Raubtiere sind weltweit durch Strassen stärker bedroht als bisher angenommen, berichtet ein internationales Forscherteam. Besonders bedroht ist demnach der Iberische Luchs, der nur in Spanien und Portugal vorkommt und von dem es schätzungsweise nur noch wenige hundert Tiere gibt.
Zu diesem Ergebnis kommt eine umfassende Studie eines Forscherteams aus Deutschland und Portugal, wie das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) am Mittwoch in Leipzig mitteilte.
Schutzstatus überdenken
Die Hochrechnung in der Studie zeigt, dass der Iberische Luchs in 114 Jahren ausgestorben sein wird. Während diese Art von der Weltnaturschutzunion als stark gefährdet eingestuft werde, seien dies andere von Strassen bedrohte Tierarten nicht, warnen die Forscher. Der Japanische Dachs und der Japanische Marder zum Beispiel werden der Hochrechnung zufolge aufgrund der Bedrohung durch Strassen in neun beziehungsweise 17 Jahren ausgestorben sein.
Für ihre Studie erfassten die Wissenschaftler weltweit 232 Raubtierarten und bestimmten, wie stark diese von der Zerschneidung ihrer Lebensräume beeinflusst werden. Von den fünf Prozent beziehungsweise 17 Raubtierarten, die weltweit am stärksten von Strassen gefährdet sind, werden demnach neun von der Weltnaturschutzunion derzeit als «nicht gefährdet» eingestuft.
Schutzstatus überdenken
Die Forscher fordern deshalb, den Schutzstatus dieser Tierarten zu überdenken. «Unsere Ergebnisse zeigen, dass Nordamerika und Asien die Regionen mit den meisten Raubtierarten sind, die durch den Strassenverkehr negativ beeinflusst werden, gefolgt von Südamerika und Europa», erklärte Forscherin Ana Ceia-Hasse.
Überraschenderweise gebe es aber auch in Regionen mit geringer Strassendichte Raubtiere, die durch Strassen bedroht seien. So hätten Strassen in Afrika deutliche Auswirkungen auf das Verbreitungsgebiet des Leoparden. Empfindliche Arten, die regelmässig weitere Distanzen zurücklegen, könnten schon durch vergleichsweise wenige Strassen behindert werden. Die Studie wurde im Fachblatt «Global Ecology and Biogeography» veröffentlicht.

