Milchkuh auf Weide in der Schweiz: Nachhaltigkeit bedeutet auch Mehrkosten. – Jakob Kuert
Agroscope hat im Auftrag von IP-Suisse und dem Schweizer Tierschutz die Wirtschaftlichkeit von Wiesenmilchbetrieben analysiert. Es zeigt sich, dass die vollständige Abgeltung nicht bei allen Betriebsstrukturen gegeben ist und das den weiteren Ausbau in Frage stellt.
Jeder zusätzlich verkaufte Liter Wiesenmilch fördere eine standort- und artgerechte Fütterung mit obligatorischem Auslauf und Weide für die Tiere sowie einem beschränkten Kraftfuttereinsatz bzw. Sojaverbot, heisst es in einer Medienmitteilung von Schweizer Tierschutz STS und IP-Suisse. Das Label trage einem wachsenden Kundenbedürfnis nach mehr Nachhaltigkeit und Tierwohl Rechnung.
Mit den höheren Anforderungen sind Mehrkosten verbunden. Die Forschungsanstalt Agroscope hat im Auftrag von Schweizer Tierschutz STS und IP-SUISSE die wirtschaftliche Situation von Wiesenmilchproduzenten untersucht. Die Forscher haben analysiert, wie hoch die Mehrkosten und Mehrerlöse der Wiesenmilchproduzenten durch ihre graslandbasierte Produktionsform sind und ob die Tierwohlmehrleistungen vollständig abgegolten werden.
Resultat: Die Betriebe können die Kosten trotz Prämie von 5 Rappen/Kilo nur zu 84% decken. Je nach Milchleistung weisen konventionelle Betriebe eine höhere Deckung auf, heisst es. Bei intensiv geführten konventionellen Betrieben mit hohen Milchleistungen lohne sich eine Umstellung auf das tierfreundliche Wiesenmilchsystem ohne zusätzlichen Preisanreiz nicht, was aus Sicht des Tierschutzes und der Nachhaltigkeit problematisch sei, heisst es weiter. Lohnenswert sei die Umstellung auf die Wiesenmilch v.a. für Betriebe mit ähnlichen Produktionssystemen, weil nur geringere Anpassungen notwendig sind.
Einerseits seien die Abnehmer gefordert, weil der Ausbau der Wiesenmilchmengen kaum mit den bisherigen 5 Rp/kg zu haben sei. Andererseits liege der Ball auch beim Bund: Eine höhere Priorität bei der Tierwohlförderung und eine Leistungsvereinbarung mit Verarbeitern und Handel würden ein klares Zeichen setzen sowie mehr Verbindlichkeit aber auch zusätzliches Profilierungspotenzial schaffen. Diese Chance gelte es zu nutzen.
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Diskutiert und forscht weiter im Elfenbeinturm. Unterdessen planen unzählige weitere Milchproduzenten den längerfristigen Ausstieg und Leben unterdessen von der Substanz.