Die Aaremilch AG ist auch dank ihrer Naturparkkäserei für die Migros zur gefragten Partnerin geworden. – Daniel Salzmann
Die Milchhandelsorganisation Aaremilch wurde einst belächelt. Jetzt bezahlt sie einen der besten Molkereimilchpreise.
Die Aaremilch, eine Milchproduzentenorganisation, deren Aktien in der Mehrheit regionalen Milchringen und zu 25% Geschäftsführer Donat Schneider gehören, will mit der Migros-Molkerei Elsa ein Geschäft abschliessen.
50% an Migros
Noch müssen Organe der Migros und die Wettbewerbskommission grünes Licht geben. Kommt das Geschäft zustande, kontrolliert die Migros die Naturparkkäserei Diemtigtal und deren Betreibergesellschaft. Sie kommt so an einen modernen Verarbeitungsbetrieb, für den ohne den Support der Landwirtschaft und der bäuerlichen Politiker (Donat Schneider etwa war 2010 bis 2018 Grossrat) die benötigte Fruchtfolgefläche im Simmental vielleicht nicht eingezont worden wäre.
Darüber hinaus beteiligt sich die Elsa an der Aaremilch selbst zu 50%. Damit sichert sie sich Milch in einer Zeit, wo diese knapp ist und vermutlich noch knapper wird, und ist dadurch weniger stark auf die grosse bäuerliche Produzentenorganisation Mooh angewiesen.
Abspaltung von Lobag
Die Aaremilch AG hat eine Erfolgsgeschichte hinter sich. 2013 ging sie aus der Lobag Milch AG hervor. Diese hatte die Lobag, der heutige Berner Bauernverband (BEBV), 2007 ins Leben gerufen und mit 100’000 Franken Kapital ausgestattet. Die Lobag Milch AG wurde zuerst von Christian Oesch, dem Ehemann der heutigen BEBV-Geschäftsführerin Karin Oesch-Burgermeister, und von Adrian Affolter geführt. 2013 wurde Donat Schneider, der zuvor Geschäftsführer der Lobag gewesen war, Geschäftsführer der Aaremilch AG.
Dass die Lobag eine eigene Milchhandelsorganisation hatte, hatte bei denjenigen bernischen Milchbauern, die direkt an die Molkereien Emmi oder Cremo lieferten, zuvor oft für Kritik gesorgt. Auch war es so, dass in der Aaremilch viele Hügel- und Bergproduzenten vertreten waren, die wegen ihrer geografischen Lage von den Molkereien nicht als Direktlieferanten gefragt waren. Die Aaremilch verlor auch in der Folge immer wieder Lieferanten, weil sie nur unterdurchschnittliche Milchpreise bezahlen konnte.
Lage auf Milchmarkt verändert
Die damalige und heutige Führungscrew der Aaremilch um Donat Schneider, Christian von Känel, Rudolf Bigler, Hansueli Jungen, Jürg Iseli, Urs Jenni und anderen mehr glaubte aber daran, dass für die verbliebenen Lieferanten eine gute Zukunft möglich sei. Sie lancierte die A2-Urmilch und die sogenannte Klimamilch und verfolgte vor allem das Naturparkkäserei-Projekt im Simmental, damit sie Milch, die eigentlich niemand wollte, selbst verarbeiten konnte.
Sie liess es in der Folge zu, dass die Migros Aare in der Naturparkkäserei eine Abfüllanlage einrichtete, wozu die Migros Aare auch ein Darlehen gab. Die Aaremilch suchte für die Migros neue Wiesenmilchlieferanten. Inzwischen hatte sich aber die Lage auf dem Milchmarkt verändert. Milch wurde knapp, sodass die Naturparkkäserei keine billige Milch mehr einkaufen konnte. Das Käseexportgeschäft kam deshalb nicht zum Fliegen, der einst hochgelobte Partner Royal A-Ware hielt auch nicht, was er versprochen hatte.
BEBV hat offene Fragen
Im Gegenzug wollte die Migros sich Milch sichern. Sie ist deshalb bereit, den Aaremilch-lieferanten den vergleichsweise hohen Milchpreis der Elsa-Lieferanten zuzugestehen. Das heisst, dass ein Aaremilchproduzent, der Wiesenmilch liefert, heute eindeutig mehr erhält als ein Direktlieferant von Emmi und Cremo. Zu reden gibt jetzt teilweise, dass die Lobag 2013 der Aaremilch AG die Aktien der Lobag Milch AG zum Nennwert von 100000 Franken verkauft hat, wie BEBV-Kommunikationschefin Gaby Mumenthaler bestätigt.
Aus diesen 100’000 Franken sind durch den Migros-Kauf nun ein Vielfaches geworden. Der BEBV hat 2013 keine Gewinnbeteiligung verabredet. Donat Schneider sagt, dass die Lobag damals extern ein Bewertungsgutachten habe erstellen lassen, und er selbst habe seine Aktien nun «weit unter Markt- und Sub-stanzwert verkauft». Mumenthaler schreibt: «Der BEBV ist mit der Aaremilch AG im Austausch. Verschiedene Milchringe sind mit Fragen auf uns zugekommen. Diese offenen Fragen werden an einer physischen Sitzung mit der Aaremilch geklärt.»
5 Responses
Der Fisch stinkt bekanntlich immer vom Kopf her…
Wer aktiv, innovativ und risikobereit ist und dann Erfolg hat muss sich rechtfertigen und die VERWALTUNG hat plötzlich Fragen… Was mögen wohl die Fragen des BEBV sein…?
– Wie kann man mit so einer schlechten Ausgangslage Erfolg haben?
– Was haben wir falsch gemacht?
– Wir haben noch ein paar andere Baustellen, könnt ihr uns auch helfen?
Was bedeutet das denn?Dass die Migros den Mehrwert gescbaffen habe? Wie naiv ist das denn?
„Aus diesen 100’000 Franken sind durch den Migros-Kauf nun ein Vielfaches geworden. Der BEBV hat 2013 keine Gewinnbeteiligung verabredet.„
Mit Können und gutem Geschäftssinn hat das nichts zu tun. Die Aaremilch hat einfach Glück, dass die Milch rar ist. Andernfalls hätte es düster ausgesehen für die Milchlieferanten.
Der BeBV hat schon länger ein Problem. Wenn die Nominations-Gerüchte stimmen gefriert einem das Blut in den Adern. Hoffe es findet sich noch ein qualifizierter Kandidat. Es darf nicht wieder ein Nebenerwerbs-Politiker aus dem Berggebiet werden!