieht keinen akuten Handlungsbedarf, und die Milchhandelsorganisationen rufen Durchhalteparolen aus. Mit der Lactofama kam eine Organisation mehr dazu, von der ich nicht glaube, dass sie was nützt.
Viele Milchbauern erhalten nicht einmal mehr 50 Rp./kg ausbezahlt. Warum hört man trotzdem keinen Protest?
Die Kampfkraft bei den Bauern ist total erloschen. Wenn man einen Umzug oder eine Demo organisiert, kommen nur 50 bis 60Leute. Obschon die meisten das Messer am Hals haben.
Woran liegt das?
Der schlechte Milchpreis zusammen mit der AP 14–17 hat viele Bauern an den Punkt gebracht, an dem sie mit ihrer Zukunft abgeschlossen haben. 50 Prozent der Bauern haben ihren Fahrplan gemacht, wie sie bis 65 durchhalten und danach aufhören können. Die gehen nicht mehr auf die Strasse. Heute können wir die Bauern nicht mehr hinter dem Ofen hervorlocken. Und mit einer Handvoll Leuten bei einer Aktion herumzustehen, das brauche ich nicht.
Und was machen Sie im Hintergrund?
Wir versuchen, unsere Anstrengungen mit anderen Organisationen – etwa mit dem Zürcher Bauernverband – zu koordinieren. Wir versuchen — etwa beim Herbstpaket des BLW —, zu den Verordnungsänderungen unsere Meinung einzubringen. Wir sind zu fest in Richtung Biodiversität abgeglitten. Deshalb heult jetzt Pro Natura auf, weil die hohen Biodiversitätsbeiträge wieder etwas gekürzt werden sollten.
Die Bauernvertreter in der BOM waren stolz darauf, dass der Richtpreis für A-Milch bei 68 Rp./kg belassen wurde. Was sagen Sie zu diesem Erfolg?
Das zeigt, dass die SMP das Problem nicht sehen wollen. Wenn das die einzige Antwort auf die grossen Probleme im Milchmarkt ist, dann ist das für mich schlicht hilflos. Mich erstaunt nicht, dass man auch in der BOM immer wieder die eigenen Entscheide bejubelt, doch deren Effekte auf den Milchpreis bleiben weitgehend aus. Das Gleiche bei der Lactofama und seit einiger Zeit bei den SMP. Man rühmt sich, man man habe den Markt stabilisiert, aber gleichzeitig sinkt der Preis für die Bauern weiter. Der Bauer, der einen extrem tiefen Milchpreis bekommt, spürt keine Besserung. Wir haben ein grundsätzliches Problem: Wir produzieren mehr Milch, als der Markt aufnehmen kann. Und unsere Verbandsvertreter wollen aus eigenen Interessen die ineffizienten Strukturen noch immer nicht aufbrechen. Dabei haben wir viel zu viele Verbände und Milchhändler, die hohe Kosten verursachen. Eigentlich müsste man den SMP das Dossier Milch entziehen und dem Schweizer Bauernverband (SBV) übertragen. Aber auch beim SBV ist man beim Thema Milch eigentlich hilflos. Die SBV-Vertreter reden zwar nicht alles schön, bringen aber den Mut nicht auf, das Problem anzugehen und zu lösen.